Traumjob erschaffen
Autor: Diana Fuchs
, Dienstag, 14. Juni 2022
Petra Dlugosch hat vor 15 Jahren alles dafür getan, dass das Seniorenheim St. Elisabeth in Kitzingen zum Mehrgenerationenhaus wurde. Tanja Kraev führt Dlugoschs Herzensprojekt fort.
Sie ist kreativ, mutig und zugleich einfühlsam. Alle, die mit ihr zu tun haben, sagen: Sie ist eine Powerfrau, eine mit großem Herzen und sozialem Gespür. Petra Dlugosch (65) hat die Sozialarbeit in Kitzingen geprägt – unter anderem als Initiatorin und Projektleiterin des Mehrgenerationenhauses St. Elisabeth. Gemeinsam mit ihrer Nachfolgerin Tanja Kraev (33) blickt die Neu-Ruheständlerin im Interview in die Zukunft. Sie ist sich sicher: Glück kann jeder erleben, auch im Alter und sogar trotz Demenz.
Petra Dlugosch: (lacht) Meine Kinder haben vor 15 Jahren, als wir das Mehrgenerationenhaus Kitzingen gegründet haben, gesagt: „Endlich wirst du für deine verrückten Ideen bezahlt!“
Wie haben Sie das geschafft?Dlugosch: Ich hab' von Anfang an gern mit Senioren gearbeitet und ich wollte mehr Leben in unser Seniorenheim bringen, die alten Menschen waren zu sehr unter sich, mit wenig Anregung von außen. Parallel zu meiner Tätigkeit in St. Elisabeth war ich als Sozialpädagogin auch an der Schule tätig. Beides war mir wichtig. Irgendwann habe ich einfach mal ein paar Schüler mit ins Seniorenheim genommen und festgestellt: Das war für beide Seiten toll.
Dlugosch: Das ist ja auch immer eine finanzielle Sache. Als mir 2007 die Ausschreibung des Staatsministeriums in die Hände fiel, wusste ich: Das wär's! Der Ansatz, dass Mehrgenerationenhäuser soziale Anlaufstellen für alle Generationen sein sollen, war genau mein Ding.
Dlugosch: Ich habe mich damals gleich hingesetzt und übers Wochenende ein Konzept fürs „MGH Kitzingen“ ausgearbeitet. Als ich am Montag zur Arbeit ging, stand Elisabeth Müller, die damalige Leiterin des Seniorenheims St. Elisabeth, schon in meiner Tür und meinte, es gebe da eine Ausschreibung des Sozialministeriums, die wie für uns gemacht sei. Ich hab geantwortet: „Das Konzept ist schon fertig!“ Mit meinen Ideen bin ich dann zur Stadt Kitzingen gegangen und habe beim damaligen Hauptamtsleiter Ralph Hartner offene Türen eingerannt. Auch die Verantwortlichen bei der Caritas konnten wir überzeugen, dass St. Elisabeth ein Mehrgenerationenhaus werden soll.
Und der Stadtrat war auch gleich dafür? Immerhin muss die Stadt 10.000 Euro pro Jahr zuschießen, damit auch der Bund das MGH fördert.Dlugosch: Ja, auch im Stadtrat ist die Idee sehr gut angekommen. Man hat erkannt, dass man eine Anlaufstelle und einen Begegnungsort braucht, um ein generationsübergreifendes Netzwerk knüpfen zu können. Mehrgenerationenhäuser sind in Zeiten des demografischen Wandels sehr wichtig: Sie sind der Dreh- und Angelpunkt für die gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt.
Woher kommt eigentlich Ihre Leidenschaft für das Generationenthema?Dlugosch: Das waren vor allem die Erfahrungen, wenn Kinder und Jugendliche die Senioren in St. Elisabeth besucht haben. Beide Seiten waren voneinander beeindruckt. Die Kinder, die vorurteilsfrei auf die Alten zugegangen sind, und die Senioren, die noch tagelang von den jungen Besuchen erzählt haben. Das waren Schlüsselerlebnisse. Die vielen unkomplizierten, herzlichen Begegnungen der jungen und alten Menschen haben mich damals sehr berührt. Mir ist aufgefallen, wie viel sogar Demenzkranke noch können – und niemand sieht es. Da dachte ich: Ich möchte etwas machen, das die Menschen beflügelt statt sie zu bremsen.