Das Vorwort im neuen Vhs-Heft sorgt für Aufregung. Oberbürgermeister Stefan Güntner distanziert sich „aufs Schärfste“.
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Donnerstag, 17. Sept. 2020
Auch Chefarzt Dr. Volker Fackeldey zeigt sich verwundert.
           
Kitzingen Die Leiter der Volkshochschule in Kitzingen, Cornelia Rauh und Richard Arndt-Landbeck, haben ihr Herbst- und Winterprogramm mit einem Vorwort versehen, das für Aufregung sorgt. Thema: Corona und die Demokratie. Bundes- und Landespolitiker würden in einhelliger Allianz mit vielen Behörden und Wissenschaftlern Angst und Panik verbreiten, schreiben sie. Und weiter: „Ein wissenschaftlicher Diskurs scheint offensichtlich nicht erwünscht.“ Wir haben Oberbürgermeister Stefan Güntner und den Chefarzt der Klinik Kitzinger Land, Dr. Volker Fackeldey, zu den Thesen im Vhs-Vorwort befragt. Die Reaktionen reichen von Verwunderung bis Ablehnung.
Güntner: Nein. Die Vhs Kitzingen ist eine eigene Einrichtung der Stadt Kitzingen mit eigenem hauptamtlichen Verwaltungspersonal. Wir leben in einem freien Land, in dem insbesondere die Meinungsfreiheit ein hohes Gut darstellt. Insofern dürfen die Mitarbeiter der Stadt Kitzingen natürlich auch ihre Meinung haben und vertreten, auch wenn diese ausdrücklich nicht der Meinung des Oberbürgermeisters entspricht.
Sie distanzieren sich von dem Vorwort?Güntner: Aufs Schärfste. Ich kann ihm inhaltlich nicht zustimmen, mir fehlt der Bezug zum Eigentlichen, nämlich zum Programm der Vhs. Wäre ich ein Lehrer, würde ich dieses Vorwort als Themaverfehlung bewerten.
Fackeldey: Im Gegenteil. Das Vorgehen des Ministeriums ist völlig korrekt. Abstand plus Hygiene plus Alltagsmasken sind nach wie vor die wichtigsten Mittel im Kampf gegen Corona. Ich kann diese Aussagen nicht nachvollziehen.
Dr. Fackeldey: Das ist falsch, die aktuellen Studien laufen erst seit etwas mehr als einem halben beziehungsweise dreiviertel Jahr und sind noch gar nicht abgeschlossen. Es dauert so lange, weil Qualität und Sicherheit eben nicht vernachlässigt werden. Zumindest nicht in der EU und in Deutschland. Früher benötigten die Wissenschaftler für die Entwicklung eines Impfstoffes zehn und und mehr Jahre.
Die Autoren weisen darauf hin, dass es bei keinem Wirkstoff eine hundertprozentige Wirksamkeit gibt.Dr. Fackeldey: Diese Aussage ist grundsätzlich richtig, gilt aber für alle Wirkstoffe. Die Wirksamkeit der weltweit zirka 180 getesteten Impfstoffe kann zurzeit auch gar nicht abgeschätzt werden, da die Studienergebnisse überhaupt noch nicht vorliegen.
Demnach haben Rauh und Arndt-Landbeck recht, wenn sie schreiben, dass die Coronaviren nicht ausgerottet werden können?Dr. Fackeldey: Das ist auch gar nicht das Ziel der Impfungen. Es geht um die „Herdenimmunität“. Ein Ausrotten von Viren ist auf Grund der häufigen Mutationsrate sehr schwierig. Das ist bisher nur beim Pockenvirus gelungen.