Teststress wird zum Stresstest
Autor: ktlrd
Kitzingen, Montag, 29. November 2021
Weil die Nachfrage das Angebot übersteigt, reagiert das BRK und eröffnet ein neues Testzentrum. Etliche Apotheken sind derweil an ihre personellen Grenzen gestoßen
Lange Schlangen vor den Apotheken, großer Andrang beim BRK: Tausende Landkreisbürger wollen, beziehungsweise müssen sich auf Corona testen lassen. Die Nachfrage übersteigt im Moment das Angebot. Das BRK reagiert und eröffnet schon an diesem Mittwoch ein zweites Testzentrum im Landkreis, die meisten Apotheken sind bereits an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen.
„Wir zappeln uns ab“, sagt Bernward Unger, Apothekensprecher und Besitzer der Weingarten-Apotheke in Dettelbach. An manchen Tagen machen seine Mitarbeiter bis zu 50 Corona-Tests, in der Woche sind es bis zu 200. „So einen Andrang wie jetzt hatten wir noch nie“, heißt es auch aus der Stern-Apotheke in Kitzingen. Seit März letzten Jahres können sich die Menschen dort testen lassen. Noch nie war so viel los wie in diesen Tagen – seit die Landesregierung umfassende 2G- und 2G-Plus-Regelungen verkündet hat. Wer nicht geimpft ist und zur Arbeit will, der muss genauso einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen wie Geimpfte, die Angehörige im Pflegeheim besuchen wollen, ins Fitnessstudio oder in eine der seltenen kulturellen Veranstaltungen gehen wollen. „Die Menschen, die zu uns kommen, haben komplett unterschiedliche Motivationen“, sagt Celina Bergmeister von der Brücken-Apotheke in Kitzingen.
Alle Termine ausgebucht
Dort wird an vier Tagen in der Woche getestet, bis diesen Freitag sind alle Termine ausgebucht. Die Zeitfenster betragen eine bis zwei Stunden am Stück. „Mehr schaffen wir nicht“, bedauert Bergmeister. „Aus personellen Gründen.“ Aus dem gleichen Grund wird es auch in der Stern-Apotheke keine weiterführenden Test-Angebote geben. Dort können Interessierte an drei Tagen in der Woche kommen – ohne Anmeldung. Die Schlange vor dem Test-Pavillon zeigt, wie groß der Bedarf ist. In der Apotheke am E-Center ist das Test-Angebot Anfang Oktober ausgelaufen. „Die Anfrage ist eingebrochen, als die Tests kostenpflichtig wurden“, erklärt Ellen Nordhause. Jetzt sind die Tests wieder kostenfrei und die Nachfrage zieht an. „Aber wir haben nicht genug personelle Ressourcen“, erklärt Nordhause. Außerdem fehlt die nötige Fläche. „Im Winter können wir kein Zelt aufbauen wie in den Sommermonaten.“
Bernward Unger reagiert auf die Nachfrage, indem er zeitnah zwei externe Kräfte anlernen will. Dank ihnen könnten vielleicht schon ab der kommenden Woche bis zu 300 Tests pro Woche in der Weingarten-Apotheke durchgeführt werden. Der Dettelbacher freut sich, dass er die nötige Infrastruktur aufrecht erhalten hat. Im September hatte er noch überlegt, das Angebot komplett einzustampfen. „Damals gab es so gut wie keine Nachfrage.“ Jetzt sind die Termine sehr schnell ausgebucht und er ist froh, sich rechtzeitig mit dem nötigen Material eingedeckt zu haben. „Im Moment ist es schwierig, an Test-Equipment zu kommen“, informiert er. Und die Preise steigen. Für 3,99 Euro bietet er ein Selbsttest-Set für Kunden an, die sich daheim in aller Ruhe testen wollen. „Das entspricht schon fast dem momentanen Einkaufspreis“, sagt er.
Testzentrum in Mainbernheim
Das Bayerische Rote Kreuz reagiert auf die aktuelle Entwicklung, indem es ein weiteres Testzentrum eröffnet. Auf dem Gelände der ehemaligen Süßigkeitenfabrik Bären-Schmidt in Mainbernheim wird ab Mittwoch, 1. Dezember, getestet. In den Marshall-Heights eröffnet am Freitag ein weiteres Testzentrum direkt neben dem Impfzentrum. Bis dato waren Impf- und Testzentrum in einem Gebäude untergebracht. „Wegen der steigenden Zahl der Impfungen brauchen wir dort mehr Platz“, erklärt BRK-Geschäftsführer Felix Wallström. Seit die 3G-Regelung am Arbeitsplatz eingeführt wurde, sei der Bedarf an Testungen enorm gestiegen. Das neue Zentrum in den Marshall-Heights wird ab Freitag dieser Woche vor allem von Ehrenamtlichen betreut. Etwa 50 Mitglieder werden sich abwechselnd zur Verfügung stellen. Während es personell beim BRK keine Engpässe gibt, sieht Wallström die Zulieferung mit dem nötigen Testmaterial ähnlich kritisch wie Bernward Unger. Zum Glück haben wir ausreichend vorgesorgt.
Die Stadt Kitzingen will am heutigen Dienstag entscheiden, ob sie erneut ein Testzentrum in der Stadt anbietet. Bis vor drei Wochen hatte die Stadt in Zusammenarbeit mit Elke Anna Treder ein solches Angebot aufrecht erhalten. Zuerst in der Rathaushalle, später dann im Keller des ehemaligen Bürgerzentrums am Main, Weinfreunden auch bekannt als Bocksbeutelbar während der Weinfeste. Wegen der schleppenden Nachfrage war der Vertrag zum Ende dieses Monats gekündigt worden, die Betreiberin hatte bereits vor drei Wochen ihre Zelte abgebrochen. Jetzt zieht die Nachfrage wieder an und Elke Anna Treder würde laut Auskunft aus dem Rathaus kurzfristig wieder am Start sein können.
Die Rathaushalle fällt als möglicher Standort für ein Testzentrum jedoch aus. Sie ist für Veranstaltungen, die eventuell im Januar/Februar über die Bühne gehen werden, geblockt. Der Keller im ehemaligen Bürgerzentrum ist nicht beheizbar und in den Wintermonaten ebenfalls keine vernünftige Alternative. „Es gibt zwei Leerstände in der Stadt, die in Frage kämen“, erklärt der Leiter der Hauptverwaltung, Herbert Müller. Gut möglich, dass die Testkapazitäten in der Großen Kreisstadt weiter ausgebaut werden.