"Sonst sterben die Innenstädte aus": Kitzinger Einzelhändler bitten mit Aktion um Hilfe
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Mittwoch, 03. Februar 2021
Mit einer neuen Aktion kämpfen Kitzinger Händler um Aufmerksamkeit und Hilfe. Die ist dringend nötig. Auch deshalb, weil es Ungerechtigkeiten gibt.
- Fränkische Einzelhändler machen bei deutschlandweiter Aktion mit
- Sorge, dass Innenstädte nach und nach aussterben
- Click & Collect nur "Tropfen auf dem heißen Stein"
Die roten Plakate mit weißer Schrift fallen auf. Immer wieder bleiben Passanten stehen und lesen sich den Text durch. Lorette Konrad und Marliese Nürnberger kann das nur Recht sein. Mit ihrer Aktion wollen sie genau das erreichen: Auf sich und die Sorgen aller Einzelhändler aufmerksam machen.
Deutschlandweite Aktion: "Wir gehen mit voran"
"Wir gehen mit voran“, nennt sich die deutschlandweite Aktion. Und das bedeutet: Wir gehen nicht mit unter. Letzteres ist in diesen Zeiten gar nicht einfach. Seit sechs Wochen haben die Einzelhändler geschlossen. Lockdown. Der zweite nach März/April 2020. „So kann es nicht weitergehen“, sagt Lorette Konrad. „Sonst sterben die Innenstädte nach und nach aus.“
Video:
Konrad hat das Geschäftsleben quasi mit der Muttermilch eingesogen. Schon ihre Eltern und Großeltern waren Einzelhändler. Ihr Modegeschäft gibt es seit 97 Jahren. In Tauberbischofsheim und Kitzingen hat sie je eine Filiale. „Ich würde sehr gerne den 100. Geburtstag feiern“, sagt sie. Die Zweifel wachsen.
Zwei Mal sechs Wochen mussten die Einzelhandels-Geschäfte bislang wegen Corona schließen. Eine Wiedereröffnung ist nicht in Sicht. Mit „Click&Collect“ ließen sich auch während des Lockdowns ein paar Umsätze generieren. Aber die waren nichts im Vergleich zu einem normalen Umsatz. „Das war und ist nichts weiter als ein Tröpfchen auf den heißen Stein“, sagt Konrad. Dabei muss sie alleine in Kitzingen acht Mitarbeiter bezahlen, muss Miete und andere Fixkosten begleichen.
Einzelhandel in Sorge: Seit Mitte Dezember kaum Umsätze generiert
Eigentlich wäre jetzt Abverkauf der Herbst- und Winterware. „Das muss alles raus“, sagt die Geschäftsfrau und deutet auf volle Regale mit Pullovern und Ständer, an denen Winterjacken hängen. Die Frühjahrskollektion ist lange bestellt und wartet darauf, verkauft zu werden. „Im Sommer hieß es von der Politik, dass die Läden nicht mehr geschlossen werden“, erinnert die 57-Jährige. Also hat sie – wie ihre Kollegen im ganzen Land – die Frühjahrskollektionen bestellt. Dann mussten die Läden doch wieder schließen, seit Mitte Dezember generieren die Einzelhändler kaum Umsätze.
„Und allen fehlt das Kapital, um die bestellte Ware zu bezahlen“, sagt Konrad und spricht von einer großen Ungerechtigkeit. Denn während die Einzelhändler in der Innenstadt ihre Türen schließen müssen, dürfen die Supermärkte und Großhändler auf der Grünen Wiese weiter öffnen. „Und die bieten alles an, was wir nicht dürfen“, ärgert sich Konrad. Ob Spiel- oder Sportwaren, ob Kleidung oder Schuhe: Die Kunden kaufen vermehrt in den großen Supermärkten ein. „Dabei hatten wir auch funktionierende Hygienekonzepte entwickelt“, erinnert Konrad und Marliese Nürnberger nickt.