Sie machen sich selbst Beine
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Mittwoch, 10. Juni 2020
Da viele Marathons wegen Corona abgesagt werden mussten, boomt derzeit das virtuelle Laufen. Aber wie geht das eigentlich?
Sind die verrückt? Da joggen doch immer wieder die beiden gleichen Personen durch den Ort… Tatsächlich: Bernd (38) und Jasmin („Jassi“) Lindner (34) kommen nun schon zum vierten Mal vorbei. Ich winke. Sie winken zurück und rufen: „Wir laufen einen virtuellen Marathon!“ Schon sind sie wieder außer Sichtweite, lassen einen fragend zurück. Wenig später, im Ziel vor ihrem Haus in Castell, trinken sie ein wohlverdientes Radler und beantworten geduldig alle Fragen.
Jasmin: Es ist schon ein „echter“ Marathon. Jeder Teilnehmer läuft die 42.195 Meter. Aber für sich. Wegen der Corona-Ausgangsbeschränkungen mussten ja viele Läufe abgesagt werden, zum Beispiel der Hamburg-Marathon, bei dem wir eigentlich starten wollten…
Bernd: Die Absage fanden wir ganz schade. Wir wollten an dem Tag trotzdem einen Marathon laufen; ich hatte mir daheim in der Flur schon eine Strecke ausgeguckt.
Jasmin: Dann haben wir aber im Internet gesehen, dass es vielen anderen Läufern auch so geht wie uns. Sie wollten trotzdem laufen – halt daheim. Sich virtuell zu vernetzen, ist da natürlich naheliegend. Mittlerweile gibt es schon verschiedene Anbieter so genannter virtueller Läufe.
Bernd: Ja, genau. Wir haben als Erstes die Laufangebote von Marina Andresen entdeckt, die gern caritative Projekte unterstützt. Wer sich über www.marathon-princess.de anmeldet, bekommt eine Startnummer zugeschickt und ein „Goodie Bag“, ein Paket mit einer Medaille für die Teilnahme, außerdem Proteinriegeln, Körperpflegeprodukte und sogar einem Stück Kreide, damit man sich eine richtige Startlinie aufmalen kann.
Jasmin: Durch die moderne Technik mit Apps wie Strava kann man genau berechnen und sehen, wie lange die Strecke sein und auf welchen Wegen sie entlangführt. Man weiß, wo sie Anstiege und Gefälle hat und all solche Dinge.
Fangen weltweit alle Teilnehmer gemeinsam an zu laufen?Jasmin: Ja, meistens gibt es eine Video-Live-Schalte mit Countdown, so wie bei echten Gemeinschaftsläufen. Und man ist ja über die Läufergruppen, Facebook oder Instagram ohnehin verbunden, so dass schon ein Gemeinschaftsgefühl entsteht.