Schneiden, verbinden, schützen

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Alfons Weiglein zeigt den Minigärtnern, wie es geht: Der Gummi muss straff um die Verbindungsstelle gebunden werden.
Fotos: Daniela Röllinger
Die Blätter entfernen und direkt unter beziehungsweise über einem „Auge“ abschneiden: Mit Elke Weiglein bereiten die Minigärtner Steckhölzer vor.
Daniela Röllinger
Die beiden Hölzer werden an der Schnittstelle genau übereinander gelegt und dann mit einem Gummi verbunden.
Foto: Daniela Röllinger
Die Schnittstellen werden in Wachs getaucht, damit sie geschützt sind. Später wird das Wachs wieder entfernt.
Foto: Daniela Röllinger
Die Schnittstelle muss glatt und gerade und möglichst groß sein, damit Unterlage und Reis genau aufeinander passen.
Foto: Daniela Röllinger
Vorbereitung für den Familienbaum, an dem später vier Sorten Äpfel wachsen werden: Alfons Weiglein schneidet die Äste ab, bis nur vier übrig bleiben.
Foto: Daniela Röllinger
Gar nicht so einfach: Sabine Lang zeigt den Minigärtnern, wie sie den Gummi anbringen müssen.
Foto: Daniela Röllinger
Abgeschnitten, verbunden, in Wachs getaucht: Hier entstehen viele neue Bäume.
Foto: Daniela Röllinger
Die kleine rote Marke zeigt, wie tief eingepflanzt wird.
Foto: Daniela Röllinger
Alfons Weiglein zeigt die Reiser, die er für den „Familienbaum“ nutzen wird.
Foto: Daniela Röllinger
Die Schnittstellen werden in Wachs getaucht, damit sie geschützt sind. Später wird das Wachs wieder entfernt.
Foto: Daniela Röllinger
Ganz straff muss der Gummi gezogen werden, sonst halten die beiden kleinen Äste nicht zusammen.
Foto: Daniela Röllinger
Bei Fachmann Alfons Weiglein geht das Veredeln ganz schnell.
Foto: Daniela Röllinger
Die Töpfe müssen genau beschriftet werden, damit man später noch weiß, was da wächst.
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Eng, gemütlich, bester Stimmung: Die Minigärtner stärken sich nach getaner Arbeit.
Foto: Daniela Röllinger
Da sind Fingerspitzengefühl und Kraft gleichermaßen gefragt.
Foto: Daniela Röllinger
Die Stecklinge sollten so in die mit Erde gefüllten Töpfe gesteckt werden, dass nur ein Auge herausschaut.
Foto: Daniela Röllinger
Mit einem scharfen Messer werden die Reiser schräg abgeschnitten.
Foto: Daniela Röllinger

Beim Obstbaum-Veredeln beweisen die Minigärtner Fingerspitzengefühl. Der "Familienbaum" sorgt für Staunen

Vier Sorten Äpfel. Alle auf einem Baum. Geht das überhaupt? Die Europa-Minigärtner Wiesentheid wissen die Antwort: Ja, es geht – und sie wissen auch, wie man das macht. Alfons Weiglein, Seniorchef bei Pflanzen Weiglein, hat es ihnen gezeigt.

Klirrend kalt ist es beim ersten Termin der Minigärtner-Gruppe im neuen Jahr. Sie treffen sich bei Pflanzen Weiglein in Geesdorf, um eine Arbeit kennenzulernen, die in der kalten Jahreszeit erledigt werden muss: Obstbäume veredeln. Denn es ist gar nicht so leicht, beispielsweise Apfelsorten zu vermehren. Wer einfach einen Kern seiner Lieblingssorte in die Erde steckt, ihn hochpäppelt und später die Früchte erntet, wird sich wundern: So wie die ursprüngliche Sorte schmeckt der nicht. Wenn man Pech hat, können sogar Äpfel mit bitterem Geschmack darunter sein, erfahren die Nachwuchsgärtner von Sabine Lang von Pflanzen Weiglein und Minigärtner-Projektleiterin Margot Burger.

Um genau die Sorte Äpfel von einem ausgesäten Apfelbäumchen zu ernten, die man haben will, muss veredelt werden: Man nimmt einen Zweig – Reiser genannt – vom Baum, dessen Sorte man haben will. Den setzt man dann auf einen anderen Baum oder Zweig, die so genannte Unterlage.

Seniorchef Alfons Weiglein zeigt den Kindern, wie die Reiser angeschnitten werden: Ein schräger Schnitt, um eine möglichst große Oberfläche zu bekommen, die Schnittfläche muss gerade sein. Beide Zweige, die vereint werden sollen, müssen den gleichen Durchmesser haben. Die Schnittflächen und das Kambium, die hellgrüne dünne Linie unter der Rinde, müssen ganz genau aufeinander passen, damit sie später richtig zusammenwachsen.

Wie sie verbunden werden, führt Sabine Lang den Minigärtnern vor: Wenn die Flächen passgenau übereinander liegen, wird ein Gummi darum gebunden. Hier sind Fingerspitzengefühl und Kraft gleichermaßen gefragt. „Nicht fest genug“, sagt Sabine Lang deshalb immer wieder, wenn die Kinder ihr die Reiser zur Kontrolle hinhalten. Mal verrutschen die Flächen, mal wackelt das Konstrukt, mal will der Knoten am Gummi einfach nicht halten.

Nach mehreren Versuchen haben dann doch alle Minigärtner ihre Zweige fertig. Diese werden dann in flüssiges Wachs getaucht, um die Verbindungsstelle zu schützen. Im Frühjahr werden die verbundenen Zweige ausgepflanzt, damit sie Wurzeln bilden können. Etwa im Mai, Juni wird dann die Wachsschicht wieder entfernt.

„Reine Übungssache“, sagt Alfons Weiglein über den richtigen Schnitt und das richtige Verbinden. Bei ihm geht das alles in kürzester Zeit vonstatten. „Bei Äpfeln funktioniert es in 99 Prozent aller Fälle“, erklärt er den Kindern. Walnüsse dagegen sind wesentlich schwerer zu veredeln. „Das ist eine Wissenschaft für sich.“

Erstaunt sind die Kinder, als Alfons Weiglein ankündigt, dass sie einen „Familienbaum“ machen: Sie veredeln einen Baum so, dass daran vier Sorten Äpfel wachsen. Damit ist man von Juli bis spät in den Herbst hinein mit schmackhaften Früchten versorgt. Ernten kann man von diesem Baum dann den weißen Klarapfel, die rote Alkmene, den roten Aloisius und den Topaz. Verschiedene Apfelsorten auf einem Baum, das geht also. Äpfel und Birnen dagegen wachsen nicht auf einem Baum, Mirabelle und Zwetschge dagegen schon, wie Sabine Lang verrät. Ganz schön kompliziert also, das mit dem Veredeln.

Beim Besuch in Geesdorf befassen sich die Minigärtner aber nicht nur mit Obstbäumen. Wie man Ziersträucher vermehrt, lernen sie von Elke Weiglein. Dazu schneiden sie aus Ligusterzweigen so genannte Steckhölzer. Blätter entfernen, kurze Stücke schneiden – die Schere wird so angesetzt, dass die Stücke oben und unten mit einem Auge enden. Jeweils drei gleich dicke Steckhölzer kommen in einen Topf, wobei die Wuchsrichtung beachtet werden muss.

Ihre Töpfe werden die Minigärtner jetzt zuhause in einen kühlen, frostfreien Raum stellen. Ab Mai ziehen die Stecklinge Wurzeln und spätestens im August können sie ausgepflanzt werden. Kaum vorstellbar, dass aus den Mini-Stücken mal 1,80 Meter große Pflanzen werden. Ob es klappt, können sie bei ihren nächsten Besuchen in Geesdorf berichten – und nächstes Jahr erfahren sie dort vielleicht sogar schon, wie die Früchte von „ihrem“ Familienbaum schmecken.