Druckartikel: Schluss mit dem Schludern

Schluss mit dem Schludern


Autor: Fastenredaktion

Kitzingen, Freitag, 08. April 2022

Wenn Arme sich von alleine bewegen, Mäuse sich verirren und wir alles mit links machen: In der vorletzten Fastenwoche der Kitzinger Redaktion geschehen wunderliche Dinge.
Erst drücken, dann schweben: Das Experiment mit ihren Armen machen Julia Volkamer und ihre Jungs mit Leichtigkeit – im Gegensatz zu anderen alltäglichen Aufgaben.


Kitzingen

Der Endspurt steht an – und dafür wollen sich die Mitglieder der Fastenredaktion noch einmal so richtig anstrengen. Und das ist auch nötig, denn von einer Eins mit Stern für die Umsetzung der Vorsätze sind sie alle weit entfernt.

Nina Grötsch

(Handy-Bildschirmzeit-Fasten): Ich war schlecht in dieser Woche. Und habe deswegen auch ein echt mieses Gefühl. Aber kennen Sie das nicht auch? Hat man ein erstes Mal gesündigt, dann ist ein zweites Mal schon leichter – und ein drittes Mal schon gar nicht mehr schlimm… Bei einem feuchtfröhlichen Abend mit Freunden musste ich die Stimmung einfach mit Fotos festhalten. Und wo das Handy dann schon mal auf dem Tisch lag… Bei WhatsApp habe ich eingestellt, dass angezeigt wird, wann ich zuletzt online war. Schon alleine, um mich selbst zu zügeln. Allerdings macht es das natürlich auch Außenstehenden leicht, mich zu kontrollieren. Ich sage nur so viel: Nach all den „Mahnungen“, die mich in der Woche erreicht haben, ist jetzt wieder Schluss mit dieser Schluderei. Im Endspurt will ich mir selbst noch einmal beweisen, dass vieles auch ohne Handy geht.

Daniela Röllinger

(Bewegung für Körper und Geist): Der Satz war schnell hingeschrieben am Anfang dieser Aktion. Die Umsetzung erwies sich als schwierig. Nach dem Motto „Mal was anders machen als sonst“ hatte ich mir vorgenommen, einen Tag lang alles mit links zu machen. Und glatt gedacht, das würde ich mit links machen, weil ich sowieso irgendwie verdreht zu sein scheine. Meist merke ich das gar nicht, aber mein Umfeld schon. Ich drehe beim Turnen meine Runden grundsätzlich in die andere Richtung als die anderen, fange mit dem falschen Bein an, wickle Kabel falschrum auf. Man meint gar nicht, wie sehr so was den Familienfrieden gefährden kann, denn wenn der nächste das Kabel dann wieder aufrollen will, endet das immer in einem Kabelsalat mit vielen Knöten. Dass ich aber bei den allermeisten Sachen doch die rechte Hand benutze, habe ich diese Woche überdeutlich gemerkt. Mit links Karotten schälen und schneiden, die Schere mit links führen, das war nicht einfach. Und dann die Arbeit am Computer! Die Maus ist in der Gegend rumgeirrt und ich habe mich bestimmt hundert Mal völlig verklickt. Was sonst automatisch geht, musste das Gehirn ganz bewusst steuern. Und das will auch erst wieder geübt sein. Es dauert ganz schön lang, bis der Befehl von der Hand richtig umgesetzt wird. „Was mache ich denn da?“, habe ich mich gleich mehrfach verzweifelt gefragt, zumal die Konzentration mit der Zeit echt gelitten hat. Alles hat zigfach so lange gedauert – und deshalb haben mir die Kollegen am frühen Nachmittag dieses Tages die gleiche Frage gestellt wie ich. „Ich faste“, ging gerade noch so als Begründung dafür durch, dass ich ewig nicht fertig geworden bin mit meiner Arbeit. Die anderen werden froh sein, wenn die Aktion endlich vorbei ist.

Julia Volkamer

(Sieben Wochen leichter): Ich könnte locker noch weiter fasten – obwohl (oder weil) es mir nach wie vor schwer fällt, manche Dinge leichter zu nehmen. Ich hab halt auch so viel zu tun. So viel im Kopf. So viel um die Ohren. Wenn ich seit kurz nach 5 Uhr wach bin, vier Brotzeitboxen gefüllt, Müsli und Milch auf den Tisch gestellt, sieben Mails beantwortet, drei Kinder angezogen, gewaschen und getestet sowie mich selbst einigermaßen vorzeigbar hergerichtet habe und dann trotzdem mindestens eine Trinkflasche, Schildkappe oder Gummistiefelette fehlt, flippe ich halt mal aus. Und wenn ich dann im Fastenbrief des Bistums Würzburg lese: „Etwas mehr Gelassenheit wäre super, weil wir uns den Alltag ja nicht schwerer machen müssen als nötig“, denke ich nur: „HALT DIE KLAPPE!“

Die Praxistipps können mich auch nicht überzeugen: Eine Pinnwand mit Dienstplan anlegen? Zwei von vier meiner Jungs können noch nicht lesen. Einen Tag ohne (Benimm-)Regeln einplanen? Von unseren Tischmanieren habe ich an früherer Stelle schon berichtet. Am Abend einen Zeitraum zum Aufräumen festlegen? „Meine Arme sind schon so müde“, sagt der Vierjährige – und die anderen drei nicken.

Erst das Experiment lässt mich Leichtigkeit erfahren: Wir stellen uns seitlich an die Wand und drücken den Arm hängend dagegen, so fest wir können. Als wir loslassen, wandert er wie von selbst nach oben. „Ganz leicht“, sagt der Vierjährige. „Dann können wir ja jetzt aufräumen“, sage ich. Und – Sie können es sich denken – die anderen drei nicken nicht mehr. Schade. Stehe ich morgen eben um kurz vor 5 Uhr auf.

DIANA FUCHS

(Fiesheit fasten): Wenn ich so vom Wahnsinnsalltag meiner Kollegin mit ihren vier Jungs und zwei Jobs lese, fährt mir ein Grinsen ins Gesicht, vollautomatisch, nicht willentlich. „Gott sei Dank sind meine schon groß“ mörsern die Nervenzellen vom Großhirn Richtung Mund, dessen Winkel sich daraufhin nach oben biegen. Fies, oder? Statt vor Mitleid zu zerfließen, denke ich nur an mich. Selbst nach fünf Fastenwochen bin ich kein besserer Mensch geworden. Welch bittere Bilanz. Naja, eine Woche habe ich ja noch Zeit.