Schloss Kirchschönbach ist verkauft
Autor: Ralf Dieter
Kirchschönbach, Dienstag, 17. November 2020
Neue Besitzerin ist in dem Prichsenstädter Ortsteil aufgewachsen und kündigt eine soziale und nachhaltige Nutzung an. Gelände bleibt für Dorfbewohner offen.
Generaloberin Schwester Katharina Ganz spricht von einer frohen Botschaft. Dreieinhalb Jahre haben die Oberzeller Schwestern einen Käufer für ihr Areal in Kirchschönbach gesucht. Auf den letzten Drücker sind sie fündig geworden. Der Kaufvertrag ist unterschrieben.
Doris Schlereth kennt das 4,5 Hektar große Gelände gut. Die Unternehmerin ist in Kirchschönbach aufgewachsen. Ihr Vater und ihr Bruder besuchten den Kindergarten, der damals auf dem Gelände lag. „Mein Herz schlägt für diesen Ort“, sagt Schlereth.
Die stellvertretende Vorsitzende des „Faktor c“, einer Vereinigung von Christen in der Wirtschaft, hat das denkmalgeschützte Schloss, das Marienhaus und den Park erworben. Ganz im Sinne der bisherigen Besitzer. „Wir wollten den gesamten Komplex veräußern“, erklärt Schwester Ganz. Fast 100 Jahre haben die „Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu“ auf dem Gelände und im Ort ihre Spuren hinterlassen, waren unter anderem in der Kindererziehung und in der ambulanten Krankenpflege tätig. Von 1926 bis 1992 betrieben sie ein Fürsorgeheim für Mädchen aus benachteiligten Lebenssituationen. „Aber jetzt müssen wir mit unseren Kräften haushalten“, betont die Generaloberin.
Rund 1200 Schwestern in 115 Filialen gab es in der Hochzeit der Kongregation. Mittlerweile leben noch 107 Schwestern in Deutschland, das Durchschnittsalter beträgt 80 Jahre. „Wir müssen lernen, loszulassen“, erklärt Schwester Katharina Ganz. „Das betrifft auch unsere Gebäude.“
Interessenten für das Areal mitten im Dorf gab es mehr als genug. Mehr als 40 Anfragen seien in den letzten Jahren eingelaufen. Bearbeitet wurden sie unter anderem von Dr. Roland Horster, dem ehemaligen Generalbevollmächtigten der Fürsten Castell. „Ehrenamtlich“, wie die Schwester dankbar betont.
Die Verhandlungen scheiterten zumeist an der Größe und Komplexität des Areals. Manch ein Interessent wollte „nur“ das Schloss kaufen, das um das Jahr 1700 erbaut wurde, ein anderer hatte „nur“ das Marienhaus im Blick, das 1962 errichtet und in den 90er-Jahren renoviert wurde. 18 Zimmer gibt es dort, die zuletzt als Wohnheim für die verbliebenen Schwestern dienten. Die letzten verließen Kirchschönbach im Jahr 2017.
Doris Schlereth möchte jetzt einen sozialen Träger finden, der das Marienhaus mietet. Das Gelände will sie im Sinne der Franziskanerinnen weiterentwickeln. „Von Schloss Kirchschönbach soll eine nachhaltige soziale, geistliche und wirtschaftliche Entwicklung für die Menschen in der Region ausgehen“, formuliert sie ihre Zielsetzung. Dafür will sie eine gemeinnützige Stiftung ins Leben rufen, die das Areal mit Leben füllt. „Für Details es jetzt noch zu früh“, erklärt sie. Im Vordergrund soll die soziale Nutzung des Geländes stehen.