Planlos auf Schatzsuche
Autor: Jann Weckel
Volkach, Mittwoch, 18. Januar 2017
Ein Redaktionsvolontär auf Orientierungsmarsch durch den Landkreis.
Seit Anfang Januar bin ich nun schon hier, als Volontär in der Kitzinger Lokalredaktion. Lokal, das beinhaltet schon, dass man von der Örtlichkeit auch ein bisschen Ahnung haben sollte. Die habe ich bisher kaum. Darum war in der Redaktion schnell die Idee geboren, mich etwas durch den Landkreis zu schicken. Das Mittel zum Zweck? Geocaching!
Eine moderne Schatzsuche, mittlerweile ein weltweites Phänomen: Jemand versteckt eine kleine Kiste oder Ähnliches und teilt dann im Internet die genauen Koordinaten mit. So können andere Spieler auf die Suche gehen. Alles was man braucht: Ein GPS-fähiges Handy. Das habe ich, Erfahrung mit Geocaches leider nicht. Nach etwas Recherche finde ich den Cache meiner Wahl: Er nennt sich „Kleines Paradies“ und liegt zwischen Schnepfenbach und Neusetz. Es wäre aber nicht im Sinne der Redaktionskollegen, in einem der beiden Orte zu starten und dann nur ein paar Minuten zu Fuß zu gehen. Darum habe ich einen anderen Startpunkt: Köhler, direkt am Main unterhalb der Weinberge.
Als ich am frühen Nachmittag dort ankomme, werde ich direkt beobachtet. Nein, es ist nicht das Klischee der alten Dame am Fenster, sondern ein Hund in einem Hof. Köhler, Ortsteil von Volkach, ist wirklich faszinierend. In einer langen Reihe ziehen sich die Häuser einseitig an der Straße lang, eingepfercht zwischen dem Main vor der Tür und den Weinbergen im Rücken.
Durch die Weinberge
Es wird Zeit aufzubrechen. Etwas mehr als eine halbe Stunde Fußmarsch prophezeit mir mein Smartphone. Zuerst muss ich den Weinberg hoch. Am Ortsausgang führt eine lange Straße den steilen Hang hinter den Häusern hinauf. Der Boden ist stellenweise ziemlich rutschig, ich muss wirklich aufpassen, wo ich hintrete. Um meinen Hals baumelt die Kamera der Redaktion, nach vorne fallen wäre jetzt ganz schlecht.
Ich bin ein bisschen erleichtert, als ich unfallfrei oben ankomme. Und für den Ausblick hat es sich eigentlich schon gelohnt: In der einen Richtung Escherndorf und Nordheim (da war ich wenigstens schon einmal), mit der Vogelsburg hoch auf dem Weinberg. In die andere Richtung kann ich bis zur Abtei Münsterschwarzach schauen. Die war mir schon von der Autobahn aus häufiger in der Ferne aufgefallen.
Bald treffe ich einen Mann, der mich direkt als Pressevertreter enttarnt. Ich sage, ich müsse hier Fotos machen. Es muss ja nicht jeder wissen, dass ich gar keine Ahnung habe, wo ich gerade hinlaufe. Die Karte auf meinem Handy zeigt einen weiteren Weg weiter oben am Berg an. Aus dem Wald dort höre ich bis hierher auffallend viele Vögel zwitschern. Um mir etwas Weg zu sparen, steige ich zwischen zwei Reihen von Weinstöcken steil nach oben.
Vielleicht hat die Sonne die Tierwelt ein bisschen aus dem Winterschlaf geweckt. Trotz Minusgraden fühlt es sich an wie Frühling. Im Schnee sehe ich einige Spuren von Tieren. Ich habe zwar keine Ahnung vom Spurenlesen, aber ich kann Entwarnung geben: Ein Wolf war es nicht. Ich tippe auf Hase.