Noch zu früh zum Jubeln
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Mittwoch, 12. Juni 2019
Seit Ende April fällt endlich ausreichend Regen im Landkreis Kitzingen. So sollte es aber auch weiter gehen.
Die Fahrt übers Land macht in diesem Frühsommer wieder Spaß. Die Wanderungen durch Feld und Flur auch. Die Farbe grün dominiert und das Getreide ist schon beträchtlich gewachsen. Kein Vergleich zum letzten Jahr. Landwirte und Winzer müssten eigentlich sehr zufrieden sein.
„Wir können noch nicht jubeln“, betont Thomas Karl, Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. „Aber der feuchte Mai hat den Landwirten hier schon richtig gut getan“, gibt er zu. Tatsächlich fielen bis Ende April gar nicht so viele Niederschläge wie allgemein angenommen. „Der Februar und der April waren deutlich zu trocken“, sagt Karl. Im langjährigen Vergleich ist das ganze erste Halbjahr 2019 immer noch unterdurchschnittlich feucht. „Wir haben ein Defizit von 16 Litern auf den Quadratmeter“, informiert der Fachberater, schränkt aber ein: „Das ist fast gar nichts.“
„Das Wasser, das vom Himmel kommt, wird von der Pflanze sofort
verbraucht.“
Ende April hat sich die Großwetterlage – zum Glück für alle Landwirte im Kreis Kitzingen – gedreht. Alleine in den letzten fünf Tagen des Monats sind 27 Liter Niederschläge auf den Quadratmeter heruntergekommen. Und der Mai hat mit 70 Litern/Quadratmeter ordentlich nachgelegt. Vor allem das Wintergetreide hat davon profitiert. „Das hatte an manchen Standorten Ende April schon Trockenschäden aufgewiesen“, erinnert Karl. Durch die ausreichende Feuchte konnten die Nebentriebe mit hochgeschoben werden. „Die Bestände haben sich seither gut entwickelt“, versichert Karl.
In vier bis fünf Wochen wird die Wintergerste als erste Frucht eingebracht. „Die wird einen vernünftigen Ertrag bringen“, ist sich der Fachberater sicher. Weiterführende Prognosen will er zum jetzigen Zeitpunkt nicht aufstellen. Noch fehlen die Wasservorräte im Erdreich. „Und die werden sich auch nicht mehr auffüllen“, ist Karl sicher. Will heißen: Die Landwirte leben – bezogen auf die Niederschläge – von der Hand in den Mund. „Das Wasser, das vom Himmel kommt, wird von der Pflanze sofort verbraucht.“ Karl wünscht allen Landwirten deshalb auch eine Fortsetzung der Wetterbedingungen, wie sie im Mai anzutreffen waren: Genügend Niederschläge und kühlere Temperaturen als im langjährigen Mittel.
Vor dem Mai 2019 gab es sage und schreibe 13 Monate mit dem gleichen, für Landwirte erschreckenden, Phänomen: Im Vergleich zum 25-jährigen Mittel war jeder Monat überdurchschnittlich warm. „Und da sprechen wir nicht von Kleinigkeiten, sondern von einem bis zu drei Grad Celsius“, betont Karl. Gleichzeitig hat es Monate lang kaum geregnet. Der Sommer 2018 mit seiner lang anhaltenden Trockenheiten ist allen noch in guter Erinnerung.