Mondäne Megy, mörderischer Marc
Autor: Diana Fuchs
Handthal, Montag, 19. Oktober 2020
Lust auf unterhaltsame Abende? Im Brunnenhof geht es mit neuem Hygienekonzept kulturell wieder in die Vollen.
Eleganz und Charme, eine melodische Stimme, aber auch eine gehörige Portion Frechheit: Wenn Schauspieler Marc Rudolf in die Rolle der Megy B. schlüpft, ist musikalische Comedy-Travestie angesagt. Corona-bedingt mussten in den vergangenen Monaten viele Unterhaltungsabende ausfallen. Doch mit ausgeklügeltem Hygiene-Konzept lädt der Brunnenhof in Oberschwarzach-Handthal im November wieder zu einem Kunst- und Kulturprogramm ein. Während Megy die Gäste in Weihnachtsstimmung bringt, mimt Marc den Mörder. Und was passiert sonst noch?
Marc RUDolf/ Megy B.: Das hoffe ich. Es ist das Ziel meiner Show, den Menschen wieder Mut und Lebensfreude zu bringen! Für mich als Münchner Schauspieler ist das eine Herzensaufgabe – es waren ja die Münchner Schäffler, die bunte Schleifen an ihre Fässer gebunden und den Menschen so nach den schlimmen Jahren der Pest wieder Lebensfreude gebracht haben. So will ich das mit meiner Kunst auch tun!
Sie haben mal gesagt, sie spielen auf der Bühne eine Frau, möchten aber in der Realität keine sein.Ich bin Schauspieler, es gehört zu meinem Handwerk, eine Rolle zu spielen. Egal, ob ich eine Frau, einen Verbrecher oder einen Fuchs spiele. Wenn ich heute einen Mörder mime, möchte ich diesen glaubhaft spielen, aber keiner sein.
(lacht) Es ist nichts Schlechtes daran, aber es ist furchtbar anstrengend. Ich würde morgens gar nicht fertig werden, die Leute würden wahnsinnig werden mit mir. Ich bin ganz froh, dass ich meine Frauenrolle nach Feierabend beenden kann.
Ich stehe morgens gegen 8.30 Uhr auf, absolviere dann ein spezielles Trainingsprogramm mit Gesangsstunden und Gymnastik, denn mein Körper ist mein Kapital. Wenn ein Regisseur sagt, du musst einen Spagat können, dann muss ich das. Nachmittags mache ich meist ein bisschen Büroarbeit. Drei Stunden vor der Vorstellung gehe ich in die Maske. Für das Gesicht brauche ich etwa 45 Minuten. Anstrengender ist es, in Megys Körper zu klettern – in einen Körper, der mit meiner biologischen Grundausstattung nicht viel zu tun hat. Bis die Proportionen stimmen, dauert das eine Weile.
Und dann kommt abends die Show. Das heißt, Sie sind eigentlich den ganzen Tag mit ihrer Bühnenfigur beschäftigt.Ja, wir Schauspieler sind genauso Handwerker wie Bäcker, Metzger, Bestatter. Mit dem einen Unterschied: Das Sichtbare unserer Kunst – die Show - ist nur der kleinste Teil der Zeit, die wir aufwenden müssen, um Qualität abzuliefern.
Die viele Schminke, die hohen Schuhe, eine vielleicht kratzige Perücke: Ich stelle es mir wenig erbaulich vor, als Mann von 1,86 Metern stundenlang die elegante Frau zu geben…Ja, aber Rolle ist Rolle. Grundsätzlich bekommt im Theater jede Rolle die gleiche Aufmerksamkeit des Schauspielers. Erst arbeitet man die Rolle aus, den Charakter, die Geschichte, dann erst, ganz zum Schluss, kommt die Umsetzung mit Kostümierung und Make-up. Das Schminken und „in andere Kleider schlüpfen“ kann schon anstrengen. Ich sage immer: Jeder Künstler, der auf eine Bühne geht, läuft einen Marathon. Es ist erwiesen, dass wir ähnlich viele Kalorien verbrennen.