Druckartikel: Kranke Hunde: Diese Hausmittel helfen - Expertin klärt auf

Kranke Hunde: Diese Hausmittel helfen - Expertin klärt auf


Autor: Daniela Röllinger

Kitzingen, Dienstag, 26. Mai 2020

Vom Wespenstich über Durchfall bis zur Erkältung: Eine Tierheilpraktikerin weiß, welches alte Hausmittel auch Hunden gut tut.
Tierheilpraktikerin Miriam Steinmetz, hier mit ihren beiden Labrador Retrievern, weiß, welche Hausmittel ihren Hunden gut tun.


Wespenstiche kühlen, Verspannungen mit Wärme lindern, bei Erkältung hilft ein warmer Tee, vielleicht mit einem Löffel Honig. Viele Menschen greifen zu natürlichen Hausmitteln, um kleine Wehwehchen zu lindern. Viele davon können auch Hunden helfen, weiß Tierheilpraktikerin Miriam Steinmetz.Im Interview nennt sie Details. 

Sie haben vergangene Woche ein online-Seminar zum Thema „Hausmittel für Hunde“ bei der Vhs Gerolzhofen/Volkach abgehalten. Wie ist es gelaufen?

Miriam Steinmetz: Es war wirklich super. Die Vhs hatte mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, meinen seit langem geplanten Vortrag online zu halten. In der üblichen Form geht das ja wegen Corona derzeit nicht. Da ich schon seit zwei Jahren Webinare gebe und Erfahrung mit online-Unterricht habe, habe ich zugesagt. Ich muss zugeben, ich hatte erst etwas Bedanken, ob sich Teilnehmer anmelden würden. Aber der Vortrag wurde sehr gut angenommen. Die Teilnehmer haben gesagt, wie gut sie es finden, dass der Vortrag nicht ausgefallen ist. Und dass sie froh über die Möglichkeit sind, zumindest auf diesem Weg Informationen zu erhalten.

Es war zwar der erste Online-Vortrag bei der Vhs, aber natürlich nicht Ihr erster Vortrag über Hausmittel für Hunde. Warum halten Sie dieses Thema für wichtig?

Steinmetz: Weil man nicht immer gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen muss. Nehmen Sie einen Wespenstich. Genauso wie für uns Menschen ist er natürlich auch für einen Hund unangenehm. Aber man muss trotzdem nicht zwingend Medikamente auffahren. Es genügt, erst einmal nur zu kühlen. Das machen wir bei uns selbst ja auch.

Sind denn grundsätzlich Hausmittel, die wir bei uns anwenden, auch für Hunde geeignet?

Steinmetz: Man kann sich zwar am Menschen orientieren, aber nur zum Teil. Manches, was beim Menschen möglich ist, lässt sich bei Tieren einfach nicht durchführen. Nehmen Sie Quarkwickel: Die täten vielleicht gut, aber sie verkleben das Fell des Hundes und sind damit nicht so gut zur Behandlung geeignet. Außerdem muss auch bei Hausmitteln die Dosierung beachtet werden. Die ist bei Hunden oft ganz anders als bei Menschen. Da brauchen Sie schon jemanden, der sich damit auskennt.

In der Ankündigung Ihres Vortrags nennen Sie Honig, Essig und Möhren als wichtige Hausmittel für Hunde. Warum die drei Beispiele?

Steinmetz: Moro-Möhrensuppe hilft bei Durchfall. Das Rezept wurde 1908 vom Kinderarzt Professor Ernst Moro für Kinder entwickelt und nach ihm benannt. Es gilt heute noch als viel genutztes Hausmittel, eben auch für Hunde. Allerdings hilft es nur bei bakteriellem Durchfall, bei Virusinfektionen hilft die Suppe nicht.

Und warum Honig?

Steinmetz: Honig enthält viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Wenn der Hund eine Erkältung hat, tut ihm Tee mit Honig gut. Und weil sie bestimmt auch gleich nach Essig fragen: Naturtrüber Apfelessig lässt sich, stark verdünnt, bei stumpfem, sprödem Fell äußerlich anwenden, um diesem wieder mehr Glanz zu verleihen.

Wie sieht es mit Wärme aus?

Steinmetz: Auch die kann dem Hund guttun, zum Beispiel wenn er älter ist und unter Arthrose leidet. Einfach ein Kirschkernkissen unter den Rücken oder die Hüfte schieben, eben dort, wo der Hund Schmerzen hat. Gefällt ihm die Wärme nicht, steht er einfach auf und geht weg, das muss man dann akzeptieren und vielleicht etwas anderes versuchen. Ich arbeite bei Arthrose auch gern mit Kräutern, seitdem ich eine Ausbildung in Phytotherapie gemacht habe. Aber noch eins zur Wärme: Diese kann auch unterstützend bei Blasenentzündung helfen.

Also Kirschkernkissen auf den Bauch und alles wird wieder gut?

Steinmetz: So einfach ist es nicht. Man muss die Problematik natürlich abklären, mit dem Tierheilpraktiker oder bei Bedarf auch mit dem Tierarzt. Die Ursache für Beschwerden sollte gefunden werden, um diese dann passend behandeln zu können. Das können dann in weniger schweren Fällen auch Hausmittel sein. Es geht immer darum, dem Tier zu helfen und nicht ohne ordentliche Diagnose einfach herumzudoktern. Es gibt Fälle, die müssen vom Tierarzt behandelt werden, zum Beispiel Knochenbrüche oder Operationen, auch größere Schnittverletzungen. Wenn der Hund einen kleinen Riss in der Pfote hat, genügt stark verdünnte Ringelblumentinktur. Ist er in eine Scherbe getreten und hat einen tiefen Schnitt in der Pfote, muss dies vom Tierarzt genäht werden.

Gibt es ein Miteinander von Tierheilpraktiker und Tierarzt oder herrscht da ein Konkurrenzdenken?

Steinmetz: Konkurrenz würde ich nicht sagen. Es prallen aber oft Welten aufeinander, da wir doch sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Ich würde mir mehr Miteinander wünschen. Ich als Tierheilpraktiker sage nicht, dass der Tierarzt tabu ist. Es gibt Fälle, in denen er unbedingt nötig ist. Das erkläre ich meinen Kunden, denn es geht immer um das Wohl des Tieres. Andererseits wäre es schön, wenn auch Tierärzte auf die Alternative aufmerksam machen, die Tierheilpraktiker bieten.

Wenn Sie an Ihre bisherigen Veranstaltungen zurückdenken, welche Frage tauchte immer auf?

Steinmetz: Parasiten. Die Leute fragen immer, was sie tun können, um ihre Hunde gegen Würmer, Zecken, Flöhe oder Läuse zu schützen – und wie die Behandlung aussieht, wenn die Parasiten das Tier schon befallen haben.

Und was können Sie tun, gegen Zecken zum Beispiel? Die sind ja momentan fast nach jedem Spaziergang im Fell zu finden.

Steinmetz: Da gibt es viele Möglichkeiten, aber kein pauschales Rezept. Jetzt hier einfach Mittel aufzulisten, halte ich nicht für richtig. Jedes Tier ist anders. Da muss man schauen, was funktioniert. Allerdings empfehle ich, nicht nur äußerlich zu arbeiten, beispielsweise mit einem Spray, das vor Zecken schützt, sondern auch mit Nahrungsergänzung.

Welche Rolle spielt die Nahrung generell?

Steinmetz: Eine ganz große. Eine gesunde Ernährung ist die Grundlage für einen gesunden Organismus. Die natürliche Ernährung – die Rohfütterung : ist in Zeiten von industriell hergestelltem Futter etwas in Vergessenheit geraten, zugleich aber gibt es mehr Magen-Darm-Erkrankungen bei den Tieren und mehr Futtermittelallergien. Zusatzstoffe, wie zum Beispiel Konservierungsstoffe, oder Bindemittel, die für die Herstellung von Fertigfutter benötigt werden, verursachen bei vielen Hunden Probleme. Das lässt sich vermeiden, wenn man das Futter selbst herstellt – egal ob Rohfütterung oder ob man etwas für den Hund kocht.

Warum sind Sie eigentlich Tierheilpraktikerin geworden? Sie haben doch Rechtswissenschaften studiert?

Steinmetz: Ich hatte nach dem Abitur erst überlegt, Medizin zu studieren, habe mich aber dagegen entschieden. Im Jurastudium haben mich dann die Bereiche, die mit Medizin zu tun haben, sehr fasziniert, Forensik fand ich sehr spannend. Zeitgleich hatte ich einen Hund, der sehr krank war und bei dem wir mit herkömmlichen Behandlungsmethoden nicht weiterkamen. Also habe ich mich mit Alternativen beschäftigt – zunächst nur als Tierhalter. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mich die Juristerei doch nicht glücklich macht, und habe umgesattelt. Von 2005 bis 2009 folgte die Ausbildung zum Tierheilpraktiker, seit 2009 habe ich meine eigene Praxis.

Sie behandeln dort auch andere Tiere, darunter Katzen. Gibt es für die einen eigenen Hausmittel-Vortrag?

Steinmetz: Nein. Das liegt aber nicht daran, dass Hausmittel bei Katzen nicht helfen würden, da gäbe es schon Dinge, die man machen könnte. Aber sie können insbesondere Nahrungsergänzer oft nicht verabreichen oder können äußerliche Anwendungen nicht durchführen, da scheitert es vielfach an der Kooperation. Sie können vieles, was bei einem Hund machbar ist, nicht 1:1 auf eine Katze umsetzen. Eine Katze ist kein kleiner Hund – und das gilt generell.

Das Interview führte Daniela Röllinger