Mit Schub in den Ruhestand
Autor: Ralf Dieter
Wiesentheid, Donnerstag, 05. Juli 2018
Heinz Dürner zieht nach 40 Jahren Berufserfahrung Bilanz. Sein Wunsch: Eine humanere Schule
Er hat viel gesehen und viel erlebt. Am Ende dieses Schuljahres geht Heinz Dürner in den Ruhestand. Sein Wunsch wird wohl nicht in Erfüllung gehen: Eine radikale Änderung im bayerischen Schulsystem.
Viel Zeit hat Heinz Dürner in diesen Tagen nicht. Immer wieder klopft es an seiner Tür. Lehrer haben Fragen, Schüler wollen etwas wissen, die Damen aus der Verwaltung blocken für das Gespräch mit dieser Zeitung schon mal alle Anrufe. „So geht das immer“, sagt er und muss lächeln. „Es konzentriert sich halt alles auf die Vormittage.“
Um 7 Uhr geht ein normaler Arbeitstag für den Rektor der Nikolaus-Fey-Schule in Wiesentheid los. Am späten Nachmittag kommt er normalerweise heim – und muss sich immer wieder auf Abendtermine einstellen.
Ein freies Wochenende ist in diesen Wochen auch selten. Zu tun gibt es mehr als genug: Prüfungszeit, das Schuljahr in der Endphase und der Übergang zu seinem Nachfolger, der so geräusch- und problemlos wie möglich über die Bühne gehen soll. „Über meinen Ruhestand habe ich noch gar nicht richtig nachgedacht“, sagt er. „Es ist einfach zu viel los.“
Heinz Dürner hat im Lauf der Jahre viele Schulen erlebt und mitgeprägt. In der Rhön, in Gerolzhofen, ein Jahr in Frankreich und mittlerweile über 30 Jahre im Landkreis Kitzingen. Er hat viel gesehen und viele Erfahrungen gesammelt. Seine Erkenntnis: Das bayerische Schulsystem ist reformbedürftig. „Wir sollten einen Schritt hin zu einer humaneren Schule machen“, wünscht er sich. Dafür müsse aber die Selektion nach der vierten Klasse abgeschafft werden. „Der Druck, der dort entsteht, schadet den Kindern und den Eltern“, sagt der Mann, der in den letzten Jahren sowohl für die Grund-, als auch für die Mittelschule verantwortlich war.
Seine Beobachtung in all der Zeit: In der vierten Klasse ist es fast unmöglich, eine freudige Grundstimmung zu erzeugen, dort überwiegen Ernsthaftigkeit und Anspannung. Dürner weiß von Zukunftsängsten, die bei vielen Zehnjährigen größer ausgeprägt ist als bei den Mittelschülern vor deren Abschlüssen.
Viele Kinder und ihre Eltern hätten regelrecht Angst davor, auf eine Mittelschule zu „müssen“, die Schüler quälen sich durch die Aufnahmeprüfungen und glauben, dass sie nicht mehr geliebt werden, wenn sie es nicht aufs Gymnasium oder auf die Realschule schaffen.