Druckartikel: Mit fast 80 rockt Hans Wolf die Bühne

Mit fast 80 rockt Hans Wolf die Bühne


Autor: Diana Fuchs

Wiesenbronn, Mittwoch, 27. Februar 2019

Vorhang auf für die Wiesenbronner Theatergruppe: Ein Lustspiel sorgt generationsübergreifend für Spaß.
Herrje, was ist denn das für ein seltsamer Empfang für den Herrn Engel?


Was macht am meisten Spaß? Hans Wolf muss nicht lange überlegen: „Die Proben!“, sagt er voller Überzeugung. „Bei uns geht es schön gesellig zu.“ Sein Blick wandert Richtung Tisch, wo Wein, Saft, Gummibärchen, Kekse und Schokolade warten. Aber ist es nicht auch stressig, so viel Text zu lernen? „Ach wo“, winkt der Wiesenbronner ab. „Meinen Text vom ersten Akt hab' ich gleich gekonnt.“ Kurze Pause. Dann breites Grinsen: „Weil: Da komm' ich nämlich gar nit dran.“

Hans Wolf sorgt bei den „Theaterern“ für gute Laune. Und das seit Jahrzehnten. Der 79-Jährige mit den blitzenden blauen Augen hat bereits Theater gespielt, als er noch ein Bub war.

Auch ernste, nachdenkliche Stücke waren darunter. „Wir haben mal Leo Tolstois 'Die Kerze' einstudiert. Bei der Aufführung haben alle geheult“, erinnert sich Wolf. Aber auch „verkommene Subjekte“ hat der Wiesenbronner manchmal gemimt, in der Theatergruppe des Gesangvereins zum Beispiel. Später, beim Weinfest-Theater, stand er gemeinsam mit Tochter und Enkel auf der Bühne.

Der aktuelle Zusammenschluss „Theatergruppe Wiesenbronn“ gehört keinem Verein an. „Wir sind eine lose Gruppierung, die Spaß am Theaterspielen hat“, erklärt Karola Gartmann, die im aktuellen Stück „Das falsche Fenster“ die allwissende Dorftratsche verkörpert. Barbara Ackermann (die Pfarr-Haushälterin) ergänzt: „Wir machen das einfach aus Spaß. Alle zwei Jahre spielen wir ein Stück. Vom Erlös bezahlen wir eine Brotzeit. Ansonsten spenden wir alles an örtliche Vereine.“

Seit Wochen wird fleißig geprobt. Längst steht auch die Bühne: die gute Stube des Bürgermeister-Ehepaars (Harald Wilhelm, Margot Schulz). Dass es dort zunehmend turbulent zugeht, dafür sorgen die fesche Bür-germeisterstochter (Martina Ackermann), der schüchterne Ratsschreiber (Klaus Trautmann), die Köchin (Juliane Ackermann), der Herr Hochwürden (Axel König) und zu guter Letzt auch noch Wachtmeister Schlammbacher (Hans Wolf).

„Wir haben lange gesucht, bis wir diesmal das passende Stück gefunden hatten. 20 Stücke haben wir bestimmt gelesen“, erzählt Barbara Ackermann. Die Rollen sollten möglichst exakt auf die neun Schauspieler passen. Letztere stammen alle aus Wiesenbronn. „Wir kennen uns schon lange. Deswegen wissen wir auch genau, welche Rolle zu wem passt“, erklärt Karola Gartmann.

Früher haben die „Theaterer“ ihre Stücke oft auf Bayerisch gespielt. Das gibt es mittlerweile nicht mehr. „Wir sind Franken. Also reden wir auch so“, sagt Hans Wolf. „Lustige Sprüche in unserer Mundart kommen immer besonders gut an.“

Niemand müsse zu hundert Prozent am vorgegebenen Text kleben, betont Barbara Ackermann. „Jeder spricht so, wie es zu ihm und seiner Rolle passt. Wichtig ist halt, dass der Inhalt stimmt – und vor allem die Stichworte, die dem nächsten signalisieren: Jetzt kommst du dran.“ Harald Wilhelm ergänzt: „Wir spielen das Stück nicht einfach so runter, sondern lassen uns Zeit, so dass die Sätze wirken können. So wächst alles im Lauf der Zeit zusammen. “

Und zwischendurch wird auch mal angestoßen, gefachsimpelt und am Stück oder an der Bühnenausstattung gefeilt. „Wir haben ja keine Roadies, sondern machen alles selbst“, sagt Axel König („Hochwürden Langerbein“), „inklusive Ton-Technik, um die sich Karl Prechtel kümmert, sowie Ausstattung und Deko – hier ist Hildegund Wilhelm aktiv.“ Karola Gartmann ergänzt: „Bei den Proben fällt immer noch jemandem was Witziges ein, das wir noch einbauen könnten“. Da wird aus dem sonntäglichen Sauerbraten schon mal ein Satansbraten...

Die neun Schauspieler zwischen 30 und 79 Jahren und Souffleuse Beate Klug führen quasi gemeinsam Regie. Trotzdem laden sie, sobald das Stück einigermaßen sitzt, Mina Hader ein, die die Theatergruppe lange Jahre geleitet hat. „Sie schaut dann mal von außen drauf, gibt uns weitere Tipps und verrät uns ihre Tricks“, erzählt Karola Gartmann. Diesmal war Mina Hader schon sehr zufrieden. Ebenso wie Wachtmeister Schlammbacher alias Hans Wolf. Er verspricht den Besuchern einen sorglosen, launigen Abend: „Bei dem Stück können die Leut' einfach gradnaus lach'!“

Aufführungen: Das Lustspiel in drei Akten „Das falsche Fenster“ von Mike Kinzie wird dreimal im Wiesenbronner Sportheim aufgeführt: Am Samstag, 9. März, ab 19.30 Uhr, am Samstag, 16. März, ab 19.30 Uhr, und am Sonntag, 17. März, ab 18 Uhr. Karten für sechs Euro gibt es nur an der Abendkasse. Die Halle hat gut 200 Plätze.