Druckartikel: Mit einem Wunsch fing alles an

Mit einem Wunsch fing alles an


Autor: Daniela Röllinger

Dettelbach, Dienstag, 20. November 2018

Helene Sauter und ihre Märchenfreundinnen entführen Kinder und Erwachsene in die Welt der Märchen
Helene Sauter ist begeisterte Märchenerzählerin. Sie hat sogar eine Ausbildung an einer Märchenschule absolviert.


In seiner Wut über das Gezeter seiner Frau ist es dem armen Holzfäller einfach in den Kopf geschossen: Soll doch die Wurst an ihrer Nase hängen! Kaum gedacht, ist es schon geschehen. Ja, manchmal läuft es wirklich blöd, wenn man drei Wünsche frei hat, weiß Helene Sauter aus Euerfeld. Sie ist eine von drei Märchenfreundinnen, die am 23. November zu einem märchenhaften Abend einladen.

Helene Sauter, Helena Beuchert und Elfi Bauer haben den Anfang des „Froschkönigs“ zum Thema ihres Abends im KuK in Dettelbach gemacht: „In den alten Zeiten, da, wo das Wünschen noch geholfen hat, da lebte ein König....“ beginnt die Geschichte über den Frosch, der die goldene Kugel der Königstochter aus dem Brunnen holt, in den sie gefallen war. Ihren Herzenswunsch erfüllt er ihr damit und deshalb verspricht sie ihm dafür „alles, was du willst“, obwohl sie gar nicht vor hat, seine Wünsche zu erfüllen.

Wünsche spielen in unzähligen Märchen eine Rolle, weiß Helene Sauter. Bei den Gebrüdern Grimm genauso wie in Geschichten aus anderen Ländern. Da geht es um Materielles wie beim Fischer und seiner Frau Ilsebill, um Unsinniges wie die versehentlich herbeigewünschte Wurst im Märchen „Die törichten Wünsche“ des Französischen Autors Charles Perrault, oder um Herzenswünsche wie die Rückkehr nach Hause zur Familie – bei Frau Holle zum Beispiel oder in der arabischen Legende „Der Wassermann“.

Wo soll der Lebensweg hingehen? Was ist wirklich das Wichtigste im Leben? Das sind Fragen, die häufig mit den Wünschen in Märchen verbunden sind. „Gerade wenn es um die Familie geht, um das Zuhause, wird die Seele der Menschen angesprochen“, sagt Helene Sauter. „Es geht um inneren Reichtum.“ Dieser innere Reichtum steht am Ende eines Weges, der häufig in Not begonnen hat – mit Armut, Krankheit, Unglück.

Dass Helene Sauter seit Jahren regelmäßig in die Märchenwelt eintaucht, hat ebenfalls mit einem Wunsch zu tun. Die Erzieherin ist selbst Mutter von vier Kindern und als die klein waren, wollten sie immer Geschichten erzählt bekommen. Sich selbst immer etwas neu auszudenken, dazu habe sie nicht die Fantasie, sagt die Euerfelderin. Also hat sie Märchen erzählt, erst die gängigen wie Rotkäppchen oder Schneewittchen, später viele andere mehr.

„Märchen haben eine klare Struktur“, erklärt Helene Sauter, sie sind manchmal ein bisschen gruselig – wenn Rotkäppchen vom Wolf gefressen wird, zum Beispiel. „Das Gefährliche übt einen Reiz auf Kinder aus“, weiß die Mutter. Gleichzeitig wissen sie: Am Ende geht die Geschichte gut aus. Und Erwachsene erkennen sich in den Geschichten oft wieder. Da gibt es starke Persönlichkeiten und schwache, Menschen, die Fehler machen und die Sehnsucht danach, ein Held zu sein.

Mit ihren Märchen hat Helene Sauter ihre kleinen Zuhörer fasziniert und erlag selbst mehr und mehr den spannenden Geschichten. Vor etwa zehn Jahren hat sie deshalb an den Wochenenden eine Ausbildung an einer Märchenschule absolviert, über eineinhalb Jahre hat das gedauert. Unter Gleichgesinnten hat sie alles über Märchen gelernt. Über das wortgetreue Erzählen zum Beispiel, das sie vor allem vor Erwachsenen einhält. „Die Formulierungen haben oft etwas Mystisches“, sagt sie. Die Sprachmelodie ist besonders. Und häufig sind Worte enthalten, die im heutigen Sprachgebrauch nahezu unbekannt sind.

Erzählt sie vor kleinen Kindern, kürzt Helene Sauter manche Stellen, untermalt mit Figuren und Puppen, bringt Utensilien wie Perlen oder ihre Kristallkugel mit. Allzu grausame Märchen erzählt sie da gar nicht – „die liegen mir sowieso nicht“ –, Hänsel und Gretel wird nur gesungen. Wichtig ist ihr bei allen Veranstaltungen, auf das Publikum einzugehen, es einzubeziehen und Märchen zu erzählen, die zur Zielgruppe passen. Gerne greift sie dabei auf die Gebrüder Grimm zurück, mag Geschichten, die auch mal lustig sind, etwas Erfrischendes haben, wie „Der verhexte Ring“, in dem ein Kuhfladen in ein bezauberndes Mädchen verzaubert wird. Auch ohne die Geschichte zu kennen weiß man, dass sie gut ausgehen wird. Das Mädchen wird glücklich. Genauso wie die Ehefrau aus „Die törichten Wünsche“, die die Wurst an ihrer Nase wieder los wird. Am Ende siegt das Gute – und das ist es, was die Menschen sich wirklich wünschen.

Märchenhafte Termine

Märchenabend: Die Märchenfreundinnen Helena Beuchert (Waldbrunn), Elfi Bauer (Reichenberg) und Helene Sauter (Euerfeld) laden zum Märchenabend am Freitag, 23. November, um 19 Uhr im KuK in Dettelbach ein. Der Abend steht unter dem Thema „Als das Wünschen noch geholfen hat – von glücklichen und törichten Wünschen“. Die drei Frauen erzählen zauberhafte Geschichten, die von Magdalena Sauter mit Harfenklängen untermalt werden. Veranstalter ist die Stadtbibliothek Dettelbach, Karten gibt es im KuK im Vorverkauf für 5 Euro, Abendkasse 7 Euro.

Märchenspaziergang: Im Rahmen der Adventsstationen in Dettelbach bietet Helene Sauter am Sonntag, 2. Dezember, um 14.30 Uhr einen Märchenspaziergang durch die Altstadt an. Treffpunkt ist am Faltertor.