Mehr Wildheit zulassen
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Freitag, 21. Mai 2021
Am Tag der Artenvielfalt gibt Biologin Dr. Antonia Mayr Tipps, wie man im eigenen Umfeld Nistplätze und Nahrungsangebote für Wildbienen schaffen kann.
Landkreis Kt/Würzburg Sie sind stark bedroht. Dabei müsste das nicht sein. Dr. Antonia Mayr erklärt, wie jeder von uns einen Teil dazu beitragen kann, Wildbienen zu schützen. Im eigenen Garten – oder sogar auf dem Balkon.
Mayr: Weil sie unsere Kultur- und Wildpflanzen bestäuben. Ohne Wildbienen gibt es kein Obst oder Gemüse, ohne Wildbienen geht auch die Pflanzenvielfalt verloren, die wiederum sehr wichtig ist für Anpassungen an Umweltveränderungen wie den Klimawandel.
Wie viele Arten gibt es noch in Deutschland?Mayr: Mehr als 550. Die Frage ist, wie viele lokal schon ausgestorben sind, weil sie nicht mehr die richtigen Nist- oder Nahrungsbedingungen vorfinden. In Bayern stehen zum Beispiel über 50 Prozent der Bienen auf der Roten Liste und über 40 Arten sind bereits ausgestorben. Das sind extrem viele.
Mayr: Grundsätzlich gibt es hier sehr viele und auch sehr seltene Wildbienenarten. Hier ist es trocken und warm und das mögen die meisten von ihnen. Außerdem haben wir hier einzigartige Trockenrasen, die besonders wertvolle Wildbienenhabitate sind und erst wieder im Mittelmeergebiet in größeren Mengen vorkommen. Die Flächen stehen unter Schutz und werden nicht gedüngt. Dort kann sich eine Vielfalt an Pflanzen erhalten. Und die locken Wildbienen an. Jedoch sind auch hier in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten sehr seltene Arten teilweise ausgestorben, auch wenn es durch den Klimawandel auch wieder Neuankömmlinge gibt.
Mayr: Das ist sehr unterschiedlich. Ein Drittel der Wildbienen sind absolute Spezialisten. Einige mögen nur den Pollen von Glockenblumen, andere lieber den von Gilbweiderich oder Weiden. Für eine große Bienenvielfalt ist eine Vielfalt an Pflanzen entscheidend.
Was kann ich als Gartenbesitzer tun, um Wildbienen anzulocken?Mayr: Eine Blumenwiese alleine wird nicht reichen. Sie brauchen auch geeignete Nistplätze. Etwa 70 Prozent der Wildbienen sind Bodennister. Die Nisthilfen, die man in Baumärkten üblicherweise findet, helfen, wenn sie gut gemacht sind, also nur einem kleinen Teil. Aber keine Sorge, es ist überhaupt nicht aufwändig, geeignete Nistplätze anzubieten.
Zum Beispiel?Mayr: Ein kleiner Sandhaufen am Rande des Gartens, am besten mit heimischem Grubensand aufgeschüttet. Oder Totholz einfach stehen lassen. Vor allem die dickeren Äste sind bei den Wildbienen beliebt. Dort fühlen sich auch Käfer wohl. Oder lassen Sie ein paar abgeschnittene Brombeerranken stehen. Manche Wildbienen nisten dort kopfüber. Schaffen Sie so viel Struktur wie möglich im Garten.