Marktsteft: Biber attackiert Angler - und hinterlässt üble Bisswunden
Autor: Daniela Röllinger
Marktsteft, Samstag, 19. Juni 2021
Unterhöhlte Böschungen, riesige Löcher in den Wegen: An vielen Seen und Flüssen sorgt der Biber für massive Probleme. In Marktsteft sind die Angler besonders aufgebracht.
Biber-Angriff in Marktsteft: „Da! Schon wieder eins!“ Detlef Roth zeigt auf ein Loch am Wegesrand, direkt neben dem Anglersee in Marktsteft. Einen kleinen Schritt geht er dabei nur näher, bleibt eigentlich in sicherer Entfernung, doch schon ist es passiert: Der Boden gibt unter ihm nach. Er stürzt, sein rechtes Bein steckt bis zum Knie in einer Höhle. Es ist eine von vielen, die Biber rund um die fünf Seen und am Mainufer in Marktsteft gegraben haben. Verein, Stadt und Fischereiverband sind sich einig: So geht es nicht weiter. Die Gefahr durch die Nager ist zu groß. Zumal ein Vereinsmitglied kürzlich sogar gebissen wurde.
Detlef Roth ist Vorsitzender des Anglervereins Marktsteft-Marktbreit. Ein Mann, der die Natur liebt. Ein Mann aber auch, der sich in der Verantwortung gegenüber seinen Vereinsmitgliedern sieht und gegenüber all jenen, die gerne auf den Wegen zwischen den Anglerseen spazieren gehen. Er will nicht, dass einem von ihnen etwas passiert. Und deshalb geht er jetzt an die Öffentlichkeit. Wohl wissend, dass es Stimmen geben wird, die ihn dafür verurteilen werden. Der Biber, das ist für viele das putzige Kerlchen aus der Werbung. Für andere das bedrohte Tier, das es kompromisslos zu schützen gilt. Gerade mal einen Biber gab es laut Statistik im Jahr 1990 in Unterfranken. Seitdem steigt die Zahl kontinuierlich an, 2018 waren es 1865, Tendenz steigend.
Viele Biber auf zu kleinem Raum in Marktsteft
Aber der Biber ist eben auch ein Tier, das Schäden anrichtet, wenn die Population zu groß wird. In Marktsteft ist sie es geworden. „14 bis 18 Biber sind es locker“, sagt Detlef Roth. „Das sind einfach zu viele auf zu kleinem Raum.“ Das Gleichgewicht sei nicht mehr gegeben. Wobei Roth mehrfach betont, dass er nicht möchte, dass der Biber ganz verschwindet. Gegen ein paar Biber am See sei nichts einzuwenden. Aber gegen so viele schon. Er fordert, dass die Zahl dezimiert wird.
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An abgenagter Baumrinde wurde vor einigen Jahren deutlich, dass sich ein Biber an den Marktstefter Seen niedergelassen hatte. An sich ein gutes Zeichen, schließlich gab es nicht mehr viele der geschützten Tiere. Die ersten kleineren Bäume fielen um, auch noch kein Problem. „Wir haben sie im Wasser liegengelassen, damit der Biber sie weiter abnagen kann“, sagt Detlef Roth. Doch die Population wuchs mit den Jahren, die Zahl der angenagten Bäume stieg. Mehrere, auch starke Bäume mussten gefällt werden, weil sie umzustürzen drohten.
Nach Gesprächen mit der Naturschutzbehörde und einem Biberberater wickelten die Vereinsmitglieder Maschendrahtzaun um die Stämme, um sie vor den scharfen Biberzähnen zu schützen. Doch nicht alle Schäden werden immer rechtzeitig entdeckt. Am Rand des Naturschutzgebietes, das an die Anglerseen grenzt, krachte bereits ein Baum nur wenige Meter neben einem älteren Angler auf den Boden, erzählt Detlef Roth. „Das hätte auch anders ausgehen können.“
Biber-Attacke: Tier beißt Angler in Unterschenkel
Hätte, wäre, wenn.... Detlef Roth will sich nicht länger darauf verlassen, dass schon nichts passieren wird, denn die Probleme häufen sich. Löcher tun sich in den Wegen auf, die teilweise stark unterhöhlt sind, genauso wie die lange Treppe, die hinunter ans Seeufer führt und umzukippen droht. 1,3 Kubikmeter Beton hat der Verein schon eingebracht, um die Treppe wieder zu sichern – doch jetzt tut sich unter den Stufen schon wieder ein großes Loch auf. Der Verein könne sich weder finanziell noch personell leisten, die immer wieder auftretenden Schäden zu reparieren.
Vor knapp zwei Wochen dann wieder ein alarmierender Vorfall: Ein Biber beißt Stephan Roth in den Unterschenkel, als er abends eine Angelschnur eines jüngeren Angelkameraden befreien will, die sich im Gebüsch verfangen hat. Die kräftigen Zähne hinterlassen zwei drei Zentimeter lange und einen Zentimeter tiefe, stark blutende Bisswunden, die im Krankenhaus versorgt werden müssen.