Lkw-Fahrer erzählt: So ist das Leben als Trucker wirklich
Autor: Nina Grösch
Kitzingen, Montag, 28. Oktober 2019
Mehr als 30 Jahre war der Unterfranke Gerd Schimmel Lkw-Fahrer auf den Straßen unterwegs. Seine Erlebnisse hat der 56-jährige Dettelbacher in einem Buch festgehalten. Darin erzählt er, wie das Leben als Trucker wirklich ist.
„Ich war immer sehr gerne auf Achse“, erzählt Gerd Schimmel. Mehr als 30 Jahre war er als Lkw-Fahrer unterwegs – von Kassel bis zum Bodensee, von Garmisch bis Koblenz – aber auch in Österreich, Luxemburg und Belgien und der ehemaligen DDR. Genauso gern wie er auf Reisen war, hat der Effeldorfer im Anschluss auch von ihnen erzählt – und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, die Erlebnisse jetzt in einem Buch festgehalten.
Frage: Aus gesundheitlichen Gründen fahren Sie heute keinen Lkw mehr. Das Berufsbild des Truckers hat sie aber jahrelang geprägt. Was haben Sie an diesem Beruf so geschätzt?
Gerd Schimmel: Lkw-Fahren war nicht immer Trucker-Romantik. Ich mochte das Eigenständige an dem Beruf. Das Gefühl, der eigene Chef auf dem Bock zu sein und nicht ständig jemanden im Nacken zu haben, der einem sagt, was zu tun ist. Die Sendungen, die derzeit im Fernsehen laufen – wie Trucker-Babes oder Asphalt-Cowboys –, zeigen nur die angenehmen Seiten des Fahrer-Lebens und haben mit der Realität wenig oder gar nichts zu tun. Solche Serien gehen an der Wirklichkeit vorbei. Das wissen alle Fahrer, die diesen Beruf ausführen.
Warum dann solche Serien?
Gerd Schimmel: Einschaltquoten erreicht man wohl am besten mit Blondinen, Tattoos, Handy am Lenkrad, Anfängern, lackierten Fingernägeln und Models. Ich vermisse die wirklich alten Hasen, die den Job schon jahrzehntelang machen. Wo Dreck an den Händen, Glatteis, Fluchen, pausenlose Anrufe von Disponenten, haarsträubende Fahr-Manöver, der Druck und steigender Egoismus zum Tagesablauf zählen.
Klingt, als hätten Sie in all den Jahren als Lkw-Fahrer einiges erlebt?
Gerd Schimmel: Definitiv. Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut an die Autobahn-Manöver, die heute unvorstellbar wären, damals aber an der Tagesordnung waren. Stand man nach der Wende im östlichsten Teil Deutschlands im Stau, fuhr man einfach über den Grünstreifen, der die beiden Fahrbahnen trennte und dann bis zur nächsten Ausfahrt zurück. Da gab es Straßenabschnitte, in denen vielleicht alle zehn Minuten ein Fahrzeug vorbeikam. Das machten alle so. Leitplanken waren Fremdworte und es schien, als sei man in einem Land der Gesetzlosen.