Landwirte und Förster haben Angst vor einem viel zu trockenen Sommer
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Montag, 20. April 2020
Der Februar hat den Landwirten und Förstern ein wenig Hoffnung gemacht. Doch jetzt ist sie schon wieder da, die Angst vor einem viel zu trockenen Sommer
Blauer Himmel. Wenn überhaupt, dann nur ein paar weiße Wolken am Firmament. Der April könnte – abgesehen von den Corona-Restriktionen – nicht schöner verlaufen. Die Landwirte im Kreis Kitzingen werfen allerdings einen besorgten Blick nach oben.
Kaum ein Thema hat die Menschen in der Vor-Corona-Zeit so beschäftigt wie der Klimawandel. In Mainfranken machen sich die Veränderungen vor allem in einem Punkt bemerkbar: Es regnet weniger. Umso schöner schien der Winter 2019/2020. Von Oktober bis Dezember lagen die Niederschlagswerte im normalen Mittel, der Januar und der März waren mit 25 Liter/Quadratmeter unterdurchschnittlich. „Aber der Februar hat uns herausgerissen“, berichtet Thomas Karl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kitzingen. 35 Liter regnet es normalerweise in den Wochen im Februar. Heuer waren es 90 Liter auf den Quadratmeter. „Davon zehren wir heute noch“, sagt Karl. Fragt sich nur, wie lange noch.
Niederschläge wären jetzt wichtig
Im April hat es bislang so gut wie nicht geregnet. Dabei wären Niederschläge gerade jetzt für die im Frühjahr gesäten Kulturen wie Sommergerste, Sonnenblumen oder Zuckerrüben wichtig. Der Raps hatte sich schon im letzten Jahr schwach entwickelt. Jetzt fehlen ihm wieder Nährstoffe, die er übers Wasser im Boden aufnehmen kann. „Wir bräuchten jetzt eine gewisse Wassersättigung im Boden“, formuliert es Karl.
Die künftige Wasserversorgung treibt natürlich auch die Winzer, Gemüse- und Obstbauern um. Über die Tröpfchenbewässerung sind die Gemüse- und Gartenbaubetriebe in der Regel gut abgesichert. „Der Druck ist hier nicht so groß“, beschwichtigt der Leiter Gartenbau am AELF, Dr. Andreas Becker. Viele Winzer hoffen ebenfalls auf eine Tropfbewässerung. Dafür müssten jedoch große Wasserspeicher angelegt werden. In Iphofen hat der Stadtrat erst kürzlich eine Absichtserklärung verabschiedet, an einem entsprechenden Projekt teilnehmen zu wollen. Dr. Becker weist darauf hin, dass solche staatlich finanzierten Projekte immer auch die Landwirte und Obstbauern im Blick haben müssten.
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Letztere haben im Moment ganz andere Sorgen als fehlende Niederschläge. „Die Frostschäden sind das viel größere Problem“, sagt Obstbau-Experte Thomas Riehl vom AELF. Bis zu minus sechs Grad fielen die Nacht-Temperaturen in der vorletzten Woche. Wer seine Plantagen in Main-Nähe liegen hat, wusste sich mit der Frostschutzberegnung zu helfen. Andere versuchten mit Windrädern oder Frostkerzen Frostschäden zu verhindern. „In den letzten Wochen war das Wetter für Obstbauern eine Katastrophe“, sagt Riehl. Erfahrungsgemäß wird es Anfang Mai noch einmal riskant, wenn die Eisheiligen vor allem die Winzer noch einmal um ihre Früchte zittern lassen.
Aprikosen und Pfirsiche schon abgeschrieben
Bei den früh blühenden Aprikosen und Pfirsichen müsse man in diesem Jahr mit einem Totalausfall rechnen, bedauert Riehl. Deren Zahl ist in Franken sehr übersichtlich. Bei den Zwetschgen und Kirschen sei der Austrieb ebenfalls noch früher als 2019 erfolgt, berichtet Riehl. Verstetigt sich dieser Trend werden die Blüten immer anfälliger für Fröste. „Und die kann es bei uns ja bis Mitte Mai geben“.
Erst nach der Blüte wird die Wasserversorgung für die Obstbauern wieder wichtig. Derzeit ist die Trockenheit dort kein allzu großes Thema. Für die Regierung von Unterfranken schon. Die hatte schon über das Osterwochenende eine vorsorgliche Luftbeobachtung angeordnet. Von den Flugplätzen in Schweinfurt und Haßfurt sind Maschinen aufgestiegen. „Die Luftbeobachtung ist als Maßnahme der vorbeugenden Waldbrandbekämpfung für den gesamten Regierungsbezirk Unterfranken zu verstehen“, heißt es in einer Pressemitteilung.