„Kuh-le“ Forscher ausgezeichnet
Autor: Daniela Röllinger
Wiesentheid, Donnerstag, 30. Juni 2022
Die Jugend-forscht-Gruppe am Gymnasium Wiesentheid erfindet einen gesunden, süßen Brotaufstrich und erhält dafür völlig überraschend einen Preis vom Bundesministerium.
Echt cool! Das haben sich die Mitglieder des Wahlkurses Jugend forscht am Gymnasium LSH Wiesentheid vor ein paar Tagen gedacht. Sie haben es sogar schriftlich bekommen, nur dass „Echt kuh-l“ auf den Urkunden steht. Kein Schreibfehler, sondern eine Auszeichnung beim gleichnamigen Wettbewerb des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Mit ihrer Forschung zum „leckeren Brotaufstrich aus süßem Hummus“ haben sie Platz zwei beim Forscherpreis erreicht.
„Kichern Erbsen? Nicht die Bohne!“ Mit einem Wortspiel war das Motto des Schulwettbewerbs umschrieben, in dem es um „starke Eiweißhelden“ ging. Hülsenfrüchte? Nicht unbedingt ein Thema, das Kinder und Jugendliche vom Hocker haut. Selbst bei den ganz Neugierigen weckt das nicht sofort den Forscherdrang. „Als unser Lehrer das Wettbewerbsthema vorstellte, waren wir nicht so begeistert“, geben die Schüler daher auch zu. Eine Gemüsebeilage, geschmacklich nicht so super. Doch was ein echter Forscher ist, der knackt auch ein Thema, das sich langweilig anhört.
Kinder haben Spaß am Forschen
Seit zehn Jahren führt Matthias Mann Schüler in einer Jugend-forscht-Gruppe an die Wissenschaften heran. Gerade in jungen Jahren sei das Bedürfnis, Dinge zu erkunden, groß. „Es ist schön zu sehen, wie viel Spaß die Schüler am Experimentieren haben“, so Mann. Es sei eine Motivation der Schule, dafür eine Plattform zu bieten. Der Wahlkurs ist freiwillig, aber wer sich zu Schuljahresbeginn angemeldet hat, der muss das ganze Jahr teilnehmen. Mann meldet die Kinder regelmäßig zu Wettbewerben an, es gab auch schon mehrere Auszeichnungen für das Wiesentheider Gymnasium. Welche Themen bearbeitet werden, dürfen die Schüler mitentscheiden. „Nur wenn sie Spaß haben, kommt was Gutes dabei raus.“
Zum Forschen in der Schule gehört nicht nur das Experimentieren. Da wird recherchiert, da wird Quellenarbeit geleistet, dokumentiert, wissenschaftlich möglichst exakt gearbeitet. In der Regel wird das Ergebnis auch noch selbst präsentiert, was wegen Corona aber in den letzten Jugend-forscht-Wettbewerben nicht möglich war – und auch nicht beim jetzigen Wettbewerb „Echt kuh-l“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Zu tun gab es trotzdem eine Menge. So hat Oliver Uhl den Fragebogen erstellt, mit dem erkundet wurde, wie der Aufstrich schmeckt, Marc Köhler hat die Antworten ausgewertet. Beide sind schon seit längerem in der Jugend forscht-Gruppe, während die anderen die fünfte Klasse besuchen, also erst relativ kurz dabei sind. Die Begeisterung aller Kursteilnehmer ist groß. „Ich hab schon immer gern experimentiert“, erklärt Tom Neumann, warum er sich für diese Gruppe entschieden hat. „Ich hatte Lust, was zu erforschen“, sagt Moritz Hofrichter. „Ich mag Wettbewerbe“, erklärt Kilian Botong.
Diesmal hieß die Herausforderung für die zwölf Jungforscher also Hülsenfrüchte. Sie entschieden, sich an weißen Bohnen zu versuchen, die man ja meist pikant zubereitet. Warum nicht mal was anderes machen? Eine Alternative zu süßen, kalorienreichen Brotaufstrichen? Etwas, das nachhaltig und gesund ist, eiweißreich mit wenig Zucker und wenig Fett und noch dazu gut schmeckt? Eine echte Herausforderung selbst für die „große“ Lebensmittelforschung.
Die Idee war geboren, dann ging die Arbeit los. Und zwar mit Feuereifer, obwohl die Schüler – elf Jungs und ein Mädchen – sich keine Chancen auf eine Auszeichnung ausrechneten. Die Kategorien sind nach Alter aufgeteilt, umfassen jeweils zwei Jahrgangsstufen ab der dritten bis zur zehnten Klasse. Die jungen Forscher aus Wiesentheid aber sind keine normale Klasse, sondern ein Wahlkurs, und da sind neben vielen Fünftklässlern auch Schüler aus der siebten und achten Jahrgangsstufe mit dabei. „Aber es geht ja um den Spaß“, findet Moritz.
3174 Kinder aus ganz Deutschland haben sich am Wettbewerb beteiligt, insgesamt gingen 545 kreative Einsendungen ein, wie das Bundesministerium nach der Auszeichnung mitteilte, die wegen Corona digital erfolgte. Da wurde gebastelt, gekocht, komponiert, vertont und gefilmt. Es gab Podcasts, Hörspiele, Instagram-Kanäle, Webseiten, Spiele, aber eben auch Rezepte. Eine siebenköpfige Jury wählte aus allen Einsendungen 25 Gewinner aus – und die Wiesentheider sind dabei. Platz zwei in der Kategorie Forscher. „Wir waren völlig aus dem Häuschen“, erzählt Elias Körner, vor allem, weil es nicht nur Pokal und Urkunden, sondern auch noch ein Preisgeld gab. Obwohl – Pokal? Was Lehrer Matthias Mann da am Mittwoch aus der zylinderförmigen Verpackung zog, sorgte für große Augen: kein Kelch, wie gewohnt, sondern eine goldene Kuh, die jetzt natürlich einen Ehrenplatz in der Schule bekommt. Am liebsten hätte sie jeder für sich behalten – einschließlich Rektor Achim Höfle, der sichtlich stolz auf die erfolgreiche Forschungsgruppe ist und herzlich zu ihrem Erfolg gratulierte.