Kritik an der Stadt
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Freitag, 24. Mai 2019
Der Geschäftsführer von Aplawia e.V. erhebt Vorwürfe: Ausgerechnet aus Kitzingen kämen kaum Aufträge. Aus anderen Gemeinden und dem Landratsamt schon.
Volker Lang ist genervt. „Von der Stadt Kitzingen kommt gar nichts“, sagt er. „Das geht schon seit Jahren so.“ Jetzt hat der Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins Aplawia e.V. einen Zuschussantrag gestellt. Auf 141.900 Euro jährlich belaufe sich der Finanzbedarf für den Verein. Das Geld hätte er gerne von der Stadt. Auch damit wird es wohl nichts.
1984 ist der Verein von arbeitslosen jungen Menschen des Kitzinger Notwohngebiets als Selbsthilfegruppe aus der Taufe gehoben worden. An der Zielsetzung hat sich seither nichts verändert: Über Beschäftigungsmöglichkeiten sollen arbeitslose und benachteiligte Menschen nachhaltig in die Arbeitswelt integriert werden. Dazu bedarf es unter anderem Aufträge der öffentlichen Hand. Die kommen aus Städten wie Volkach oder Wiesentheid und vom Landkreis. Von der Stadt Kitzingen zu selten – zumindest für den Geschmack von Volker Lang.
Widerspruch von der Stadt
Seit dem Jahr 2014 habe es keinen einzigen Auftrag von Seiten der Stadt an den Verein gegeben, moniert der Geschäftsführer von Aplawia und widerspricht damit einer Aussage von Oberbürgermeister Siegfried Müller von Mitte April. „Über unsere hundertprozentige Tochter, die Stadtbetriebe, erhalten Sie regelmäßig Aufträge“, hatte der OB auf ein Schreiben des Vereins geantwortet. „Stimmt nicht“, sagt Lang und lobt stattdessen andere Gemeinden im Landkreis wie Volkach und Wiesentheid. „Die Landrätin hat auch stets ein offenes Ohr für uns“, freut er sich.
Tatsächlich hat das Landratsamt die Aplawia in den letzten Jahren bei verschiedenen Projekten beauftragt: Bei der Einrichtung und späteren Auflösung dezentraler Unterkünfte für Asylbewerber, bei einfachen Hausmeisterdiensten oder bei der Radwegebeschilderung. Der Landespflegeverband ist als Projektpartner tätig und seit etwa einem Jahr gibt es eine Gebrauchtwarengarage am Wertstoffhof. Gut erhaltene Möbel können dort abgegeben werden. Sie gehen dann an die Aplawia.
Lob aus Wiesentheid
In Volkach kümmert sich der Verein unter anderem um die Entleerung der Abfallbehälter in den Ortsteilen sowie die Reinhaltung der Containerplätze und des Wohnmobilstellplatzes in Fahr. Den jährlichen Aufwand beziffert die Stadt auf rund 8.000 bis 9.000 Euro. „Zusätzlich kommt Aplawia bei uns bei Wohnungsauflösungen beziehungsweise -entrümpelungen zum Einsatz“, informiert Bauamtsleiterin Ulla Gistel-Gareiß.
In Wiesentheid ist Bürgermeister Werner Knaier voll des Lobes über die Arbeit der Aplawia. „Wir haben sie in den letzten beiden Jahre vermehrt im Gemeindegebiet eingesetzt und dabei nur gute Erfahrungen gemacht.“ Ob Pflegearbeiten im Schlosspark, Reinigungsarbeiten der Straßengräben im Industriegebiet, Heckenschneidearbeiten im Bereich der Seniorenresidenz oder Pflege von Pflanzbeeten und Rasenflächen: „Alle diese Arbeiten wurden zu unserer vollsten Zufriedenheit ausgeführt“, versichert Knaier und kündigt an: „Wir werden auch künftig die Dienste dieser Firma in Anspruch nehmen und damit die gute Idee dieser Firmengründung unterstützen.“
Und die Stadt Kitzingen? Antwortet per Mail auf eine Anfrage dieser Redaktion: „Die Stadt vergibt verschiedene Arbeiten für die Gebäude und Immobilien, die in Stadtbesitz sind. Viele der anfallenden Tätigkeiten können von städtischen Dienstleistern wie Bauhof, beziehungsweise den angestellten Hausmeistern erfüllt werden.“ Will heißen: Es gibt kaum Bedarf für den Verein. In den Jahren 2018/2019 seien zwei Aufträge bei der Aplawia e.V. angefragt worden – beide kamen nicht zustande. „Wir schätzen die Arbeit von Aplawia e.V. sehr und berücksichtigen sie regelmäßig bei städtischen Ausschreibungen“, schreibt OB Müller an den Verein. Die Stadt sei allerdings verpflichtet, das wirtschaftlichste Angebot zu nehmen. „Deshalb kommt die Aplawia nicht häufiger zum Zug.“