Kräuter zum Anfassen
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Mittwoch, 11. April 2018
Petra Uhl und Sabine Blaß über die Wirkung von Veilchen und die Botschaft von Gänseblümchen.
Sie schmecken zum Salat, sie eignen sich als Bestandteil fürs Pesto, sie verfeinern Salz oder können als Medizin verwendet werden. Heimische Wildkräuter haben unheimlich viele Anwendungsmöglichkeiten. Petra Uhl und Sabine Blaß kennen etliche.
Kräuterwanderung durch Sommerach: An ein paar Häusern geht es vorbei in Richtung Weinberge. Überall finden die beiden Frauen aus Mainsondheim beziehungsweise Sommerach zeigens- und erklärenswerte Pflanzen. „Die Vogelmiere hilft bei Magen- und Darmproblemen“, sagt Petra Uhl und hält ein paar unscheinbare grüne Büschel in die Höhe. Im Pesto oder im selbst gemachten Kräutersalz entfaltet sie ihre Aromen besonders gut. „Aber Vorsicht“, warnt Uhl die rund 40 Ortsbäuerinnen, die sich am Dienstag in Sommerach zur Frühjahrstagung getroffen haben. „Nur den oberen Teil nehmen. Weiter unten wird es muffig.“
Anschaulich und lebendig erzählen die beiden Kräuterexpertinnen, die vor 14 Jahren eine entsprechende Ausbildung gemacht haben, von den heimischen Pflanzen und deren Wirkstoffen.
Ihr Rat an die Teilnehmerinnen der Wanderung: Achtsam und wachsam durch die Natur gehen und nur so viel Kräuter entnehmen, wie man tatsächlich brauchen kann. „Pflanzen sind beseelte Wesen“, sagt Petra Uhl. „Man sollte sie betrachten und beachten und sich bedanken, wenn man sie gepflückt hat.“ Einen Arzt könnten die heimischen Kräuter nicht ersetzen. Aber präventiv wirken sie allemal. Bei allen möglichen Leiden. Selbst Bestandteile der Birke. Kurz nach Austrieb im Frühjahr können kleine Blättchen der Birke einen Salat aufwerten. „Und Birkenblättertee ist eine sanfte, nierenschonende Art, Wasseransammlungen auszuleiten“, erklärt Sabine Blaß.
Bei Pollenallergie kann man dagegen auf die Wirkweise der Brennnessel zurückgreifen. „Bei Herz- oder Nierenschwäche sollte man aber nur eine kleine Tasse täglich trinken“, warnt Petra Uhl. Während sie spricht, hat Sabine Blaß schon wieder eine andere wirkungsvolle Pflanze am Wegesrand entdeckt. Ein paar Gänseblümchen stehen dort. „Wenn sie offen sind, dann bleibt auch das Wetter den ganzen Tag über schön“, erklärt sie. „Das Gleiche gilt für den Löwenzahn.“
Die Blätter und Blüten beider Pflanzen sind essbar, Löwenzahn hat beispielsweise viele Vitamine (A, B, C) und hilft bei der Blutreinigung, ist aber auch bei Leber- und Gallenproblemen hilfreich. Selbst den Stil könne man essen, versichert Petra Uhl. Gerade, wenn man Probleme mit der Galle oder der Leber hat. „Aber maximal drei am Tag.“ Und nur, wenn der Körper signalisiert, dass er die ungewöhnliche Nahrung auch verträgt.
Das Wunder der Gänseblümchen
Gänseblümchen entfalten im Tee oder im Wasser eine ganz andere Wirkung. „Sie beruhigen die Nerven“, erklärt Sabine Blaß und fügt augenzwinkernd hinzu. „Beim Kindergeburtstag kann ein Getränk mit Gänseblümchenzusatz Wunder wirken. Die Kleinen werden sanfter.“ Selbst als Hustensaft lassen sich Gänseblümchen verwenden. Den Sirup aufkochen und in kleinen Mengen zu sich nehmen, rät Petra Uhl. Die Wirkung von Gänseblümchen ist seit Jahrhunderten bekannt – und weist noch eine überraschende Geschichte auf: Frauen haben sich früher mit deren Saft eingerieben, um sich vor allzu aufdringlichen Männern zu schützen.