Kontaktloses Konzept - Willkommen im Hotel
Autor: Von Julia Volkamer
Dettelbach, Dienstag, 14. Dezember 2021
In Kitzingen und Iphofen gibt es sie schon, in Marktsteft entsteht gerade ein vollautomatisches Hotel. Die Nachfrage ist groß – bei Gästen und Gastronomen.
Es dauert keine drei Minuten, bis die Eingangstür sich öffnet. Für Frida scheinbar eine halbe Ewigkeit. Der junge Retriever steckt neugierig die Nase heraus und kann es kaum erwarten, dass sein Frauchen wieder eintritt in die „Julius-Appartements“. Vier frisch renovierte Ferienwohnungen warten dort auf experimentierfreudige Gäste. Buchung und Einzug funktionieren vollautomatisch und kontaktlos. „Das Konzept der Zukunft“, findet Isabel Bader von „Homekeepers“, dem Würzburger Unternehmen für die Verwaltung von Immobilien zur Kurzzeitvermietung – und eine ganze Branche stimmt ihr zu. Oder muss ihr zustimmen?
Im Landkreis Kitzingen spricht Thomas Dauenhauer für diese Gastro-Branche, die nicht erst in den letzten beiden Jahren mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen hat. Und er stimmt Isabel Bader tatsächlich zu – allerdings mit Einschränkungen: „Hotels mit automatischer Buchung und automatischem Check-In sind eine Möglichkeit der Gästebewirtung, die man in Erwägung ziehen muss und nicht verbieten kann“, erklärt der Bezirksvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DeHoGa). „Allerdings wird sie nur funktionieren, wenn es auch genügend klassisch-gastronomische Angebote gibt. Schließlich wollen die Gäste auch frühstücken oder zu Abend essen.“
Keine Konkurrenz
Demnach sieht er die „Automatikhotels“ nicht als Konkurrenz oder Gefahr für die bestehenden Angebote an, sondern als Ergänzung – oder vielleicht die letzte Möglichkeit, kleinere Betriebe in kleineren Ortschaften am Leben zu erhalten. „Das kann zusammen funktionieren. Aber nur, wenn wir als Gesellschaft bereit sind, für eine ordentliche, gastronomische Leistung auch einen angemessenen Preis zu bezahlen.“
Die Meinung des Gastro-Experten hat auch Dieter Haag in seinen Planungen bestätigt. Der Marktstefter Bauunternehmer wird im Frühsommer 2023 ein voll automatisches Motel im Gewerbegebiet an der ST 2271 eröffnen und hatte im Vorfeld schon Kontakt mit Dauenhauer, dessen Prognose für das Vorhaben durchaus positiv ausfiel. Haag verließ sich aber längst nicht nur auf diese eine Expertenmeinung, sondern beauftragte das Münchner Beratungsbüro „Hoga Experts“ damit, eine Bedarfsermittlung zu erstellen. Das Ergebnis: ein Gutachten über 45 Seiten, welches besagt, dass ein solches gastronomisches Angebot – vor allem an diesem Standort – großes Potenzial habe und profitabel sein könne.
Funktional und komfortabel
Dieter Haag zögerte nicht allzu lange. Dem vielgereisten Unternehmer waren unterwegs immer wieder ähnliche Übernachtungsmöglichkeiten begegnet – nur in der Region in und um Kitzingen hatte er keines gekannt. Warum also nicht selbst eines bauen? Rund vier Millionen Euro wird es kosten, das Haus nach amerikanischem Vorbild, allerdings nach neuestem, energetischen Standard und mit geringem Mitarbeiteraufwand, auf etwa 1200 Quadratmetern Fläche zu errichten. Das „Mainfranken Motel“ wird von der Haag Hausverwaltung betreut, die sich bereits um verschiedene Objekte des Investors kümmert. Sie stellt Hausmeister und Reinigungskräfte, in den Wohn-, Senioren- und Generationenanlagen ebenso wie dann zu gegebener Zeit im Motel – je nach Bedarf und Auslastung.
Und die wird hoch sein, da ist sich Dieter Haag sicher. Bei der Ausstattung der 45 Zimmer hat er Wert auf Funktionalität, aber auch auf einen gewissen Komfort gelegt. Dazu passt es, dass sich die Gäste per Automat selbst versorgen können – was wiederum nicht ganz zur grundsätzlichen Aussage von Thomas Dauenhauer passt. „Es wird schon zu einer Zweiteilung in der Gastronomie bekommen“, fürchtet der Hotel- und Restaurantbesitzer. „Für die Gäste, die das so kontaktlos wollen, ist es perfekt.“
Perfekt versorgt sieht auch Laura Bader ihre Gäste. Die Mitarbeiterin der „Homekeepers“ hat in den letzten Monaten die frisch renovierten Julius-Appartements in der Iphöfer Altstadt mitgestaltet, hat ihre Ideen eingebracht und ist überzeugt davon, dass das Geschäftsmodell des voll automatisch buch- und beziehbaren Mietraums Zukunft hat. „Es ist ja nicht so, dass die Gäste gar nicht betreut werden“, erklärt die Key Account Managerin. Die dezentrale Rezeption in Würzburg ist telefonisch 24 Stunden am Tag erreichbar. „Wenn es brennt, kommt natürlich auch jemand vorbei.“ Ansonsten läuft alles kontaktlos ab. Auf der Homepage können Zimmer in den verschiedensten Objekten – vom Altstadthotel Wiener Botschaft in Veitshöchheim übers City-Loft in der Würzburger Innenstadt bis in zur Monteurs-Wohnung in den Kitzinger Marshall Heights – gebucht werden. Der Kunde erhält dann einen Zahlencode, der – wie im Falle der Julius-Appartements in Iphofen – die außen angebrachten Schlüsselkästen öffnet. Die Ferienwohnungen heißen dort wie die Weinlagen: „Am Kronsberg“, „Iphöfer Kalb“ oder „Zum Domherr“. Jede hat ihren eigenen Schlüsselkasten. Wer Probleme beim Öffnen hat, kann sich telefonisch an die Rezeptionisten in Würzburg wenden.