Kitzingen: Goldhändler hilft Flutopfer-Familie - eine Sache macht ihn besonders traurig
Autor: Thomas Feiler
Kitzingen, Mittwoch, 29. Dezember 2021
Seit der Katastrophe im Ahrtal diesen Sommer hilft Frank Dominik Familie Jakobs beim Wiederaufbau. So ist der Goldhändler selbst zum Goldstück geworden.
Während wir die vergleichsweise ruhige Zeit „zwischen den Jahren“ genießen, sind Frank Dominiks Gedanken bei Familie Jakobs im Ahrtal. Als im Juli eine Flutkatastrophe das Ahrtal verwüstete, fuhr der 49-jährige Franke hin, um zu helfen. Er wurde Sylvia Jakobs zugeteilt. Ihr eigenes Haus, das ihrer Eltern und ein Mietshaus waren stark beschädigt. Das Haus ihrer Schwester konnte nur noch abgerissen werden.
Dominik war da, half, startete bei sich zu Hause Spenden- und Hilfsaufrufe, informierte mit Bildern der Zerstörung im Ahrtal in den Filialen seines Goldankaufs in Weigenheim, Neustadt an der Aisch und Kitzingen seine Kunden über die Not. Was hat sich seitdem getan?
Es gab viele Spenden, wofür Dominik sehr dankbar ist: Sachspenden im Wert von 37.000 Euro und insgesamt über 16.000 Euro Geldspenden. Die größte Einzelspende betrug 3.000 Euro und kam von einer Frau, die von Dominiks Vorhaben in der Zeitung gelesen hatte. Mit dem Geld kaufte der Franke vor allem Materialien und Gerätschaften, die er und ein Freund abwechselnd bei mehreren Fahrten ins über 300 Kilometer entfernte Ahrtal transportierten.
Nach Flut-Katastrophe im Ahrtal: Handwerker sind heiß begehrt - fränkische Malermeisterin meldet sich
Jeweils 500 Euro übergab er den Verantwortlichen zweier Kindertagesstätten in der Gegend, deren Räumlichkeiten so sehr von der Flut getroffen worden waren, dass sie nicht mehr nutzbar waren und man in Provisorien ausweichen musste. Man habe sich sehr über die Spende gefreut und sei unglaublich dankbar, sagt Cara Küpper von der Kita-GmbH auf Anfrage; man wolle das Geld nutzen, um Bücher, CDs und weitere Medien zu kaufen.
Und bei Familie Jakobs? Neben Hilfe bei der Arbeit und Materialspenden erhielten die Jakobs 5000 Euro, um Rechnungen zu bezahlen – davon kamen und kommen einige, denn die Versicherung trägt längst nicht alle Schäden und Anträge auf finanzielle Hilfe kommen nur schleppend voran. Das liegt unter anderem auch daran, dass viele wichtige Unterlagen verloren gegangen sind. Das bedeutet: Behördengänge, Anträge für neue Dokumente, zusätzliche Kosten und mehr Zeit, die verstreicht.
Dazu kommt: Im Ahrtal herrscht enormer Fachkräftemangel. 40.000 Menschen sollen von den Hochwasserfolgen betroffen sein; Handwerker sind nun gefragt. Eine fränkische Malermeisterin meldete sich bei Dominik, sie wolle helfen; demnächst wird auch sie vorbeischauen und bei den Jakobs die Häuser streichen.
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Zurzeit wartet Sylvia Jakobs auf Heizungsmonteure und Fliesenleger. Sie schätzt, dass die Heizung frühestens im Januar funktionieren wird. Im Elternhaus liegt jetzt schon der Estrich, der muss noch trocknen. Die Außenarbeiten sind bereits erledigt, die Bäder aber noch kaputt. Das Mietshaus hingegen sieht noch „sehr traurig“ aus, sagt Jakobs. Wenn sie bei sich zuhause etwas kochen will, muss sie raus und mit einem provisorischen Gaskocher arbeiten – denn: Die Küche ist noch nicht fertig. Und doch, sagt sie, gehe es ihr im Vergleich zu anderen recht gut.