Kitzingen: Frauen in der Armutsfalle - Expertin gibt Tipps zur optimalen Vorsorge
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Dienstag, 08. März 2022
Viele Frauen befassen sich zu wenig mit Finanzen. Das kann schlimme Folgen haben, weiß Claudia Behringer – im Fall einer Scheidung, beim Tod des Partners oder wenn im Alter das Geld nicht reicht. Die gebürtige Volkacherin ermuntert Frauen, sich zu informieren und rechtzeitig vorzusorgen.
Frauen und Rente – reicht es im Alter? Claudia Behringer kennt die Antwort auf diese Frage: Es reicht oft nicht. Sie will Frauen Mut machen, sich mit dem Thema Geld zu befassen, unter anderem in Kursen der VHS Kitzingen, aber auch mit einem Buch, das die gebürtige Volkacherin verfasst hat.
„Geld ist der Schlüssel zur Freiheit.“ Ein Satz von Coco Chanel, den Sie gerne zitieren. Was ist dran an diesem Satz?
Claudia Behringer: Wir können uns mit Geld und Finanzwissen Wohlstand schaffen. Geld ist auch ein Mittel zur Zielerreichung. Wir könnten die Ungerechtigkeiten in der Welt vermindern, wenn wir mehr Finanzwissen hätten. Geld macht nicht glücklich. Aber es kann Energie und Freude geben und damit auch Freiheit. Aber wir beachten Geld zu wenig.
Aber wir alle haben doch täglich mit Geld zu tun?
Ja, das Geld kommt aufs Konto und solange etwas da ist, geben wir es aus. Gerade jetzt denken viele, das Geld sei eh nichts wert und konsumieren, ohne groß nachzudenken. Dabei ist es wichtig, das Geld einzuteilen und die Finanzen zu planen.
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Wie genau kann eine solche Planung aussehen?
Es ist wichtig zu wissen, wie viel Geld wir kurz-, mittel- und langfristig für unsere Ziele brauchen. Für die fixen Ausgaben muss ein Budget da sein, sie machen etwa 50 bis 60 Prozent der Ausgaben aus, bei hohen Mieten sogar mehr. Und wir müssen schauen, wofür wir Geld ausgeben. Wer kennt das nicht: Beim Einkaufen nimmt man sich etwas mit, das man eigentlich gar nicht braucht, das uns aber ein gutes Gefühl gibt. Es ist durchaus erlaubt, sich etwas zu gönnen, aber es muss bewusst geschehen und von Wert für einen selbst sein. Das ist mehr als bloßer Konsum. Schnell und aus einer Lust heraus ausgegebenes Geld fehlt für unser späteres Leben. Viel sinnvoller ist es, jeden Monat Geld anzulegen. Dazu sollten wir uns Finanzwissen aneignen. Das ist einfacher, als man denkt und nimmt uns die Angst vor der Geldanlage. Finanzwissen müsste dringend schon in der Schule und im Studium vermittelt werden.
Wird es aber zu wenig. Viele verstehen schon beim Börsenbericht im Fernsehen oder bei einem Bankgespräch kaum etwas.
Ein Börsenbericht ist auch nicht der richtige Einstieg. Man kann sich ins Thema einlesen, zum Beispiel im Internet, in Büchern, in Zeitschriften, oder sich beraten lassen. Die Finanzwelt ist nicht so kompliziert, wie viele meinen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen schnell Freude an ihren Finanzen finden, wenn sie erst mal anfangen, sich damit zu befassen. Und sie sind die besseren Anleger, weil sie langfristig denken.
Aber anfangs schreckt das Thema Frauen ab, wenn ich das aus Ihren Worten richtig heraushöre.
Die jüngeren Frauen nicht mehr so sehr, die interessieren sich für Finanzen, sind wagemutiger als die älteren, gehen selbst an die Börse. Aber die Zwischengeneration und die Älteren, die befassen sich viel zu wenig mit Geld. Man darf nicht vergessen, dass es Frauen erst ab 1958 erlaubt war, ein eigenes Konto zu eröffnen, ihr Geld anlegen durften sie erst ab 1976. Ältere können es daher oft nicht, das „Mittelalter“ macht es so weiter, wie die Eltern es vorgelebt haben. Dazu kommt: Viele Frauen geben die Verantwortung lieber ab – und sie trennen nicht in meins, deins, unser.
Buchtipp: Endlich im Ruhestand - Und jetzt?: Über 100 inspirierende Ideen für ein erfülltes Leben nach der ArbeitUnd diese Trennung ist wichtig?
Getrennte Konten sind eine gute Lösung. Ein eigenes, eines für den Partner, ein gemeinsames für den Haushalt, Urlaube und so weiter. Wenn etwas schiefläuft in der Ehe und der Mann hat alles organisiert und hat alleine alle Vollmachten, ist das nicht förderlich. Deshalb will ich den Frauen Mut machen, das Thema Finanzen in der Familie anzusprechen. 80 Prozent meiner 30- bis 40-jährigen Klientinnen berichten mir, dass in den Familien nicht über Geld, Anlagen und Vorsorge gesprochen wird. Das hängt auch damit zusammen, dass Frauen sich oft nicht wertschätzen: Was leiste ich eigentlich? Was ist das wert? Was verdiene ich? Darüber müssen sie nachdenken.