Altersarmut in Franken: Zu zweit 400 Euro im Monat
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Donnerstag, 16. Januar 2020
Rentner Josef K. wünscht sich, dass Politiker mal von seiner Rente leben müssten - „Fridays gegen Altersarmut“ fordert eine gerechtere Altersvorsorge für alle
Das Telefon klingelt. Ich hebe ab. Es meldet sich Josef K. aus Kitzingen. Ob er bei mir richtig sei, wenn er die Zeitung abbestellen wolle, fragt er höflich. Ich verneine, möchte aber gleichzeitig gerne wissen, was ihn denn an der Zeitung so geärgert habe, dass er sie nicht mehr lesen will. „Nein, ich habe mich nicht geärgert“, sagt Josef K. und fügt nach einem verlegenen Räuspern leise hinzu: „Es hat andere Gründe.“ Das Gespräch, das so beginnt, dauert lange. Es geht mir die nächsten Tage nicht aus dem Sinn. Altersarmut – das ist nichts Fernes. Die zu kleine Rente macht auch im beschaulichen Kitzingen Menschen das Leben schwer.
Altersarmut: 33 Jahre lang vorgesorgt
Josef K. (Name von der Redaktion geändert) war als junger Mann zunächst bei der Bundeswehr, dann machte er sich mit einem Gebrauchtwagenhandel selbstständig. „Ich habe 33 Jahre lang für meinen Ruhestand vorgesorgt. So richtig viel habe ich allerdings nicht zurücklegen können. Wir hatten ja auch drei Kinder zu versorgen und wollten ein Eigenheim haben.“ Seine Frau, 71 Jahre alt und gelernte Friseuse, hat nach der Elternzeit wieder in ihrem Beruf gearbeitet; sie hat 15 Jahre lang in die staatliche Rentenkasse einbezahlt.
„Von dem, was wir beide heute an Rente bekommen – ich 300 Euro, meine Frau 280 Euro – könnten wir nicht leben“, sagt Josef K. ernüchtert. Zehn beziehungsweise zwei Jahre lang hat das Paar Josefs Mutter und Vater gepflegt. „Alle zwei hatten eine niedrige Pflegestufe. Da wurde uns nichts angerechnet.“
Heute ist Josef K. dankbar dafür, dass er selbst keine Miete zahlen muss, sondern im Gegenteil sogar noch ein bisschen Miete einnimmt – 250 Euro im Monat. Dieses Geld sowie Zuwendungen der Kinder erhöhen das Budget des Rentnerpaares. „Nach Abzug fixer Kosten bleiben meiner Frau und mir 400 Euro pro Monat zum Leben.“
Wie weit kommt man mit 400 Euro? „Es geht schon, wir kommen zurecht“, sagt der 73-Jährige. Aber wenn zum Beispiel Heizöl gekauft werden müsse, dann seien triste Monate die Folge. „Eine neue Heizung ohne Öl wäre aber noch viel teurer“, sinniert der Kitzinger.
Ihn schmerzt, dass es von Amts wegen niemanden gebe, der einem helfe – zum Beispiel rechtzeitig berate, wie man seine Rente aufstocken könnte. In dieser Hinsicht ist er desillusioniert: „Die wollen nur jahrzehntelang deine Gewerbesteuer haben, aber danach kümmert sich keiner um einen.“
Wenn Josef K. einen Wunsch frei hätte, dann wäre es dieser: „Alle Politiker, die so ahnungslos über die Grundrente diskutiert haben, müssten mal eine Weile lang von Hartz-IV leben. Dann wüssten sie mal, wie die Realität aussieht.“