Druckartikel: Kein Ding der Unmöglichkeit

Kein Ding der Unmöglichkeit


Autor: Von der Fasten-Redaktion

Kitzingen, Mittwoch, 15. März 2017

Von Gruppenzwang, Superpreisknallern und netten Metzgern: Die fünf Redaktionsfaster erleben manch blaues Wunder
Feinkosthändler Kaya hat kein Problem damit, die guten Sachen in von den Kunden mitgebrachte Behältnisse zu füllen.


Zwei Wochen sind geschafft. Und siehe da: Die Redaktion hält sich tapfer. Zwar werden nicht alle Vorgaben zu hundert Prozent umgesetzt, aber 50 Prozent sind ja auch schon ein Anfang. Die Laune ist jedenfalls erträglich. Ernährungstechnisch behelfen wir uns mit Obst – oder noch gesünder: Mit Kräuter- und Frischkäse-Dips, in die wir Karotten- oder Kohlrabistäbchen stippen. Vor zwei Wochen noch ein Ding der Unmöglichkeit.

Fleisch-Fasterin Daniela Röllinger:

Diana, ich danke Dir. Das muss hier einfach mal gesagt werden. Seit die Kollegin die Nascherei aufgegeben hat, habe ich keine Süßigkeiten mehr gegessen. Die Kaubonbons liegen im Schreibtisch, die Schokoriegel einen halben Meter von meinem Platz im Büro entfernt auf einem kleinen Tischchen. Immer noch. Seit zwei Wochen. Obwohl ich zig-mal am Tag daran vorbeigehe. Das kommt schon fast einem Wunder gleich. Dabei trübt kein Gruppenzwang die Stimmung in der Redaktion, das süße Zeug ist schlicht und einfach kein Thema. Wer hätte es gedacht.

Mein Hauptziel? Das hab' ich auch nicht vergessen. Es gab weder Wurst noch Fleisch und das trotz härtester Bedingungen. Der März ist in unserer Familie der Mammut-Geburtstags-Monat. Die erste von fünf Partys habe ich überstanden und am Wochenende gut gelaunt die Wurst-Platte weitergereicht. So kann's weitergehen. Aktuelle Bewertung: Laune: 1-2 Körpergefühl: 2

Geld-Fasterin Nina Grötsch:

„Schummler“ nennen mich meine gehässigen Kollegen. Pah! Dabei hab ich keinen Cent ausgegeben! Nur Punkte! Wie es der Zufall will, kam letzte Woche das neue Payback-Prämienheft in meinen Briefkasten geflattert. Als Sparfuchs platzt mein Geldbeutel vor Kundenkarten, Coupons und Sammel-Miniaufkleberchen. Wo es geht, wird gepunktet – zweifach, dreifach, zehnfach. Mein Einsatz hat sich bezahlt gemacht: Aus 3000 Punkten konnte ich aktuell wählen. Weil ich es mit dem „Laperieren“ ernst nehme, ließ ich ein paar Punkte auf meinem Konto stehen und habe mich für den „Superpreisknaller“ in Form von Salz- und Pfeffermühlen entschieden. Ganz umsonst! Nicht mal Versand musste ich zahlen. Schlechtes Gewissen: Fehlanzeige! Ich fühle mich richtig toll! Aktuelle Bewertung: Laune: 1+ Körpergefühl:1+

Bewegungsmangel-Faster Ralf Dieter:

Ja klar. Ich habe es ja selber nicht glauben wollen. 13 Kilo weniger in einer Woche. Mit dieser Nachricht überraschte ich mich und alle Leser. Heute muss ich zugeben: Gelogen. Geschwindelt. Fake News. Wie auch immer. Aber keine böse Absicht. Ich schwör. Die Waage hatte mir die Daten geliefert, jetzt weiß ich: Niemals wiegen auf einem unebenen Untergrund. Es sei denn, du willst dir in Sachen Gewichtsverlust etwas vormachen. Die Wahrheit? Ein mickriges Kilo abgenommen. Wenn überhaupt. Könnten auch 500 Gramm sein. Immerhin: Seit zwei Wochen nichts Süßes mehr einverleibt. Kaum vorstellbar, wie das wird, wenn ich jetzt auch noch richtig Sport treibe. Aktuelle Bewertung: Laune: 2 Körpergefühl: 2

Plastik- & Süßes-Fasterin Diana Fuchs:

Leute, die Plastik-Fasterei ist der Wahnsinn. Nieeeeeeee hätte ich es für möglich gehalten, was man für geniale Genüsse kennenlernt – in frisch gemahlenes Haselnussmus könnt' ich mich reinlegen – und wie viele interessante Menschen! Klänge es nicht so pathetisch (und würde mir nicht trotz allem mein Nutellaweckle früh fehlen), müsste ich sagen: Verzicht macht reich. ;-)

Seit Jahrzehnten war ich es gewohnt, beim Einkaufen das Obst, nach Sorten getrennt, in Plastiktütchen zu packen. Warum eigentlich? Weil alle es so machen? Weil es hygienischer ist? Oder wegen der Wiege-rei? Die nette Frau Ritz im Kitzinger „Kaufland“ schüttelt den Kopf: „Wenn Sie wollen, können Sie ruhig auf die Tüten verzichten.“ Also packe ich Obst und Gemüse in einen flachen Karton – daheim werde ich es ja eh waschen, also ist die Hygiene kein Argument. An der Kasse gibt es keine Probleme. Die Kassiererin lächelt sogar, als sie die einzelnen Wiege-Etiketten einscannt. Und der junge Lockenkopf hinter mir macht das Victory-Zeichen. Meine Laune steigt.

Auch beim Feinkosthändler läuft es prima plastikfrei. Kaya packt Oliven und Würzpaste in die von mir mitgebrachten Gläser. „In Belgien, wo ein Teil meiner Familie wohnt“, erzählt er, „versuchen Dönerhändler jetzt sogar, die Fladen in Papier statt Folie einzuwickeln. Gut, oder?“ Ich nicke und freue mich, als sich auch eine junge Frau in unser Gespräch einmischt. „Kaya, ich bring' dann nächstes Mal auch meine Vorratsbehälter mit!“

Pasta-Faster Jann Weckel:

Sonst waren die Pasta-Teller meist gar nicht wieder aus der Spülmaschine raus, bevor das nächste Nudelgericht auf dem Speiseplan stand. Jetzt dienen sie als Suppenteller, bevor man sie sonst gar nicht mehr benutzt... Ansonsten der Running-Gag der letzten Woche: Meine Erkältung am Nudel-Mangel festzumachen. Da ist man mal krank, schon trudeln aus sämtlichen Ecken von Freundeskreis und Familie die Sprüche ein: „Das muss an den Nudeln liegen“, „Die Nudeln fehlen halt doch“, und so weiter.

Das Körpergefühl könnte also besser sein, ansonsten klappt der Entzug ganz gut. Kartoffeln und Reis machen auch satt, auch wenn sie nie meine erste Wahl sein werden, sobald das hier vorbei ist. Das könnte sich noch ordentlich ziehen, denn die Lust auf Pasta wird stärker...

Aktuelle Bewertung: Laune: 2-3 Körpergefühl: 4