"Im Verhau lauert der Tod"
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Dienstag, 13. November 2018
Erst der viel zu trockene Sommer, dann ein viel zu heftiger Sturm. Im Wald gilt jetzt: Bloß nicht leichtsinnig sein
Forstamtsleiter Klaus Behr nennt es Verhau. Urwald würde auch passen. Der Wald rund um den ehemaligen Weiler Kleinschönbach (Gemeindegebiet Prichsenstadt) sieht jedenfalls wild aus: Überall liegen abgebrochene Stämme herum, manche hängen in den Kronen benachbarter Bäume, sind zersplittert und aufgeplatzt. Aus dem Boden ragen meterhohe Wurzelballen. Das Sturmtief „Fabienne“ hat hier im September furchbar gewütet. Es ist ein eindrucksvoller Ort, um die Gefahren, die jetzt im Wald lauern, deutlich zu machen.
Gut 70 Waldbesitzer und Forstleute waren der Einladung des Kitzinger Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) gefolgt, das unter dem Motto „Im Verhau lauert der Tod“ einen Sicherheitslehrgang anbot. „Tückisch“ sei die Situation im Wald derzeit, sagte Reinhold Schlosser, Forstwirtschaftsmeister. Er war mit seinem Kollegen Stefan Stark aus dem Walderlebniszentrum Gramschatz in den Kleinschönbacher Wald gekommen. Allerhand Gerät hatten die beiden dabei und zur maschinellen Unterstützung standen Bulldogs mit Seilwinden parat, um Bäume bei Schneidarbeiten festzuhalten und später aus dem Wald zu ziehen.
An umgefallenen, teils übereinander liegenden Bäumen machten Schlosser und Stark deutlich, welche enormen Spannungskräfte im Holz wirken – und zwar sowohl in senkrechter als auch in waagrechter Richtung. Nur, wer einmal „ohne Red-Bull fliegen will“, schmeiße kopflos die Motorsäge an, meinte Schlosser.
An einer 80 Zentimeter dicken Eiche, die „Fabienne“ komplett entwurzelt hatte, nahm Stefan Stark sich zuerst Zeit, um „die Lage zu peilen“, wie er sagte. Erst, nachdem er den Stamm begutachtet und seitliche Äste entfernt hatte, machte er sich mit Bedacht an die Sägearbeiten. Später zeigte er unter anderem am Stumpf einer Erle, wie er seine Sägetechnik jeweils der Gefahrensituation anpasst. „Im Zweifel immer auf maschinelle Unterstützung setzen!“
„Wir brauchen keine Verunglückten oder gar Toten bei der Aufarbeitung der Sturmschäden“, stellte auch Klaus Behr klar. Der Bereichsleiter Forsten am AELF schärfte den Zuhörern ein, lieber nicht selbst Hand anzulegen, wenn die Lage im Wald zu unübersichtlich sei. Nur in Großmaschinen wie Harvestern habe man einen vergleichsweise sicheren Arbeitsplatz. „Es ist Ihre Gesundheit und Ihr Leben!“
Zum Abschluss des dreistündigen Sicherheitslehrgangs dankte Christian Belz, Leiter der Schönbornschen Fortverwaltung, den Organisatoren aus dem AELF für die regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen zur Arbeitssicherheit: „Man nimmt immer etwas mit und denkt bei der Arbeit im Wald daran.“
Hinweis an alle Bürger: Wer derzeit im Wald unterwegs ist, trifft vielerorts auf Sperrschilder. In diesen Gebieten werden Sturmschäden beseitigt. „Diese Schilder bitte ernst nehmen!“, appelliert Förster Christian Belz an alle Waldbesucher, speziell auch an alle Radfahrer. „Wo die Schilder stehen, lauert wirklich Gefahr.“