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Im Januar geht's nach „Cathattan“


Autor: Nina Grötsch

Kitzingen, Donnerstag, 16. Dezember 2021

Eine neue Ausstellung im Stadtteilzentrum zeigt Bilder von Demenzkranken und Jugendlichen, die während Corona beim „Malen auf Distanz“ entstanden sind.
Farbenfroh und mit viel Liebe zum Detail sind zahlreiche Bilder entstanden, die ab Januar im Stadtteilzentrum Kitzingen-Siedlung ausgestellt werden.


Kitzingen Corona macht erfinderisch. Auch Brigitte Schulze musste sich einiges einfallen lassen, um ihr Café Zeitlos im Kitzinger Stadtteilzentrum am Leben zu erhalten.

Frage: Im Frühjahr haben Sie ein ganz besonderes Zeichen-Projekt gestartet. Wie kam es dazu?

Brigitte Schulze: Ich leite eigentlich das Café Zeitlos, ein Hilfsangebot für pflegende Angehörige. Einmal wöchentlich können diese ihre dementen Eltern oder Partner für kurze Zeit in die Obhut eines fachkundigen Teams bringen – und zwar ins Stadtteilzentrum Kitzingen-Siedlung. Meine Kollegen und ich bescheren den Angehörigen dort dann ein paar schöne Stunden. Dabei wird auch oft und gerne gemalt. Weil die Treffen wegen Corona leider aussetzen mussten, hatten wir letztlich die Idee zu dem Projekt „Malen auf Distanz“.

Was muss man sich darunter vorstellen?

Brigitte Schulze: Wir haben kurzerhand „Malpappen“ verschickt – hochwertiger Karton, der mit Leinwand überzogen ist. Darauf haben wir Vorlagen zum Ausmalen erstellt – je nachdem, wie die einzelne Person mit Stift und Farbe zurechtkommt: mal einfacher, mal herausfordernder.

Und vorher haben Sie ein Thema festgelegt?

Brigitte Schulze: Genau. Das war uns wichtig, um am Ende eine stimmige Ausstellung präsentieren zu können. Genau das war nämlich unser Ziel und wir freuen uns, dass wir dieses im Januar auch erreichen. Im Stadtteilzentrum werden die Bilder vom 11. Januar bis 31. März ausgestellt und ich kann allen Besuchern schon jetzt versprechen, dass es viel Anlass zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken geben wird.

Wieso zum Nachdenken?

Brigitte Schulze: Wir wollen mit den Bildern nicht nur unterhalten. Uns war es auch bedeutsam, auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen – nämlich den Tierschutz. Auf die Idee kam ich bei meinen vielen Besuchen im Gnadenhof Gollachostheim. Dort gibt es unter anderem ein Katzenhaus, in dem verwahrlost aufgefundene Tiere wieder aufgepäppelt werden und ein gutes, neues Zuhause finden. So war die Idee geboren, der Ausstellung vorerst den Arbeitstitel „Stadt der Katzen“ zu geben.

Und wie heißt sie jetzt?

Brigitte Schulze: Die fantastische Stadt der Katzen hat einen Namen: „Cat's End City“ – und darüber hinaus sogar einen Stadtteil: „Cathattan“. Ich habe dazu eine fiktive Geschichte geschrieben und diese als Inspiration mitgeschickt. Unsere Maler waren daraufhin richtig euphorisch bei der Sache. Die Ideen sind nur so gesprudelt.

Das Distanz-Zeichen-Projekt war also erfolgreich?

Brigitte Schulze: Wir haben 35 Malpappen mit Vorlagen verschickt – an die „Zeitlosen“, aber auch an die Jugendlichen vom „JungStil“, die wir bei unseren Aktionen gerne mit ins Boot holen. Die Kinder von JungStil haben sich über die Geschichte von Cat's End City gefreut und wunderschön gemalt, sehr passend zum Thema.

Und wie hat es mit den Café-Zeitlos-Gästen geklappt?

Brigitte Schulze: Auch unsere „Zeitlosen“ waren fleißig. Kleine Missverständnisse konnten wir aus dem Weg räumen. Distanz ist natürlich ganz anders als Präsenz, das war eine neue Erfahrung. Eine Teilnehmerin hat Häuschen gebastelt, die wir gut integrieren können. Alles in allem ist es eine runde Sache geworden. Entstanden sind schöne, bunte Bilder, ein wenig skurril, so fantastisch wie der Gnadenhof Gollachostheim selbst.

Warum war es Ihnen so wichtig, mit dem Projekt auf den Gnadenhof und Tierleid im Allgemeinen aufmerksam zu machen?

Brigitte Schulze: Letztendlich ist es eine Hommage an den Gnadenhof, an die fantastische Arbeit, die da geleistet wird. Tiere haben Rechte, sie müssen respektiert und geliebt werden. Es ist, als überschreite man eine magische Grenze, wenn man den Gnadenhof betritt. Es leben dort circa 150 Tiere, die aus schlechten Haltungen oder vor dem Schlachten gerettet wurden: Schweine, Hasen, Esel, Ponys, Ziegen, Hühner und deren Boss, Gockel Hugo. Auch Hunde gibt es dort.

War nicht ursprünglich geplant, auch die Katzen dort zum Malen zu inspirieren?

Brigitte Schulze: (lacht) Leider waren die Katzen bis jetzt nicht dazu zu bewegen, kreativ zu werden. Außer auf dem Keilrahmen Modell zu sitzen und den Pinsel verkehrt zu halten, zeigten sie keine Ambitionen.