Druckartikel: „Ich misstraue der Pharmaindustrie“

„Ich misstraue der Pharmaindustrie“


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Donnerstag, 03. Februar 2022

Wolfgang Nemitz sagt: „Mit der Impfpflicht wird der Bürger zum Objekt des Staates.“
Der 13-fache Großvater Wolfgang Nemitz legt seine Impf-Skepsis und die Beweggründe, an „Spaziergängen“ gegen die Corona-Maßnahmen teilzunehmen, im heimischen Wohnzimmer sehr freundlich und nahbar dar.


Er war Kreisgeschäftsführer eines großen Wohlfahrtsverbandes, seit zehn Jahren ist er im Ruhestand: Wolfgang Nemitz aus Castell, vierfacher Vater und 13-facher Opa, betont: „Ich leugne nicht, dass es das Corona-Virus gibt. Ich bin kein Nazi, kein Aluhutträger, kein Reichsbürger. Ich liebe die Demokratie und ich stehe mit beiden Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes.“ Dennoch nimmt er an den „Montagsspaziergängen“ teil. Weil er gegen die Corona-Politik protestieren will.

Frage: Ein Riss geht durch die Bevölkerung: Auf der einen Seite die Impfbefürworter, auf der anderen die Gegner einer Impfpflicht. Kann man den Riss wieder kitten?

Wolfgang Nemitz: Unser Bundeskanzler bestreitet ja, dass es eine Spaltung gibt. Ich erlebe es anders. Die Spaltung wurde und wird von der Politik und den Medien verursacht und befeuert. Stichworte sind: „Pandemie der Ungeimpften“ oder „Impfgegner sind die Treiber der Pandemie“. Es wird mit fragwürdigen Zahlen argumentiert, etwa, was die Belegung der Intensivbetten angeht. Das Datenchaos geht weiter in Bezug auf den Impfstatus der Hospitalisierten und das Gefährdungspotenzial einzelner Personengruppen. Dazu kommen die Lügen von Spitzenpolitikern, die eine Impfpflicht vor der Wahl ausgeschlossen haben. Ständig wird man gefragt: Bist du schon geimpft? Warum nicht? Persönliche Beziehungen leiden, die Menschen werden übervorsichtig, suchen Distanz, Überzeugungen prallen aufeinander, jeder beharrt auf seiner Position, will nichts anderes mehr hören.

Vielleicht, weil man sich schon so viele Gedanken gemacht hat und irgendwann einfach keine Lust mehr hat zu diskutieren?

Nemitz: Geimpfte haben sich entschieden, dem Druck der Politik nachzugeben und/oder den Empfehlungen mancher Wissenschaftler Glauben zu schenken. Ich kenne viele Menschen, die nur ihr Leben, ihre Freiheit wollten, oder die massiv unter Druck gesetzt wurden und daher der Impfung zähneknirschend zustimmten.

Diese Spaltung wird sich nicht einfach auflösen lassen. Sie wurde zwei Jahre lang betrieben. Erste Voraussetzung für die Heilung wäre es, die Wahrheit über die Pandemie und die Wirkung aller Maßnahmen zu offenbaren. Wir müssen auch wieder die Kraft des Gebetes nutzen. Das ist auch ein besonderer Auftrag für die Kirchen, die sich in der Pandemie meiner Meinung nach nicht immer ausreichend um die Kranken und Sterbenden gekümmert haben.

Woher kommt das fehlende Vertrauen in traditionelle Medien, in „die Politik“, in etablierte Systeme?

Nemitz: Der Text der meisten Nachrichten könnte gut vom Pressesprecher der Regierung oder von Ministern stammen. Ständig Alarmismus und Panik. Erst jetzt kommen vereinzelt kritischere Töne in die Berichterstattung, etwa in Bild, Focus und Welt. Zuvor wurde kaum über vom Mainstream abweichende Meinungen von Wissenschaftlern berichtet. Sie wurden diffamiert und ausgegrenzt; nur auf privaten Sendern wie „Servus TV“* konnte man deren Meinungen erfahren. Zu wenig berichtet wird generell auch über Impfschäden, finde ich.

Aber es wird doch ständig und überall über Corona berichtet. Wir leben in einer Welt der Reizüberflutung. Welche Rolle spielt das?

Nemitz: Reizüberflutung kann jeder selbst verhindern, indem er den Konsum von Medien einschränkt. Meinungsvielfalt und offene Informationsquellen sind für den Erhalt der Demokratie lebenswichtig, ebenso wie kritischer und investigativer Journalismus. Ein spezielles Problem im Bereich Corona sehe ich durch Reizüberflutung nicht. Mich hat aber die ständige Berichterstattung über die Steigerungen bei den Infektionszahlen mehr und mehr genervt, zumal nicht zwischen symptomatischen Infektionen und positiven Tests unterschieden wurde. Die positiven Tests wurden auch nicht in Relation zum gesamten Testaufkommen gesetzt.

Wie informieren Sie selbst sich über Sachverhalte? Welchen Medien schenken Sie Glauben?

Nemitz: Wichtige Informationsquellen waren und sind für mich beispielsweise „Tagesschau“, „Heute Journal“, Telegram-Kanäle, YouTube – wenngleich hier immer wieder kritische Beiträge gelöscht werden – und Veröffentlichungen von Boris Reitschuster*, den ich sehr schätze. Die alternativen Medien bringen immer wieder interessante Informationen, die Berichte der öffentlichen Medien relativieren. Auch Fachliteratur, die für medizinische Laien aufbereitet ist, lese ich – etwa die Bücher von Sucharid Bhagkdi* oder Informationsschriften des Bundes und von christlichen Autoren.

Wie entlarven Sie Fake-News?

Nemitz: Fake-News zu erkennen, ist schwer und aufwändig. Ich recherchiere bisweilen die Autoren und Inhalte. Ich musste feststellen, dass auch auf Faktenchecker und Wikipedia nicht immer Verlass ist. Besonders informativ sind Diskussionen mit konträr besetzten Teilnehmern. Die Diskussionen von Anne Will, Maischberger und ihren Gästen öden mich immer mehr an. Hilfreich zum Kennenlernen verschiedener Standpunkte ist bei den Öffentlich-Rechtlichen noch am ehesten Markus Lanz. Sofern ich mich über Studien oder wissenschaftliche Beiträge informiere, bevorzuge ich Vorträge von den erfahrenen Wissenschaftlern selbst oder ihre Aussagen in Interviews.

Sie selbst haben sich nicht impfen lassen. Warum nicht?

Nemitz: Ich habe mich mit der sogenannten Impfung intensiv auseinandergesetzt und mir eine eigene Meinung gebildet. Ich halte die Stoffe für nicht ausreichend getestet. Alle, die sich impfen lassen, nehmen an einem großen Experiment teil. Die Nebenwirkungen, auch auf längere Sicht gesehen, sind noch nicht absehbar und schon jetzt gibt es viele Impfopfer. Ich kenne in meinem Umfeld etliche Geimpfte, die seit der Impfung gesundheitliche Probleme haben, von denen ich nicht weiß, ob sie mit der Impfung zusammenhängen: etwa Schmerzen in den Beinen, Ausbrüche geheilt erschienener Krebsleiden, Brennen im ganzen Körper, Gürtel- und Gesichtsrosen und Brustkrebs. Ich habe zudem ein tiefes Misstrauen gegenüber der Pharmaindustrie, der es nach meiner Einschätzung vor allem um ihren Profit und nicht um das Wohl der Menschen geht.

Wie kommen Sie darauf?

Nemitz: Hierzu gibt es sehr viele Beispiele aus der Vergangenheit. Es sind Medikamente bekannt, die lange verabreicht wurden, bis man deren Schädlichkeit seitens der Pharmaindustrie einräumte oder den Vertrieb seitens der Gesundheitsbehörden verbot. Hierzu gehören Contergan, Duogynon – eine Art Schwangerschaftstest – und Mediator, ein Diabetes-Medikament, das als Appetitzügler eingesetzt wurde. Auch das Leugnen von Langzeitfolgen bei Impfungen macht mich misstrauisch. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Narkolepsie – Schlafkrankheit – als Folge der Impfung gegen die Schweinegrippe.

Wie gehen Sie mit Menschen um, die geimpft sind oder sich impfen lassen wollen?

Nemitz: Mit den Geimpften gehe ich unbefangen um und respektiere ihre Entscheidung. Ich bin offen für den Austausch der Standpunkte. Meine Erfahrung ist jedoch, dass bei manchen Geimpften keine meiner Argumente ankommen. Die Krönung ist die angestrebte Impfpflicht. Damit wird der Bürger zum Objekt des Staates, sein Recht zur Entscheidung über seinen Körper wird ihm damit genommen. Das ist ein eklatanter Verstoß gegen den Nürnberger Kodex. Ich denke, wir müssen mit diesem Virus leben und eine eigene Abwehr dagegen entwickeln, wie es mit anderen Viren schon geschah.

Gibt es Ihrer Ansicht nach einen Weg aus der Pandemie, der für alle Menschen fair und demokratisch ist?

Nemitz: Ich denke, was in zwei Jahren zerbrochen ist, lässt sich nicht mit wenigen Worten und Maßnahmen heilen. Die zu Tage getretenen Mängel in unserem Gesundheitssystem und im politischen System müssen aufgearbeitet werden, der Lobbyismus in den Parlamenten muss beschränkt werden. Die Entscheidungsträger sollten, wie es die Verfassung vorsieht, ihr persönliches Mandat in den Gremien ausüben und immer ihrem Gewissen folgen. Die Unterwerfung der Abgeordneten unter den Fraktionszwang halte ich für falsch. Gut, dass wenigstens in der Frage der Impfpflicht davon abgesehen wird. Für wichtig halte ich die Aufhebung der Privatisierung des Gesundheitswesens.

Wie meinen Sie das?

Nemitz: Mit der Gesundheit von Menschen dürften keine Aktienrenditen erzielt werden. Zuallererst sollten jedoch zuverlässige, differenzierte Daten über das Infektionsgeschehen erhoben werden, die transparent und für alle verständlich kommuniziert werden müssen. An diesen Zahlen sollte die Politik, beraten von erfahrenen Experten aus verschiedenen Fachgebieten, nachvollziehbare Maßnahmen erlassen. Dann könnte wieder mehr Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht werden.

Anmerkungen der Redaktion:

* Sucharid Bhagkdi ist Professor für Medizinische Mikrobiologie im Ruhestand. Seit 2020 veröffentlicht er seine Thesen zur Corona-Pandemie. Infektiologen und Epidemiologen bezeichnen diese zum Teil als Falschinformationen.

* Servus TV: Bhagkdi und andere, die Corona als vergleichsweise harmlose Krankheit darstellen, waren lange Zeit Stammgast beim österreichischen Sender ServusTV. Aktuell prüft die Medienbehörde KommAustria, ob ServusTV Gesetze verletzt hat.

* Boris Reitschuster ist Journalist, Blogger und Autor. Sein Blog gehört zu den meistgeteilten „Alternativmedien“. Etablierte Medien kritisieren ihn für Falschinformationen in Sachen Corona.