Der Wohnraum für Senioren im Landkreis Kitzingen ist knapp – und wird in den nächsten Jahren noch knapper. Wer kann wie helfen?
Autor: Von Julia Volkamer
Kitzingen, Montag, 25. Januar 2021
Auch die Kitzinger Baugesellschaft mbH bekommt immer wieder Wohnungsgesuche von Senioren auf den Tisch.
Es ist eine alte Gesellschaft, hier im Landkreis Kitzingen. Und sie wird in den nächsten Jahren noch sehr viel älter. Bis zum Jahr 2035 könnte die Zahl der Menschen, die älter als 65 sind, auf 25 900 anwachsen – das sind 40 Prozent mehr als noch im Jahr 2017. „Wenn die Rentner-Generation nicht stärker berücksichtigt wird, droht vielerorts schon in einigen Jahren eine graue Wohnungsnot“, sagt Michael Groha, Bezirksvorsitzender der Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Mainfranken und beruft sich auf eine Demografie-Prognose des CIMA Instituts für Regionalwirtschaft.
Viele, freie Wohnungen im Landkreis und in der Stadt Kitzingen seien für die rasant wachsende Generation Ü65 nicht geeignet. Und nun?
Rebecca Hick kennt das Problem. Als Geschäftsführerin der Kitzinger Baugesellschaft mbH bekommt sie immer wieder Wohnungsgesuche von Senioren auf den Tisch – unterbringen kann sie nur einen kleinen Teil. „Wenn Erdgeschosswohnungen frei werden schauen wir schon, dass wir sie an die ältere Bevölkerung vergeben.“ Allerdings wurden viele der Häuser, die in Besitz der Baugesellschaft mbH sind, in den 50er, 60er Jahren gebaut, als es schick war, mit Hochparterre, kleinen Stufen und Treppen zu wohnen. Der Bestand in der Stadt Kitzingen gibt also nicht allzu viel her für Senioren.
Anders sieht es dort aus, wo neu gebaut wird. In der Breslauer Straße entstehen 59 Sozialwohnungen, in die zum Beispiel keine Badewannen mehr eingebaut werden und die man mit Aufzügen erreichen können wird. Dass hier irgendwann auch der ein oder andere Senior einziehen wird, ist für Rebecca Hick klar. Den Wohnberechtigungsschein, der für einen Einzug dort vorausgesetzt wird, können die meisten Rentner problemlos beantragen. „Die Renten fallen ja oft nicht allzu üppig aus“, weiß Rebecca Hick und sieht sich hier in der Verantwortung, an die älteren Menschen wirklich nur Wohnungen abzugeben, die sie sich auch leisten können.
Darin sieht auch Carsten Vetter das größte Problem: in der finanziellen Leistungsfähigkeit. Als Bezirksvorsitzender des VdK setzt er sich dafür ein, dass bezahlbarer Wohnraum für Senioren entsteht. Das Hauptaugenmerk des größten, deutschen Sozialverbandes liegt zwar nicht unbedingt auf dem Wohnrecht, er fordert aber laut Vetter schon seit Längerem, dass sich vor allem auch gesetzlich etwas tut in diesem Bereich. „Es wird zwar viel gebaut in Kitzingen, aber es handelt sich dabei eher um hochpreisige Objekte.“ Günstigere Immobilien seien als Sozialwohnungen gefördert worden, inzwischen aber zu hochpreisigen umgebaut. Und die seien mit einem Rentnerbudget nicht zu bezahlen. In Kitzingen erhielten Männer im Rentenalter im Jahr 2018 durchschnittlich rund 1140 Euro, Frauen 590 Euro. Dem gegenüber stehen Mieten, die sich wegen der Nähe zur Stadt Würzburg auch den dortigen anpassen. „Die meisten Senioren haben den Wunsch, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben und auch zu sterben“, sagt Carsten Vetter. „Aber wie will man sich das leisten?“
Den Wunsch, so lange wie möglich zu Hause zu wohnen, hört auch Herbert Köhl immer wieder. Der Seniorenbeauftragte am Landratsamt Kitzingen stellt allerdings fest, dass in den letzten zehn Jahren durchaus einige Bauprojekte für seniorengerechtes Wohnen im Landkreis geplant und umgesetzt wurden. VdK-Bezirksvorsitzender Vetter kritisiert in diesem Zuge, dass mancher Investor sich das Paket „Betreutes Wohnen“ teuer bezahlen lasse. „Wenn dann nicht nur die Wohnung barrierefrei ist, sondern auch verbunden mit caritativen und Serviceleistungen, dann lässt sie sich teuer verkaufen.“ Teilweise auch zu teuer, findet der VdK.
Am Landratsamt kann man den Preis natürlich nicht beeinflussen, um das Angebot sind die Verantwortlichen grundsätzlich froh.