Hörnla im Stroh sorgt für Staunen
Autor: Daniela Röllinger
, Mittwoch, 26. Sept. 2018
Teilnehmerinnen des Studiengangs Hauswirtschaft fahren im Schulgarten Ernte ein.
„Schaut Euch das mal an!“ Das Erstaunen war groß bei der Kartoffelernte in Hüttenheim. Wie kleine Nester mit Eiern sah es aus, was da unter dem Grün auftauchte. Dass es so gut funktioniert, wenn Kartoffeln nicht in der Erde, sondern – von Stroh bedeckt – auf der Erde angebaut werden, überraschte selbst Fachleute.
Es wird eifrig gearbeitet im Garten am Ortsausgang von Hüttenheim. Die Fläche gehört zur Gärtnerei Schunke, aber bewirtschaftet wird sie von den Teilnehmerinnen des Studiengangs Hauswirtschaft am Amt für Landwirtschaft in Kitzingen. Sie absolvieren eine eineinhalbjährige Ausbildung zur Fachkraft für Hauswirtschaft und Ernährung und lernen dabei unter anderem, wie man im Garten sein eigenes Obst und Gemüse anbaut. Jetzt stand die Ernte von Karotten, Kartoffeln und Zwiebeln an.
Drei Sorten Kartoffeln haben die Frauen unter Anleitung von Fachlehrerin Gabriele Schenk angebaut: Annabell mit ihrem typisch gelben Fruchtfleisch. Die blaue St. Galler, die ihre Farbe auch beim Kochen und Frittieren behält und damit zum Blickfang auf dem Teller wird. Und Bamberger Hörnla, die kleine, fränkische Kartoffel mit der unregelmäßigen Form. Alle drei Sorten wurden auf verschiedene Arten angebaut: In ebener Erde und im Wall – auch Bifang genannt. Ein besonderes Experiment wagten die Frauen mit den Bamberger Hörnla: Sie wurden nicht in die Erde gelegt, sondern auf eine mit Holzbrettern umfasste gemähte Grasfläche und lediglich mit Stroh bedeckt.
Worauf muss man achten? Wie oft und wie viel muss man gießen? Auch für Gärtner Frank Schunke war diese Art des Anbaus Neuland. „Das Stroh hat anfangs schon Probleme gemacht.“ Zunächst war die Strohschicht zu dick. „Wir haben uns rangetastet“, sagt er. Dass der Anbau doch so gut funktioniert hat, überrascht nicht nur ihn, sondern auch Fachlehrerin Schenk sowie Nikolai Kenzia, den Leiter der Abteilung Gartenbau am Amt für Landwirtschaft, der zur Ernte mit nach Hüttenheim gekommen war. Gabriele Schenk hatte den Garten im Frühjahr geplant und dann gemeinsam mit den Teilnehmerinnen vier Bereiche angelegt: Einen Bereich für Starkzehrer wie hohes Gemüse, Blaukraut, Lauch, Tomaten und Sellerie. In einigen Beeten wurden die Schwachzehrer wie Zwiebeln, Hülsenfrüchte, Erbsen, rote Beete und Salat angebaut. Wenige Meter weiter wuchsen Mittelzehrer – gelbe Rüben, Gurken, Pastinaken, Schwarzwurzel, Fenchel und Petersilienwurzel. Im vierten Bereich wurde die Reihenmischkultur ausprobiert. Dabei werden Haupt-, Zwischen-, Vor- und Nachkultur nicht in Beeten, sondern auf einer zusammenhängenden Fläche angebaut. Zwischen den Kulturen – Tomaten, Sojabohnen, Zwiebeln, Paprika und mehr – bauten die Frauen Spinat an, den sie später umhackten und als Gehweg benutzen. So hat der Boden immer eine Beschattung.
„Die Gabel seitlich einstecken und dann vorsichtig quer durchs Beet ziehen“: Gabriele Schenk erklärt, wie die Kartoffeln am besten aus der Erde geholt werden, ohne sie zu verletzen. Dann sind die Karotten an der Reihe: Vorsichtig ausspaten, dann fein säuberlich nebeneinander aufs Beet legen, bevor die nächsten Wurzeln ausgegraben werden. „So können die Karotten erst mal antrocknen.“ Bevor sie in eine Kiste kommen, wird das Grün behutsam abgedreht. Wichtig ist es, die Karotten vorsichtig in die Kisten zu legen, damit sie keine Druckstellen bekommen. Ob sie durch zu unsanften Umgang bei Ernte und Transport auch bitter im Geschmack werden können, darüber waren sich die Anwesenden nicht ganz einig. Zumindest gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass Bitterstoffe bei Möhren auch nach der Ernte noch entstehen können.
Alle zwei, drei Wochen war die Gruppe vor Ort, um die Pflanzen zu pflegen und zu hegen und später die Früchte, den Salat und das Gemüse zu ernten. Zwischendurch kümmerte sich Frank Schunke um die Fläche, goss, jätete Unkraut und hielt die Fläche sauber. Eine Win-Win-Situation für die Beteiligten, denn so kann die Gärtnerei ihren Kunden einen wunderbaren Nutzgarten präsentieren und die Teilnehmer des Studiengangs lernen, wie man richtig gärtnert.
Gesät, gepflanzt, gepflegt und geerntet haben die Teilnehmer im letzen halben Jahr. Und natürlich gehört auch das Genießen dazu: In der Lehrküche wurde mit den selbst angebauten Produkten gekocht, einen Teil nahmen die Teilnehmerinnen mit nach Hause. Und einen Teil mit nach Rottenbauer, wo sie wenige Tage nach der Ernte bei einem Großküchenplaner neue Geräte testen konnten – denn auch der Umgang damit gehört zum Lehrstoff im Studiengang.