Helfer suchen Hilfsbedürftige
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Donnerstag, 02. April 2020
In Stadt und Landkreis Kitzingen bieten vor allem junge Menschen ihre Dienste in Zeiten der Corona-Krise an. Bisher reagieren aber relativ wenig Senioren.
Lisa Kriesinger ist zufrieden. Und auch wieder nicht. Eine Menge Menschen haben sich bei der Koordinatorin der Ehrenamtshilfe im Landkreis Kitzingen gemeldet. Menschen, die gerade in Zeiten von Corona helfen wollen. Jetzt müssen sich die Senioren nur noch trauen, diese Hilfe auch in Anspruch zu nehmen.
Im Koordinierungszentrum WirKT in Kitzingen laufen die Fäden zusammen. Lisa Kriesinger und ihre Kolleginnen sammeln die Angebote der einzelnen Hilfsgruppen im Landkreis und die Hilferufe der bedürftigen Menschen und bringen beide Gruppen zusammen. Viele Helfergruppen haben sich in den letzten Tagen gegründet. Sportvereine sind dabei, einige Vereinigungen von „Eine Stunde Zeit“ und die Gruppe „Junge Leute aus Kitzingen helfen“, die längst nicht nur in Kitzingen aktiv ist. In Buchbrunn, Dettelbach, Hohenfeld, Mainbernheim, Rödelsee, Schwarzach und Willanzheim bieten die jungen Menschen ihre Dienste an.
Rund 40 Helfer hat Thalia Rose mittlerweile in ihrer „Corona-Kartei“ stehen. „Gerade in den ersten Tagen haben sich wahnsinnig viele Freiwillige bei mir gemeldet“, sagt die Biologie-Studentin. Etliche Einsätze sind bereits gelaufen. Ein Stamm von etwa zehn Senioren meldet sich regelmäßig und freut sich über den Einkaufsservice der jungen Leute. „Wir hätten noch viel mehr Kapazitäten“, versichert Rose und betont, dass der Service ehrenamtlich und damit völlig kostenfrei für die Hilfesuchenden ist. „Manche ältere Menschen am Telefon wollten das nicht glauben“, sagt sie und muss schmunzeln.
In Dettelbach hat Julia Gilfert mit vier Freunden die Initiative „Füreinander sorgen“ gegründet. Vor etwas mehr als einer Woche war das. Mittlerweile sind es zehn Menschen, die helfen wollen. „Aber noch gibt es kaum Leute, die diese Unterstützung wirklich wollen“, bedauert sie. Warum? Gilfert kann nur vermuten: Möglicherweise sind die Angebote der Gruppe nicht konkret genug. Möglicherweise ist die Scheu gerade bei den Senioren noch zu groß.
„Manche Menschen haben ja tatsächlich ein Problem damit, um Hilfe zu bitten“, weiß sie. Dabei sei jeder Mensch, der gerade viel Zeit alleine in seinem Haus oder seiner Wohnung verbringen muss, einer zu viel.
Die Stadt Dettelbach sieht das genauso und hat den Flyer der Initiative auf die Homepage gestellt und Gilfert ein Handy zur Verfügung gestellt, unter dessen Nummer sich die Menschen melden können. „Das müssen nicht nur Senioren sein“, betont sie. Auch eine Hausaufgabenbetreuung per Videochat sei denkbar, Hilfe bei der Installation von Videotelefonie oder einfach nur mal reden. „Es muss nicht um existenzielle Probleme gehen“, betont Gilfert. Ihr Wunsch: Möglichst viele Dettelbacher sollen sich von dem Angebot angesprochen fühlen – und es auch nutzen.
Lisa Kriesinger ist von der Hilfsbereitschaft im Landkreis begeistert. Viele junge Menschen rufen direkt bei ihr an und bieten ihre Hilfe auch, auch Flüchtlinge wollen ihren Beitrag leisten. Viele Einkaufsdienste für Senioren und Menschen mit Behinderung laufen bereits, auch Gartenarbeit für eine Frau, die im Rollstuhl sitzt, konnte schon vermittelt werden. Jetzt sollen auch Fahrdienste für Gemüsehändler vermittelt werden. „Vielen Gärtnern fehlen gerade die Lieferanten“, erklärt Kriesinger. Die Firma Töpfer hat derweil überzähliges Gemüse an die Stadt Kitzingen gespendet. Ehrenamtliche mit Fluchthintergrund haben Gemüsekisten gepackt, die am heutigen Freitag zwischen 10 und 12 Uhr am Sozialen Zaun der Stadt, neben der Feuerwehr, kostenlos an Bedürftige verteilt werden.