Heißer Tipp: Keltern in Kleinlangheim

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Es ist geschafft. Eine Kundin aus Giebelstadt füllt ihren Hänger mit den Fünf-Liter-Boxen aus Kleinlangheim.
Fotos: Ralf Dieter
Immer konzentriert an der Abfüllanlage: Wolfgang Ruft und Hermine Weinmann bei der Arbeit.
Ralf Dieter
Der erste Schritt: Die Äpfel werden fein säuberlich gewaschen.
Foto: Ralf Dieter
Luftdicht verpackt hält der Apfelsaft mindestens eineinhalb Jahre.
Foto: Ralf Dieter
Der ausgepresste Apfelsaft fließt in eine Wanne.
Foto: Ralf Dieter

Der Ort im Landkreis Kitzingen wird im Herbst zum El Dorado für Saftliebhaber. Sogar aus Bamberg und Nürnberg kommen Gartenbesitzer, um ihr Obst pressen zu lassen.

Auto um Auto rollt heran, Apfel um Apfel landet in der Waschanlage. Die Saftpresse läuft pausenlos. Hermine Weinmann ist trotzdem gut gelaunt. Die Arbeit muss getan werden. Und im elfköpfigen Team des Kleinlangheimer Obst- und Gartenbauvereins macht die Arbeit Spaß.

Seit beinahe 20 Jahren steht Hermine Weinmann in der schmucken Kelterhalle, etwas außerhalb des Ortes, ihren Mann. Sie schaut zu, dass die Maschinen zuverlässig laufen, die Kunden möglichst schnell bedient werden und sie passt auf, dass am Samstagabend alles wieder auf Vordermann gebracht wird.

„Jeder weiß, dass er sein eigenes Obst als Saft wieder mit nach Hause nimmt.“
Hermine Weinmann, Kelter-Chefin

Das Obstkeltern hat in Kleinlangheim eine lange Tradition. „Ab 1955 war in der Gaststätte Zum Bären eine Kelterei untergebracht“, berichtet 2. Bürgermeister Dieter Zeller. Irgendwann hat der Platz nicht mehr ausgereicht. Also hat der Obst- und Gartenbauverein eine kleine Halle am Ortsrand in Richtung Atzhausen gebaut. Später kam ein Anbau hinzu. Heute ist die Kelterhalle Anlaufpunkt für Kunden aus Nah und Fern. Aus Nürnberg, Erlangen, Bamberg, sogar aus Aschaffenburg kommen die Leute, um sich ihr Obst pressen zu lassen. „Das ist ja das Schöne an unserem Konzept“, meint Weinmann. „Jeder weiß, dass er sein eigenes Obst als Saft wieder mit nach Hause nimmt.“

Willi Pfister hat eine vergleichsweise kurze Anfahrt gehabt. „Leider gibt es bei uns in Rödelsee keine Kelteranlage“, sagt er und hievt zusammen mit seiner Frau drei Kisten voll mit Äpfeln auf das kleine Podest vor der Waschanlage. „Alles von einem einzigen Baum“, sagt Pfister nicht ohne Stolz. Die beiden kommen seit vielen Jahren zum Keltern nach Kleinlangheim. „Letztes Jahr haben wir unsere Quitten vorbeigebracht“, erzählt der Rödelseer. „Hat auch super geschmeckt.“

Äpfel, Birnen, Quitten: Diese drei Früchte nehmen die Kleinlangheimer an. In diesem Jahr war die Ernte vor allem bei den Äpfeln mehr als reichlich. Im Schnitt nehmen die Kunden etwa 20 der so genannten Bag in Boxes mit nach Hause. Fünf Liter passen in so eine Box, die mit einem luftdicht verpackten Plastiksack gefüllt ist. „So werden die Vitamine und Inhaltsstoffe erhalten“, erklärt Dieter Zeller. Gut gelagert kann der Saft auch noch nach eineinhalb Jahren genossen werden – und das ganz ohne chemische Mittel zur Haltbarmachung.

Läuft der Laden – und das ist im Herbst an den Produktionstagen Donnerstag, Freitag und Samstag rund um die Uhr der Fall – werden pro Stunde 850 bis 900 Fünf-Liter-Boxen gefüllt. „Manchmal kommen auch große Obstbauern“, sagt Weinmann. Dann werden an einem einzigen Tag schon einige tausend Liter Apfelsaft gepresst und abgefüllt. An diesen Tagen stellen die Kleinlangheimer allerdings ein extra Förderband auf.

Mindestens zwei Helfer sind pro Schicht eingeteilt. Die Kunden müssen beim Ausladen und Einpacken selbst mit anpacken. Vom Waschbecken werden die Äpfel über ein Hebewerk zum Muser transportiert. Dort werden sie gehäckselt und durch zwei Walzen gepresst. Die trübe Flüssigkeit läuft dann durch dünne Rohre in eine Auffangwanne und weiter über Leitungen in den zweiten Raum. Im Separator wird der Saft von den Trübstoffen getrennt, bevor er im Wärmetauscher landet, wo er auf 80 Grad Celsius erhitzt und pasteurisiert wird. Dann kann er schon abgefüllt werden. Entweder in Literflaschen oder in die luftdicht verpackten Boxen.

Keine halbe Stunde dauert der Prozess. Dennoch kann es sein, dass die Kunden manchmal ein wenig länger auf ihren Saft warten müssen. „Es ist halt wichtig, dass bei der Anmeldung die richtige Menge angegeben wird“, erklärt Hermine Weinmann. Oft geben die Kunden zu wenig an mit der Folge, dass sich das Keltern in die Länge zieht. „Lieber zu viel als zu wenig angeben“, rät sie deshalb.

Von Montag bis Mittwoch nimmt Hermine Weinmann Bestellungen an. Jeweils von 18 bis 20 Uhr. Gekeltert wird immer von Donnerstag bis einschließlich Samstag. Um 7.30 Uhr startet der Arbeitstag und endet gegen 17 Uhr. „Mit Saubermachen wird es an den Samstagen schon mal 20 Uhr“, sagt Weinmann.

Bis zum 5. Oktober sind die Termine ausgebucht, danach ist noch Luft. Die Saison endet erfahrungsgemäß nach acht bis neun Wochen Betrieb – also in diesem Jahr Anfang November. Dann machen die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins die Anlage noch einmal sauber und schließen die Halle ab – bis zur nächsten Ernte, die so sicher kommt, wie das nächste Auto mit einem Kofferraum voller Äpfel.

Anmeldung: Zwei Wochen vorher bei Familie Weinmann, Tel. 09325/6857. Jeweils Montag bis Mittwoch, 18 bis 20 Uhr. Dabei die Uhrzeit und den Tag angeben, an dem man sein Obst bringen möchte. Und die jeweilige Menge nennen.

Wo? Die Kelterhalle befindet sich in Kleinlangheim, Bahnhofstraße 69.

Preise: Die Fünf-Liter Bag in Box kostet 4,32 Euro, die Einliter-Flasche 91 Cent.