Kitzingens Heimat für kulturelle Vielfalt
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Montag, 15. Januar 2018
Vor 25 Jahren ist die Alte Synagoge umgebaut und neu eingeweiht worden.
Ein Vierteljahrhundert. Das ist viel Zeit. Im Jahr 1993 war vieles anders. In den Vereinigten Staaten wurde Bill Clinton als Präsident vereidigt, in Norwegen gab die Band a-ha ihre Auflösung bekannt – und in Kitzingen erwachte die Alte Synagoge zu neuem Leben.
1882 bis 1883 ist das Gebäude in der Landwehrstraße erbaut worden. Es hat schwere Zeiten hinter sich. In der „Reichspogromnacht“ am 10. November 1938 wurde die Synagoge ein Opfer der Flammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das religiöse Gebäude als Heimat für Handwerksbetriebe, stand für kurze Zeit leer, wurde dann von der katholischen Kirche als Proberaum für Chöre und Blasorchester genutzt – allerdings nur vom Frühjahr bis zum Herbst. Im Winter war es zu kalt. Mit dem Bau des Dekanatszentrums fanden die Musiker einen damals modernen Unterschlupf.
In den 1980er Jahren drohte der Abriss der Alten Synagoge. Der Stadtrat hatte es schon so entschieden. Dann gründeten engagierte Bürger einen Förderverein, der Beschluss wurde revidiert, neun Millionen Mark in den Umbau, der einem Neubau glich, investiert. Im Herbst 1993 öffnete die neue Alte Synagoge ihre Tore. Einige Zehntausend Besucher sind seither alleine zu den Veranstaltungen der Vhs geströmt. Längst hat sich die Alte Synagoge als der Ort für kulturelle Veranstaltungen in Kitzingen etabliert. Doch die Anfänge waren schwer.
„Kein Personal, keine Vorgaben, eine ganz schlechte technische Ausstattung.“ Richard Arndt-Landbeck denkt mit Schrecken an die ersten Jahre zurück. Der heutige Vhs-Geschäftsstellenleiter und Leiter Kultur in der Alten Synagoge war schon damals als pädagogischer Mitarbeiter in die Planungen eingebunden. Mit rund 40 Veranstaltungen versuchte man im ersten Halbjahr 1993 den Geschmack der Kitzinger zu treffen – mit unterschiedlichem Erfolg. Bei Jazz-Musikerin Susanne Schönwiese saßen gerade mal vier zahlende Zuschauer im großen Saal, die Lesungen stellten sich alle als Flop heraus. Bei den Chören, den Tourneetheatern und den Konzerten reichte die Resonanz von mäßigem Interesse bis gutem Zuspruch. Nach einem Jahr stand fest: Ein gemischtes Programm macht keinen Sinn. Dann lieber eine feste thematische Reihe.
Arndt-Landbeck und die Mitstreiter der ersten Stunde riefen das „Festival der leisen Töne“ ins Leben – ein Volltreffer. Sieben Jahr lang lief die Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit der Vhs in Würzburg. Im Schnitt kamen mehr als 200 Besucher. „Es war die erfolgreichste Serie, die wir jemals hatten“, erinnert sich Arndt-Landbeck.
Mit der folgenden Reihe KICK (Kitzinger Comedy- und Kabarettwochen) ging die Vhs erneut ein Wagnis ein. Bis dato hatte nur das Bockshorn (damals noch in Sommerhausen) Kabarett für die Neugierigen im Raum Würzburg/Kitzingen angeboten. Der Mut zahlte sich aus. Schnell hatten sich die Kabarettabende zu einem wichtigen und gut besuchten Standbein in der Alten Synagoge entwickelt.
Heute sind es fünf verschiedene Arten von Veranstaltungen, die Jahr für Jahr tausende Neugierige in das Gebäude locken: Kulturreihen, Bildungsveranstaltungen der Vhs, Angebote des Fördervereins Ehemalige Synagoge, Veranstaltungen von Musikschule und anderen städtischen Einrichtungen sowie Vermietungen an Veranstalter wie Schulen, Banken, die Klinik Kitzinger Land oder andere Interessenten wie den Rotary- oder den Lions-Club.