Druckartikel: Gute Arbeit noch besser erklären

Gute Arbeit noch besser erklären


Autor: Daniela Röllinger

Iphofen, Dienstag, 14. Juni 2022

Die Landwirtschaft muss Trends erkennen und Angebote an die Gesellschaft machen. Lob vom BBV-Bezirkspräsidenten Unterfranken und der Bezirksbäuerin für aktives Ehrenamt beim BBV im Landkreis Kitzingen.
Wenn Corona die Öffentlichkeitsarbeit des BBV in den letzten zwei Jahren auch stark einschränkte, wurden doch einige Aktionen durchgeführt. So protestierten Anette vom Berg-Erbar, Helmut Schmidt und Alois Kraus in Kitzingen gegen die Handelspolitik von Aldi: Dessen Tierwohlkampagne sei eine Mogelpackung.


Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“, zwei Düngeverordnungen, die Südlink-Trasse, die Saatkrähen, Klimawandel, Bewässerung – zahlreiche nicht einfache Themen begleiteten die Landwirte in den letzten fünf Jahren und einige davon werden sie noch lange begleiten. Das wurde bei den Rückblicken der Kreis- und Bezirksführung des BBV im Rahmen der Wahlversammlung deutlich.

Dass Kreisobmann und Kreisbäuerin vor der Neuwahl des BBV-Kreisvorstands auf ihre Amtszeit zurückblicken, hat Tradition und so hielten es am Freitag in Iphofen auch Alois Kraus und Anette vom Berg-Erbar. „Diese Wahlperiode war keine gewöhliche, wie wir sie kannten“, sagte Alois Kraus, denn wie alle anderen wurde auch der BBV in seiner Arbeit durch die Corona-Pandemie stark eingeschränkt. Es gab keine Zusammenkünfte in Präsenz – und kaum Möglichkeiten für Öffentlichkeitsarbeit. Keine Hoffeste, keine Kreisheimattage, keine Veranstaltungen, bei denen die Landwirte den Mitbürgern nahebringen konnten, was sie leisten und mit welchen Problemen sie konfrontiert sind. Unter außergewöhnlichen Umständen wurde daher auch die 75-Jahr-Feier des BBV im Oktober 2020 begangen: Auf dem Bleichwasen gab es ein Erntedankfest in Form eines Schleppergottesdienstes. Was auf der Bühne gesprochen wurde, konnte in den Schleppern über das Radio angehört werden.

Vor Corona beschäftigte die Landwirte unter anderem das „unselige“ Volksbegehren „Rettet die Bienen“, so Alois Kraus – allein schon dessen Name sei eine „Irreführung“ gewesen. Der BBV habe in diesem Zusammenhang an etlichen Diskussionsrunden, runden Tischen und Podiumsdiskussionen teilgenommen. Auch zwei Düngeverordnungen sprach der scheidende Kreisobmann an. Die Verordnung von 2017 sei für die Landwirtschaft eine Herausforderung gewesen. „Mit der wir aber leben konnten. Im Nachhinein betrachtet sogar gut leben konnten.“ Anders sei es mit der Düngeverordnung von 2020. „Eine Verschärfung der Vorgaben brachte für die Betriebe enorme Bürokratie und teilweise hohe Investitionen mit sich“, erklärte Alois Kraus. Die Düngeverordnung bezeichnete er als „nicht praxistauglich und für das Grundwasser eher schädlich“. Zudem beruhe sie auf zu wenigen und nicht geeigneten Messstellen. Aufgrund der Vorgaben in den roten Gebieten werden die Erträge auf den Feldern zurückgehen, so Kraus. Er erinnerte an Interessengemeinschaften, Gutachten und bayernweit 33 Klagen der Interessengemeinschaften gegen die Düngeverordnung. Auch die Planungen, die Südlinktrasse durch den Landkreis Kitzingen zu führen, sprach Kraus nochmals an. Der Unmut und die Ablehnung bei den Landwirten war groß, der Kreisobmann sprach dem zuständigen Unternehmen symbolisch ein Betretungsverbot für den Landkreis aus. „Anscheinend hat es gewirkt“, meinte er rückblickend – die Trasse nimmt jetzt einen anderen Verlauf.

Kurz riss Kraus das Thema Saatkrähen an, die große Schäden in Mais- und Rübenflächen anrichten. „Immerhin haben wir erreicht, dass Kitzingen in ein Pilotprojekt aufgenommen wurde, wie man dieser zu großen Krähenschar Herr wird.“ Was allerdings nicht habe verhindern können, dass auch in diesem Jahr wieder große Schäden entstanden seien, auf denen letztendlich die Landwirte sitzen bleiben werden, so Kraus.

Er hob – ebenso wie nach ihm Kreisbäuerin Anette vom Berg-Erbar – die gute Zusammenarbeit im BBV sowohl auf Kreis- als auch auf Bezirksebene hervor, sowohl zwischen den Landwirten, als auch mit der Geschäftsstelle. Wie die Kreisbäuerin sagte, hatten auch die Frauen in den vergangenen fünf Jahren unzählige Aktionen unter dem großen Oberbegriff Öffentlichkeitsarbeit auf die Beine gestellt, bis Corona die Aktivitäten einschränkte. Besonders ihr Vorstandsteam habe ihr die Arbeit für den Verband erleichtert. Im Ausblick auf die nächsten fünf Jahre sagte sie: „Packen wir es gemeinsam für unsere Bauernfamilien und unsere nachfolgende Generation an.“

Das große ehrenamtliche Engagement im Kreisverband Kitzingen hob Bezirksbäuerin Maria Hoßmann hervor: „Von einem solchen aktiven Ehrenamt lebt der Verband.“ Die Landfrauen seien in den letzten fünf Jahren politischer geworden, befand sie. In Sachen Ernährung und Klimawandel gehe es nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern die Landfrauen, die ja mit den Leuten im Gespräch seien, müssten die richtigen Argumente haben. „Eine klimafreundliche Ernährung ist immer regional und saisonal“, erklärte die Bezirksbäuerin.

Wichtig sei den Landfrauen auch der Bereich Bildung. Mit einem Schulfach Hauswirtschaft, wie man es sich gewünscht hatte, sei es zwar nichts geworden, weil alle anderen Fächer als wichtiger angesehen würden, aber es gebe jetzt zumindest das Projekt „Schule fürs Leben“. Sie warb bei den Betrieben dafür, sich daran zu beteiligten.

Bezirkspräsident Stefan Köhler bedankte sich wie seine Vorredner bei den Männern und Frauen für die Bereitschaft, das Amt der Obleute zu übernehmen. „Es ist wichtig, Ansprechpartner vor Ort zu haben.“ Denn sie könnten, zum Beispiel bei der Düngeverordnung, die Lage vor Ort am besten beurteilen. Nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ habe man immer wieder darauf hingewirkt, dass in Sachen Klimawandel und Landwirtschaft auch vor Ort geforscht werden müsse, und letztendlich sei das erfolgreich gewesen – auch dank des Einsatzes von Alois Kraus. „Jetzt haben wir den Forschungsstandort Schwarzenau“, so Köhler, was die Anwesenden mit Applaus quittierten.

Zum Green Deal der EU äußerte der Bezirkspräsident die Befürchtung, dass sich Debatten und Entscheidungen so lange hinauszögern könnten, dass die Landwirte nach der Ernte nicht wissen, was sie nun genau machen sollen und können. Ein „Riesenthema“ sei auch die Bewässerung. „Es wird angeblich so viel Wasser von der Landwirtschaft verbraucht, aber bei den Städten schaut keiner hin“, kritisierte Köhler, nannte Schwimmbäder und Pools als Beispiele. Auch bei der Bewässerung von Sportplätzen „geht es ganz schnell“, so der BBV-Präsident. „Nur bei der Landwirtschaft wird diskutiert.“

Für die Zukunft sei es wichtig, dass die Landwirtschaft „vor die Welle“ komme und mitgestalte, statt als „Bremser“ wahrgenommen zu werden, der sage, dies gehe nicht und das gehe nicht. Man müsse Trends erkennen und Angebote an die Gesellschaft machen. Die Landwirtschaft mache gute Arbeit, „aber das müssen wir noch besser erklären.“