Großes Kino
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Dienstag, 16. Juni 2020
Drei Monate waren Kinos, Theater und Konzerte verboten. Jetzt fährt der kulturelle Betrieb im Landkreis Kitzingen wieder langsam hoch. Sehr zur Freude der Veranstalter
Die Erklärung wurde seit langem erwartet – und von vielen sehnsüchtig erhofft. Jetzt ist sie da. Seit diesem Montag dürfen Kinos und Theater in Bayern wieder öffnen. Unter strengen Sicherheitsauflagen.
Michael Schmitt ist voller Vorfreude. Drei Monate lang war das Roxy-Kino geschlossen, an diesem Donnerstag werden die Tore wieder geöffnet. Die Umsetzung der Auflagen bezeichnet der Geschäftsführer als „machbar“. Bis zu 50 Gäste dürfen sich in geschlossenen Räumen aufhalten, die Betreiber müssen Namen und Kontaktdaten der Besucher speichern, um mögliche Infektionsketten rückverfolgen zu können. 99 beziehungsweise 77 Personen passen normalerweise in den „blauen“ beziehungsweise „roten“ Saal des Kinos. Wegen der Abstandsregelungen wäre Schmitt schon mit 30 bis 35 Besuchern pro Vorstellung zufrieden. „Das wäre sehr hilfreich.“
Drei Monate ohne Einnahmen haben die Kasse des Vereins schrumpfen lassen. Zum Glück hat der Vermieter in diesen Monaten auf die Miete verzichtet. „Wir haben deshalb noch ein kleines finanzielles Polster“, sagt Schmitt. Umso wichtiger sei es, dass die Besucher wieder kommen. Für ausreichend Lüftung sei gesorgt, es gibt einen separaten Ein- und Ausgang und im Foyer dürfen sich maximal fünf Personen gleichzeitig aufhalten. Den Mund- und Nasenschutz müssen die Gäste während der Vorstellung aufbehalten. „Wer möchte, kann auch einen Plastikschutz fürs Gesicht haben“, sagt Schmitt. Der Verein hat etliche Exemplare angeschafft.
Seit Montag ist das Cineworld im Mainfrankenpark wieder geöffnet. Auf dem Programm stehen neben besonderen Filmen auch Live-Events wie DJ Pappenheimer, Andreas Kümmert und die Partyband Troglauer. Das Autokino bleibt vorerst bestehen, das Open Air Kino wird in Kürze wieder eröffnen. „Selbstverständlich sorgen wir für die Sicherheit unserer Gäste und unseres Teams mit gut belüfteten Kinosälen und reichlich Abstand zwischen den Besuchern“, erklärt Theaterleiterin Julia Michel. Das Team trägt Masken, es sind Abstandsmarkierungen zur Orientierung angebracht, Türklinken und andere Flächen werden ständig gereinigt und desinfiziert. In den Kinos müssen auch die Besucher Masken während der Vorstellungen und beim Gang zur Toilette tragen.
Gabriele Brunsch hat lange überlegt, was sie tun soll. Ihr Papiertheater in der Grabkirchgasse in Kitzingen ist ein feiner, aber sehr kleiner Ort. Kommen 25 Gäste, ist der Saal proppenvoll. „Wenn ich die Abstandsregelungen einhalte, könnten nur fünf Gäste kommen“, sagt sie. „Dafür lohnt sich der Aufwand nicht.“ Eine andere Lösung gibt es allerdings: Im Familienverbund könnten fünf Gäste in der vordersten und fünf in der hintersten Reihe Platz nehmen. „Ich stehe mit Maske ja hinter der Bühne“, erinnert sie. Genau dieses Konzept will Brunsch ab Anfang Juli in die Tat umsetzen. Am 4., 5., 11. und 12. Juli spielt sie „Rumpelstilzchen“. Die Gäste müssen Mundschutz tragen, sollen sich keinesfalls zu nahe kommen. „Ich will auf keinen Fall leichtfertig sein“, versichert Brunsch. Auch wenn die Infektionszahlen im Landkreis Kitzingen seit Beginn der Pandemie sehr übersichtlich sind, hat sie großen Respekt vor dem Virus.
Für die Volkshochschule kommt die Anweisung der Landesregierung zu spät. Das Sommersemester ist nicht mehr zu retten, gerade mal zwei Wochen konnten die Kurse stattfinden, dann kam der Lockdown. „Wir bereiten uns jetzt auf das Herbst- und Winterprogramm vor,“ berichtet Geschäftsführer Richard Arndt-Landbeck. Etliche Fragen seien dabei noch zu klären: Wie viele Karten dürfen im Vorverkauf angeboten werden? Wird es Getränke in den Pausen geben? Wie viele Künstler dürfen sich eine Garderobe teilen? Und: Wie viel Geld hat die VHS im Herbst zur Verfügung? Die Corona-Krise hat auch die städtischen Kassen angegriffen. So viel ist klar: Bis Ende August sind Großveranstaltungen untersagt. Die Alte Synagoge wäre derzeit sowieso nicht nutzbar. Bis Mitte Juli finden dort die Sitzungen des Stadtrates statt.
Das Kulturprogramm wird also erst Ende September wieder Fahrt aufnehmen. Und das aller Voraussicht nach unter erschwerten Bedingungen. Für jeden einzelnen Kurs ist beispielsweise ein Raumkonzept zu erstellen. Langfristig rechnet Arndt-Landbeck mit Veränderungen. Es wird künftig mehr digitale Angebote geben, manche Kursleiter werden sich verabschieden und die Zahl der Kursteilnehmer wird sinken – zumindest in den ersten Wochen und Monaten nach der Öffnung. „Die Unsicherheit ist einfach noch zu groß.“