Große Oper im kleinen Kitzingen
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Freitag, 16. Februar 2018
Professorin Yuuko Amanuma organisiert seit 2013 Opernabende in Kitzingen. Das Publikum und die Sänger sind gleichermaßen begeistert.
Eine Oper in Kitzingen? Aber klar doch! Seit 2013 führen die Studenten der Hochschule für Musik in Würzburg auf Einladung der Vhs-Kitzingen eine Oper in der Alten Synagoge auf. Yuuko Amanuma ist von Anfang an dabei.
Die zierliche Frau aus Japan ist begeistert von Deutschland. Und von seinen Opernhäusern. 1984 kam sie das erste Mal hierher, lernte die fremde Sprache am Goethe-Institut in Rothenburg ob der Tauber. Später studierte sie in Hannover, wollte Dirigentin werden. Für kurze Zeit zog es sie zurück in ihre Heimat, seit 1999 lebt und arbeitet sie permanent in Deutschland, seit 2005 in Würzburg. Yuuko Amanuma unterrichtet Gesangsstudenten an der Hochschule für Musik. Die Auftrittsmöglichkeiten in Kitzingen sind für sie ein Segen.
Mit dem Tipp eines ehemaligen Studenten fing die Zusammenarbeit zwischen der Vhs Kitzingen und der Würzburger Musikhochschule an. Zur Premiere erklang die Zauberflöte. Der Saal war ausverkauft. Seither gibt es immer wieder neue Aufführungen. Meistens von Mozart. „Weil das die einfachste und gleichzeitig die schwierigste Musik ist“, erklärt Professorin Amanuma ein wenig rätselhaft. Für die Grundübungen sei Mozart geradezu essenziell, erläutert sie. „Wer Mozart beherrscht, kann alle Opern singen“, sagt sie.
Drei Monate dauern die Vorbereitungen in der Regel. Zweimal die Woche machen sich die Studenten an die Arbeit. Zu tun gibt es genug: Texte lernen, Soli einstudieren, die Stimmen harmonisieren. „Und das darstellerische Denken darf auch nicht zu kurz kommen“, sagt die Professorin und lächelt. Sie hat einen hohen Anspruch an sich und ihre Studenten. „Es muss technisch alles stimmen“, meint sie. „Und gleichzeitig echt sein.“ Hat die Stimme keine Aussagekraft, transportiert sie keine Mission, und fehlt ihr die Leidenschaft, dann ist sie für Professor Amanuma langweilig.
20 Plätze gibt es pro Semester. Die Hälfte ist mindestens belegt. Elf ihrer Studenten werden am kommenden Montag auf der Kitzinger Bühne stehen. Acht kommen aus Deutschland, drei aus Korea. Die Würzburger Musikhochschule zieht internationale Talente an. „Wir hatten auch schon jemanden aus Island“, erinnert sich die Professorin. In der Regel dauert ein Masterstudiengang vier Semester, für den Bachelor sind acht Semester veranschlagt. Und dann?
Leicht ist es nicht, die Leidenschaft zum Beruf zu machen. Viele wollen Chorsänger werden. „Da ist man unkündbar“, erklärt Professor Amanuma. Gerade ihre koreanischen Studenten zieht es in den pädagogischen Bereich – sie streben beispielsweise eine Professorenstelle in ihrer Heimat an.
Etwa 80 Opernhäuser gibt es in Deutschland, in Japan lediglich eines. „Aber meine Landsleute lieben die Oper“, sagt sie. 13 Orchester gibt es alleine in Tokyo und seit ungefähr 20 Jahren ein Nationaltheater. Dennoch: Wer Operngesang studieren will, der sollte nach Deutschland kommen, meint sie. Die Deutschen hätten ein gutes Empfinden für neue Entwicklungen, die Jazz-Abteilung an der Würzburg Musikhochschule sei der aktuellste Beweis dafür. Und die Tradition spreche ebenfalls für ein Studium in Deutschland.