Gelüste auf Würste
Autor: Fastenredaktion
Kitzingen, Dienstag, 24. März 2020
Fest am Fasten: Einige Mitglieder der Fastenredaktion geraten an ihre Grenzen. Noch ist aber niemand ausgestiegen.
Vier Wochen haben wir geschafft. Kein Wunder, dass sich bei der einen oder anderen Fasterin – natürlich nieeeeemals bei einem Faster! – die ersten Ermüdungserscheinungen zeigen. Zumal die Corona-Krise den Alltag nicht gerade erleichtert. Von ausgedehnten Spaziergängen, Einkaufsfahrten mit dem Fahrrad und den Verführungen im Home-Office.
(Fernsehfasten): Ich sag?s gleich vorneweg: Es kann in dieser Woche keinen anderen Gewinner geben als mich. Obwohl ich zwei Mal den Fernseher eingeschaltet habe: einmal für Angela Merkel und einmal für Markus Söder. Hinschauen musste man ja nicht, Zuhören hat gereicht, um mitzukriegen, dass die Lage ernst ist. Nach der Ansprache des Ministerpräsidenten hab' ich freiwillig wieder abgeschaltet.
Jedenfalls haben sich mir, dank der Kombination von Fernseh- und Ausgehverbot, ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Zum Beispiel der Sport. Fitnessstudio ist ja nicht und das Handballfeld ist gesperrt. Also mussten Alternativen her. Yoga und Kinder schließen sich gegenseitig aus – zumindest meine Kinder und Yoga. Also raus an die Luft. Joggen kommt für die lädierten Knie nicht in Frage. Gelenkschonender ist da schon Radfahren, aber doch auch ein bisschen eintönig? Nach gut einer Woche Sportentzug war mir am Samstagmittag alles egal: Fünf Grad und Nieselregen, keine wasserdichte Hose und ein leerer Kühlschrank, dessen neue Füllung ich im Rucksack würde heimtransportieren müssen. „Geht schon“, brummte ich, als ich auf des Mannes Riesen-Mountainbike stieg und mir überlegte, durch welche Dörfer ich so strampeln musste, um aus drei Kilometern zum nächsten Einkaufsmarkt möglichst 30 zu machen. Ich sag mal so: Es war wirklich kalt, es war wirklich anstrengend – und der Schmerz beim Wiederaufstieg wirklich groß – aber es war auch wirklich gut.
Und weil ich so entspannt war, kam mir gleich die nächste Spitzenidee zur Vermeidung des drohenden Fastenbruchs: Kartenspielen am Abend! Ich hatte fast vergessen, wie abendfüllend so eine Partie „Skipbo“ sein kann – und welch schlechter Verlierer meine bessere Hälfte ist.
Wie auch immer, ich habe in dieser Woche definitiv das Beste aus der ernsten Lage gemacht. Das würden sicher auch Merkel, Söder und Co. bestätigen.
Daniela Röllinger(Fleisch und Überflüssiges): 14 Schritte sind zu wenig. Stopp! Bevor Sie jetzt denken, ich würde derzeit nur so wenige Schritte machen, während Kollegin Fu. sich auf ihrem Arbeits-Laufband abstrampelt und ihre Endlos-Schleifen rund um ihren Heimatort dreht, muss ich das klarstellen: Natürlich bin auch ich deutlich mehr unterwegs. Auf ein paar tausend Schritte komme ich problemlos, trotz Ausgangsbeschränkung. Schließlich muss unser Labrador Sam regelmäßig raus. Die Schritte von der Tiefgarage zum Auto und durch die Stadt zum Termin fallen allerdings derzeit weg. Aufgrund von Corona arbeite ich im Homeoffice und sitze meinen Gesprächspartnern nicht gegenüber, wenn ich sie mit meinen Fragen löchere, sondern erledige das am Telefon.
Das sind denkbar ungünstige Voraussetzungen für den von mir angestrebten Verzicht auf Fleisch. Beim Kochen macht mir das nichts aus und auch beim gemeinsamen Essen am Sonntag nicht. Schäufele gab?s, mit knackiger Kruste. Ich habe nicht mal einen neidischen Blick auf die Teller meiner Männer geworfen, die Beilagen waren auch lecker. Mein Problem ist ein anderes: Beim Homeoffice ist der Weg zum Kühlschrank so kurz. Statt mehrerer Kilometer liegen jetzt nur 14 Schritte zwischen mir und der Wurstdose mit den Wienerle meines Lieblingsmetzgers.