Druckartikel: Gegen den Trend

Gegen den Trend


Autor: Jann Weckel

Mainbernheim, Donnerstag, 16. März 2017

Rund 20 Jahre sind im Bären keine Gäste mehr eingekehrt, jetzt nimmt die traditionsreiche Mainbernheimer Gaststätte den Betrieb wieder auf. Eine Entwicklung, die nicht nur Bürgermeister Peter Kraus freut.
Auch wenn das Konzept neu ist: Die Tradition des „Bären“ bleibt auf den ersten Blick sichtbar.


Das Wirtshausschild des „Bären“, hoch oben am Gebäude angebracht, zeigt die Zahl 1570. Eine jahrhundertelange gastronomische Tradition steckt in dem Gemäuer mitten in der historischen Altstadt. Eine Tradition, die vor rund 20 Jahren ihr Ende fand. Ein vorläufiges, denn es herrscht wieder Leben im „Gasthaus zum Bären“. Ein Ausnahmefall.

Tradition in der Krise

„Das Gasthaussterben geht unvermindert weiter“, betont Thomas Dauenhauer vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Die Zahl der Betriebe in Bayern habe sich in den letzten 20 Jahren nahezu halbiert. Allerdings: „Im Landkreis Kitzingen und besonders im Maintal ist die Situation deutlich besser“, so Dauenhauer. Der Rückgang liege hier nur bei 15 Prozent.

Auch dank Beispielen wie in Mainbernheim: Der Traum vom eigenen Lokal hatte die neuen Eigentümer Maria und Jörg Edenharter über viele Jahre begleitet, obwohl sie beruflich in ganz anderen Richtungen unterwegs waren. 2015 kam es dann im Internet zum richtungsweisenden Fund: Ein Mainbernheimer Gasthaus stand zum Verkauf. Im September ist die Familie schließlich hierhin umgezogen. Die ersten Wochen seien nun auch direkt gut angelaufen. „Wir haben schnell viele Leute kennengelernt, die sich über die geplante Neueröffnung gefreut haben“, erinnert sich Maria Edenharter.

Als die Familie auf die Immobilie stieß, lebte sie noch in der Fränkischen Schweiz. Mainbernheim war weit entfernt und die Wirtshaus-Branche steckte schon lange in einer schweren Krise. Deshalb erkundigten sie sich kurzerhand bei Bürgermeister Peter Kraus, ob der Bedarf für ein neues Gasthaus überhaupt da sei: „Wir haben unsere Grundidee vorgestellt. Wir wollten nicht nur ein Lokal, sondern auch die Nutzung als Pension und für den Seminarbetrieb“, erklärt Maria Edenharter. „Letztendlich haben wir festgestellt, dass für exakt das, was wir uns vorgestellt hatten, auch Bedarf da ist.“ Dabei ist Mainbernheim, was Gastronomie betrifft, vergleichsweise gut aufgestellt: „Wir haben zum Beispiel ein griechisches Restaurant und die Gasthöfe zum Falken und zum goldenen Löwen“, erzählt der Bürgermeister. Der „Bär“ sei eine sinnvolle Ergänzung. „Das erweitert nicht nur das gastonomische Angebot, sondern ist ein weiterer Treffpunkt für die Bürger und eine Anlaufstelle für die Touristen“, freut sich Peter Kraus.

Ein Element des Gemeindelebens

Und natürlich freut der Bürgermeister sich darüber, dass ein Traditionsbetrieb der Stadt wiederbelebt wird. Die Geschichte der besagten Wirtschaft lässt sich weit zurückverfolgen. Neben dem Wirtshausschild findet sich beispielsweise in einer Chronik ein Eintrag aus dem Jahr 1678, der von der Genehmigung einer Wirtschaftserrichtung berichtet. Neben einem Hofgarten verfügt das Gasthaus auch über Gästezimmer und einen Saal, der vor der Schließung in den neunziger Jahren ein wichtiges Element des Gemeindelebens war.

„Im Saal fanden Faschingsveranstaltungen statt, oder auch Hauptversammlungen einiger Vereine. Die evangelische Kirche hat dort sogar Bibelabende abgehalten“, erinnert sich Kraus. „Früher gab es noch nicht so viele öffentliche Räume wie heutzutage, weshalb die Wirtschaften dafür genutzt wurden.“ Dort habe zu großen Teilen das öffentliche Leben stattgefunden und auch heute seien die Wirtshäuser noch ein unverzichtbarer Teil des gemeinschaftlichen Lebens.

Öffentliche Veranstaltungen finden mittlerweile allerdings an anderer Stelle statt: „Wir haben die Mehrzweckhalle für größere Veranstaltungen. Außerdem gibt es noch die Gemeindehäuser, wo die Jugendarbeit und die Seniorenarbeit der Kirchen stattfindet.“

Dass Vereinsfeiern und ähnliche Termine mittlerweile in vereinseigenen Räumlichkeiten, statt in Gaststätten abgehalten werden, führt andernorts oft zur Schließung der traditionellen Gastronomiebetriebe.

In Buchbrunn beispielsweise gibt es schon seit etwa 20 Jahren keine Gastwirtschaft mehr. „Da fehlt etwas. Ein Ort wo man sich trifft, wo man als Bürgermeister was vom Bürger erfährt“, bedauert Bürgermeister Hermann Queck. Die Gemeinde sei zwar in Besitz einer ehemaligen Gastwirtschaft, doch Mieter ließen sich nur mit vorheriger Sanierung locken, die Kosten im sechsstelligen Bereich verursachen würde. Eine Summe, die weder die Gemeinde, noch potenzielle Mieter stemmen könnten: „Das Geld käme ja auch nie wieder zurück.“ Deshalb seien die Bemühungen, einen neuen Wirt für den Ort zu gewinnen, gescheitert.

Anders in Mainbernheim. Wobei, ein klassisches Wirtshaus sei man nicht: „Wir bieten hauptsächlich warme und kalte Brotzeiten an. Zu sagen, wir sind eine Weinstube, ist aber eigentlich zu knapp gefasst. Außerdem fühlen sich dann die Biertrinker nicht angesprochen“, lacht Maria Edenharter. Darum wohl auch die neue Bezeichnung des Gasthofs: „Zum Bären... einfach anders.“