Stadtmuseum:Geduld und Mut sind gefragt
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Freitag, 29. November 2019
Die Zukunft des Kitzinger Stadtmuseums ist ungewiss. Die CSU hat zu einem Info-Abend eingeladen und wertvolle Anregungen aus Mittelfranken erhalten.
Die Neugierde hielt sich in Grenzen. Etwa 15 Menschen waren zum ersten „Weinschoppen“ der CSU Kitzingen ins Casa Konrad gekommen. Die allermeisten CSU-Mitglieder. Vielleicht lag es am Thema. Die Zukunft des Stadtmuseums scheint nicht allzu viele Kitzinger zu bewegen.
Wer nicht da war, hat etwas verpasst. Etliche Impulse und Ideen gingen von der Diskussion aus, die Stefan Güntner (CSU) mit seinem Stadtratskollegen von der KIK, Klaus Christof, und dem Bürgermeister der Stadt Spalt, Udo Weingart führte. Spalt stand in Sachen Museum vor mehr als 20 Jahren da, wo die Stadt Kitzingen heute steht: viele offene Fragen, unterschiedliche Ansätze, keine klaren Vorgaben. „Auch bei uns sollte das Stadtmuseum wachgeküsst werden“, erinnerte sich Weingart und empfahl den Kitzingern für den weiteren Weg sowohl Mut als auch Geduld. Die erste Idee zum Museum „HopfenBierGut“ entstand 1996. Bis zur Eröffnung sollten mehr als 15 Jahre vergehen.
Ein längerer Prozess
„Die Ideenfindung war ein längerer Prozess“, berichtete Weingart. Ein Prozess, in den möglichst viele Bürger und Gruppierungen eingebunden waren. Auch externe Hilfe holten sich die Spalter. Die Grundidee lautete: Die Stärken der Stadt sollen mit dem Museum gekoppelt werden. Spalt setzte deshalb ganz auf die Themen Bier und Hopfen. Themen, die auch an anderen Orten der Stadt bespielt werden. Im Einzelhandel werden Merchandising-Artikel angeboten, in Gasthäusern gibt es spezielle Gläser, im Museum selbst werden Verkostungen angeboten. „Nach und nach konnten wir die Bürger mitnehmen“, freut sich Weingart. Mittlerweile habe sich ein Wandel vollzogen – von einem Haus für Gäste hin zu einem Bürgerhaus. 2017 erhielt das „HopfenBierGut“ den Bayerischen Museumspreis.
Ob die Spalter Lösung eins zu eins auf die Kitzinger Verhältnisse übertragbar ist, zweifelten die Zuhörer allerdings an. Im ehemaligen Kornhaus in Spalt, das für rund fünf Millionen Euro umgebaut wurde, sind nicht nur das Museum, sondern auch die Tourist-Info und der Stadtmarketingverein untergebracht. Dort finden Bierseminare und Fortbildungen statt. Die Bürger von Spalt können einen Saal auch für Feierlichkeiten anmieten. Im ehemaligen Kastenhof in Kitzingen würde es schon an den Räumlichkeiten fehlen, außerdem wird die Tourist-Info an der Alten Mainbrücke in Kürze umgebaut.
„Uns fehlt vor allem eine Kernrichtung“, meinte Bürgermeister Stefan Güntner nach dem Vortrag des Spalter Bürgermeisters. Zu viele Themen würden im Kitzinger Stadtmuseum bespielt. Und das Gebäude selbst strahle keine Anziehungskraft aus. „Wir brauchen ein Alleinstellungsmerkmal“, forderte Güntner. Ob es das Thema Weinhandel sein kann? Die Meinungen in der Gaststube waren uneins. Zu viele Museen in der Umgebung würden das Thema Wein schon bespielen.
Weniger ist mehr
In einem Punkt waren sich alle einig: Ein Netzwerk sollte gesponnen werden, möglichst viele Interessenvertreter in das künftige Konzept eingebunden werden. „Dafür müssen wir über Parteigrenzen hinweg denken“, forderte Klaus Christof. Wichtig sei zunächst, die Wertigkeit der bestehenden Objekte zu beurteilen und die Frage zu beantworten, ob das Haus in der Landwehrstraße überhaupt geeignet sei. Das Beispiel Spalt zeige jedenfalls, dass die Konzentration auf ein paar ausgewählte Exponate, die mit modernen Mitteln und interaktive präsentiert werden, zielführender sei als die Präsentation möglichst vieler Ausstellungsstücke. Oder wie es Stefan Güntner ausdrückte: „Lieber ein hochwertiges Exponat als drei Biedermeier-Schränke.“
Rund 16.000 Besucher zählt das Museum in Spalt pro Jahr. Es ist an 305 Tagen geöffnet. „Verlässlichkeit ist ein ganz wichtiger Punkt“, betonte Touristik-Leiterin Stefanie Bojko. Rund 80 Veranstaltungen und 250 Führungen finden pro Jahr statt. Der Umsatz beträgt 190.000 Euro. „Wir sind nach wie vor defizitär“, bekannte Bürgermeister Weingart. Rund 200.000 Euro minus macht das Museum pro Jahr. Eine Summe, die nach den Worten von Stefan Güntner zu verschmerzen sei – bei den Vorteilen, die das Spalter Museum biete.