Gedränge in Schulbussen sorgt für Corona-Angst: Eltern haben ungewöhnlichen Vorschlag
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Dienstag, 08. Sept. 2020
Der Landkreis Kitzingen hat für die Schülerbeförderung fünf Verstärkerbusse im Einsatz. Ob das reicht? Die Landes-Eltern-Vereinigung zweifelt – und hat eine Idee. Sie wollen die Flotte der Bundeswehr für die Beförderung einsetzen.
Beim Einsteigen wird gedrängelt, in den Gängen stehen die Kinder und Jugendlichen dicht an dicht: Wer an Schulbusfahrten denkt, hat häufig dieses Bild im Kopf. Ist das in Zeiten von Corona zu verantworten? Um die Situation zu entzerren, hat der Landkreis Kitzingen fünf Verstärkerbusse auf besonders stark frequentierten Linien eingesetzt. Darüber hinaus reichen die Kapazitäten laut Behörde aus – wenn die Schüler alle Busangebote nutzen.
Seit Dienstag sind die Schüler wieder zurück in den Klassenzimmern – und damit erstmals seit März wieder in voller Klassenstärke. Kinder und Jugendliche sitzen damit wieder gleichzeitig in den Klassenzimmern – und auf dem Weg dorthin zusammen in den Bussen.
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18 Grundschulen gibt es im Landkreis Kitzingen, sieben Mittelschulen, sechs Realschulen, eine Wirtschaftsschule, fünf Gymnasien, zwei Förderzentren und sechs berufliche Schulen. Viele der Schüler nutzen öffentliche Verkehrsmittel, die allermeisten fahren mit dem Bus. Alleine 2725 Fahrkarten hat das Landratsamt Kitzingen als zuständige Behörde für die Schülerbeförderung in den weiterführenden Schulen vergeben – nur für Schüler bis zur zehnten Klasse, nur für Schüler, die im Landkreis Kitzingen wohnen. Hinzu kommen die Schüler, die außerhalb des Landkreises wohnen, die die elfte oder eine höhere Klasse besuchen oder keinen Anspruch auf Beförderung haben.
Fünf Verstärkerbusse im Einsatz
Nicht eingerechnet sind außerdem alle Grund- und Mittelschüler, denn deren Busfahrten fallen in die Zuständigkeit der Gemeinden. Insgesamt machen sich also Tag für Tag mehrere tausend Kinder und Jugendliche im Landkreis Kitzingen mit dem Bus auf den Weg in die Schule.
AHA – die drei Buchstaben sind wegen der Corona-Pandemie derzeit oberstes Gebot. Das erste A, der Abstand, ist gerade in den Bussen aber meist nicht einzuhalten. Daher herrscht im öffentlichen Nahverkehr Maskenpflicht. Wer keine Maske trägt, darf nicht mitfahren.
Weil mit dem neuen Schuljahr erstmals seit Monaten alle Schüler wieder gleichzeitig in der Schule sind, hat das Landratsamt im Vorfeld mit den Busunternehmen Kontakt aufgenommen. „Wir haben abgefragt, wo sehr volle Busse im Einsatz sind”, sagt Günter Rauh. Es gab vier Rückmeldungen über Busse, in denen viele Mitfahrer stehen müssen. Schon seit dem ersten Schultag sind daher insgesamt fünf sogenannte Verstärkerbusse im Raum Volkach/Dettelbach im Einsatz. Sie sind nicht extra im Fahrplan aufgelistet, sondern fahren direkt hinter den normalen Bussen. Weitere Verstärkerbusse gibt es vorerst nicht, wobei noch zwei, drei Busse auf Abruf zur Verfügung stehen, falls es doch zu Problemen kommen sollte. Die Fahrzeuge seien dabei nicht das Problem, erklärt Rauh. Es fehle eher an Fahrern.
Elternvereinigung sieht die Situation kritischer
„Wir schauen uns das Ganze jetzt mal an und wenn Not am Mann sein sollte, können wir noch zusätzliche Busse einsetzen”, kündigt er an. Rauh hat die Busunternehmen aufgefordert, täglich mitzuteilen, wie die Situation am Vormittag war, damit die Behörde notfalls reagieren kann. Wobei die ersten Schultage kaum als Maßstab gelten können, da der Nachmittagsunterricht oft erst Ende der Woche oder in der nächsten Woche stattfindet. Dadurch wird die Situation an den Nachmittagen entzerrt.