Gasgeber im Wald

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Mitarbeiter der Firma TEGA und Ludwig Straßer von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (rechts) beobachten, wie Förster Achim Volkamer ein „Nussbaum-Baby“ ...
Diana Fuchs
MAINBERNHEIM – Bäumchen statt Bildschirm: Birgit Weisenberger (Sekretariat der Firma TEGA) pflanzt gemeinsam mit Ludwig Straßer (Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft) ein ...
Foto: DIANA FUCHS
Steffen Neumeier aus Kleinlangheim hat den Lkw einen Tag lang gegen einen Spaten eingetauscht.
Diana Fuchs
Stecklinge statt Gasleitungen: Lagerist Tobias Häusler sortiert auch im Wald das Material.
Diana Fuchs
20 bis 35 Zentimeter lang sind die Wurzeln; mindestens so tief muss auch das Pflanzloch sein.
Diana Fuchs
Erdarbeit statt Business Development: Lucas Casabonne fand den Team-Tag anstrengend, aber super.
Diana Fuchs
Vom Fachmann lernen: Birgit Weisenberger, die den Waldtag der Firma Tega organisierte, pflanzt gemeinsam mit Ludwig Straßer von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft einen ...
Diana Fuchs
Gute Zusammenarbeit: Ludwig Straßer von der Abteilung Waldschutz der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Förster Achim Volkamer, zuständig für den Mainbernheimer Stadtwald, ...
Diana Fuchs
Mitarbeiter der Firma Tega und Ludwig Straßer von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (rechts) beobachten, wie Förster Achim Volkamer einen Nussbaum-Steckling fachgerecht im ...
Diana Fuchs

Marktbreiter Flüssiggas- und Kältemittelfirma veranstaltet einen Team-Tag im Mainbernheimer Wald – und pflanzt eine „Mustersiedlung“ aus klimatoleranten Nussbäumen.

Äste knacken, dürre Blätter rascheln. Und immer wieder hallt ein dumpfes, erdiges Geräusch durch den Mainbernheimer Wald. Unheimlich? Nein gar nicht! Es ist helllichter Tag und der Klang von neun Spaten, die in den Waldboden dringen, wird von Vogelgezwitscher untermalt. Mit der Zeit auch vermehrt von menschlichen Seufzern. Denn die Handarbeit im Waldgebiet „Michelfelder Flügel“ ist anstrengend und schweißtreibend. Die ehrenamtlichen Helfer geben alles, und so entsteht ein Pflanzloch nach dem anderen – für ganz besonderen Baumnachwuchs.

Wenn alles gut läuft, können sich die Tiere des Waldes und auch der Mensch in 15 bis 20 Jahren an den ersten Früchten verschiedener Nussbäume laben. Nussbäume gehören zu den Baumarten, auf die Fachleute in Sachen Klimawandel und Waldumbau große Stücke setzen. Dass es nun im Mainbernheimer Stadtwald eine Art „Mustersiedlung“ für unterschiedliche Nusssorten gibt, ist ebenso ungewöhnlich wie die Umstände, unter denen die über 1000 Pflanzen ihren Standort gefunden haben. Mitarbeiter der Firma TEGA – Technische Gase und Gasetechnik GmbH (Würzburg/ Marktbreit) haben die Bäume gepflanzt. Ehrenamtlich. Als Team-Event.

Steffen Neumeier ist Fernfahrer bei TEGA. Er transportiert normalerweise Flüssiggas und Kältemittel in Flaschen. Am Dienstag ließ er seinen Laster stehen und gab dafür am Spaten Gas. 25 bis 40 Zentimeter tief trieb er das Gerät aus Holz und Stahl in die Erde und hob perfekte Löcher für die Stecklinge aus. „So ein Team-Tag ist eine gute Sache“, findet er. „Das ist gut für den Zusammenhalt. Außerdem ist es mal ein richtiger Ausgleich zum Job. Und: Aufforstung ist wichtig.“

Birgit Weisenberger kennt all diese Gründe – genau deswegen hat sie den Team-Tag organisiert. Sie, die sonst im Sekretariat dafür sorgt, dass alles läuft, hatte schon im vergangenen Jahr Kontakt zum Kitzinger Forstamt aufgenommen. „Wir wollten einen Tag für unsere Mitarbeiter anbieten, an dem der Zusammenhalt auch außerhalb des Betriebs gestärkt wird. Gleichzeitig sollte es etwas Sinnvolles und Nachhaltiges sein. So sind wir auf den Wald gekommen.“

Dass mittlerweile zahlreiche heimische Baumarten wegen der Erderwärmung Probleme bekommen – Trockenheitsstress, Krankheiten, Käferbefall – könne man zwar nicht einfach so ändern, „aber wir können ein kleines bisschen beim Aufforsten helfen“, so Weisenberger.

Gesagt, getan. Förster Achim Volkamer, der unter anderem zuständig ist für den Mainbernheimer Wald, hatte im Gebiet „Michelfelder Flügel“ ein etwa 0,8 Hektar großes Areal, das ihm Sorgen machte. Für eine Naturverjüngung fehlten geeignete Samenbäume, die Fläche drohte zu vergrasen. Da kam eine Anfrage aus Freising gerade recht. Ludwig Straßer von der Abteilung Waldschutz bei der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft suchte einen Ort, um klimatolerante Nussbaumarten zu pflanzen und zu beobachten.

„Wir wollen verschiedene Sorten testen“, erklärt Straßer. In den nächsten Jahren werde man die Bäumchen stetig beobachten und schauen, wie sie sich entwickeln, welche Pilze und Insekten sich an ihnen und um sie herum ansiedeln. Daraus lassen sich Rückschlüsse ziehen, welche Rolle die jeweilige Baumart beim Waldumbau spielen kann. „Wir haben eine Vergleichspflanzung in Rain am Lech, wo der Standort für die Nussbäume eigentlich optimaler ist als hier im verhältnismäßig trockenen Franken“, sagt Straßer. „Es ist gut, wenn wir zwischen den beiden Standorten Vergleiche ziehen können.“

Insgesamt 1200 Pflanzen von Nusssorten wie der Himalaya-Urnuss, Kreuzungen zwischen Schwarz- und Walnuss beziehungsweise Züchtungen warteten am Dienstag auf fleißige Pflanzwillige. Um 8 Uhr in der Früh waren neun „TEGAner“ zur Stelle. „Der Chef ist leider erkrankt“, berichtete Birgit Weisenberger. Die Mitarbeiter machten die fehlende Kraft wett und legten, eingewiesen von Achim Volkamer und Ludwig Straßer, voller Elan los.

Die Frühstückspause um viertel elf kam wohl für keinen zu früh. „Es ist anstrengend, aber es macht echt Spaß“, stellte Unternehmensentwickler Lucas Casabonne fest. „So ist es nicht schwer, etwas für die Umwelt zu tun“, meinte Tobias Häusler, Lagerist und Kommissionist aus Dettelbach. Er hatte schon als Jugendlicher beim Holzmachen für die Heizung geholfen, erzählte er. „Jetzt helfe ich genauso gern beim Aufforsten.“

Als es am späteren Nachmittag zu regnen begann, hatten die TEGA-Mitarbeiter gut ein Drittel der Baumkinder gepflanzt. „Den Rest erledigen wir“, stellte Achim Volkamer fest. Er möchte die Fläche nicht einzäunen, sondern setzt darauf, dass das Rehwild Nussbäume generell nicht gerne mag und deshalb auch nicht so stark verbeißt. „Ob wir etwas gegen Wildschweine tun müssen, wird man sehen“, meinte er.

Wie viele der Bäumchen irgendwann einmal wirklich große Bäume werden? Volkamer sagt: „Später soll etwa alle zehn Meter ein Nussbaum stehen.“ Die Baumkinder wurden jedoch in geringerem Abstand gepflanzt. Damit trägt man der Tatsache Rechnung, dass Konkurrenz im Wald das Geschäft belebt – im wahrsten Sinn des Wortes. „Wir wollen lange, gerade Stämme, denn die sind am wertvollsten. Die bekommen wir, wenn die Bäume sich gegenseitig hoch ans Licht treiben“, erklärt der Fachmann aus dem Forstamt.

Für die „TEGAner“ hatte Volkamer nur Lob parat. „Es ist das erste Mal überhaupt, dass wir eine Anfrage für eine Wald-Aktion von einem Unternehmen bekommen haben.“ Schulklassen wenden sich öfter mal ans Forstamt, „aber eine Firma war bis jetzt noch nie dabei“. Umso mehr freute sich der Förster, dass die Mitarbeiter einen ganzen Tag unentgeltlich und voller Tatendrang mit anpackten. „Das war eine richtig gute Sache.“

Birgit Weisenberger und ihre Kollegen sahen das ähnlich. „Wir waren froh, dass wir im Mainbernheimer Stadtwald pflanzen durften, da wir mit unseren Familien auch in Zukunft noch hierher kommen und den Wald genießen können.“ Man wolle immer mal wieder nachschauen, wie es den Bäumen geht. Und vielleicht gibt es in der Marktbreiter Niederlassung ja in einigen Jahren sogar mal ein Nussfest. Wer weiß.