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Autor: Diana Fuchs
Diespeck, Mittwoch, 30. Oktober 2019
Aus der Oberpfalz kommt ein Zaubertrank. Ist "Zoigl", das Kommunbier, auch etwas für uns Franken?
Schon als Bub hat Helmuth Bodenstein die Nase gern ins Sudhaus gesteckt. Auf seinem Weg zur Schule kam der gebürtige Burghaslacher, Jahrgang 1947, an einer Brauerei vorbei. „Ich bin öfter zu spät zum Unterricht gekommen, weil ich den Braumeister besucht habe und immer ein Holzscheit ins Feuer der Sudpfanne legen durfte.“ Kein Wunder, dass Bodenstein später selbst eine Leidenschaft fürs Bierbrauen entwickelte. Er wurde zum Ideengeber fürs DFB, das Drei-Franken-Bier. Nun hat er fürs Frankenland wieder eine Bier-Botschaft. Und die kommt ausgerechnet aus der Oberpfalz, dem Reich des Kabarettisten und Musikers Norbert Neugirg, der mit seiner „Altneihauser Feierwehrkapell?n“ ja auch gern mal zum Sturm auf Franken bläst.
Die Oberpfalz soll uns Franken etwas voraus haben? Kann doch nicht sein!
Helmuth Bodenstein: Doch, tatsächlich! Die Kultur rund um den Zoigl – auch Kommunbier genannt – haben die Oberpfälzer uns voraus! Die Stimmung in der Zoigl-Stube, die deftige Brotzeit und die Tatsache, dass Arzt und Arbeiter, Reich und Nicht-so-Reich nebeneinandersitzen und über Gott und die Welt reden – das haben wir Franken in der Form leider nicht.
Aber wir haben Hecken- oder Häckerwirtschaften, Biergärten und -keller!
Bodenstein: Das ist nicht Dasselbe! Da sagen die Menschen nicht automatisch „Du“ zueinander, sie quetschen sich auch nicht einfach gut gelaunt nebeneinander – zumindest nicht, solange noch ein weiterer Tisch frei ist.
Was ist Zoigl genau?
Bodenstein: Zoigl ist ein untergäriges, unfiltriertes und nicht behandeltes Bier, das in Oberpfälzer Kommunbrauhäusern nach althergebrachten Methoden gebraut wird. Über einem Holz- oder Kohlefeuer wird die Würze – das Gemisch aus Wasser und Gerstenmalz – in der Sudpfanne gekocht und dabei gehopft. Die Würze ruht danach genau eine Nacht im offenen Kühlschiff unterm Dach, wo sie erkaltet. Am nächsten Tag wird sie zum Anwesen des jeweiligen Kommunbrauers gebracht. Der setzt dann Hefe zu. Nach etwa zehn Tagen Gärzeit wird das Bier in Tanks oder Fässer abgefüllt, wo es mehrere Wochen reift.