Flüchtlinge: Deutliche Reduzierung oder faire Verteilung?
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Mittwoch, 13. Januar 2016
Wie viele Flüchtlinge verträgt unser Land? Eine Frage, über die nicht nur politisch gestritten wird. Wir haben den beiden Abgeordneten Dr. Otto Hünnerkopf (CSU) und Volkmar Halbleib (SPD) die gleichen Fragen gestellt.
Wie viele Flüchtlinge verträgt unser Land? Eine Frage, über die nicht nur politisch gestritten wird. Wir haben den beiden Abgeordneten Dr. Otto Hünnerkopf (CSU) und Volkmar Halbleib (SPD) die gleichen Fragen gestellt.
Die Antworten von Dr. Otto Hünnerkopf:
Dr. Otto Hünnerkopf: Ich bin auf jeden Fall für eine deutliche Reduzierung der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge. 1,1 Millionen. Flüchtlinge und Asylsuchende im Jahr 2015 konnten zum Beispiel auch nach Aussagen des Vorsitzenden des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Roland Schäfer, zwar unter gemeinsamer Anstrengung von Bund, Ländern und Gemeinden untergebracht werden, aber auch nur, weil die Hilfsbereitschaft unserer Bürgerinnen und Bürger sowie das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen so unvorstellbar groß war. Wir können jedoch 2016 nicht wieder eine Million oder gar noch mehr Menschen bei uns aufnehmen.
Warum?Diese Menschen müssen nicht nur ordentlich untergebracht werden. Der Staat muss Kindergartenplätze, Schulplätze und dergleichen bereitstellen. Das notwendige Personal muss dazu eingestellt, oft erst ausgebildet werden. Wer hier bleiben kann, soll die deutsche Sprache lernen und vor allem in unsere Gesellschaft integriert werden. Hierauf kann sich in so kurzer Zeit kein Staat, keine Gesellschaft einstellen. Wie schwer es für manche Flüchtlinge ist, unsere Rechte anzuerkennen und einzuhalten, wird durch die Ereignisse an Silvester in Köln und einigen anderen Städten deutlich. Die CSU will, dass schon an den europäischen Außengrenzen die Chance auf Asyl ernsthaft geprüft wird. Und wenn Flüchtlinge bis an die deutsche Grenze kommen, dann müssen dort bereits die Menschen abgewiesen werden, die eben keine Chance auf Asyl haben. Schon dadurch würde sich die Anzahl der bei uns ankommenden Menschen erheblich reduzieren.
Ministerpräsident Horst Seehofer hat eine Obergrenze von 200 000 Flüchtlingen in die Diskussion gebracht, sicher mit der Absicht, dass eine deutliche Reduzierung erreicht werden muss. Hierzu gibt es verschiedenste Ansätze. Solche können zum Beispiel sein: Friedensvermittlung in Syrien; deutlich stärkere materielle und strukturelle Hilfe der reichen Staaten für ärmere Länder dieser Welt; aber auch weitere Eingrenzung der Länder, aus denen Asylsuchende bisher anerkannt werden. Wenn es dann 250 000 oder 300 000 Flüchtlinge werden, sind wir schon einen gewaltigen Schritt weiter.
Ich denke, aus meinen bisherigen Antworten wird deutlich, dass es der CSU nicht um genaue Zahlen geht, sondern darum, eine deutlich erkennbare Reduzierung der Flüchtlinge in Deutschland zu erreichen.
Ist der Ruf nach einer Obergrenze populistisch?Ich meine, hier geht es um Pragmatismus. Wir müssen als Politiker unsere organisatorischen, unsere finanziellen und auch unsere personellen, sprich hauptamtlichen und ehrenamtlichen Ressourcen im Blick haben. Und diese sind nicht unerschöpflich.
Was passiert ohne die Einführung einer Obergrenze? Wie kann die Politik die Flüchtlingsmassen sonst bewältigen?Wenn es nicht gelingt, die Zahl der ankommenden Flüchtlinge deutlich zu reduzieren, werden wir von Integration nicht mehr reden können. Wir können nicht in gleichem Maße wie 2015 Geld in die Hand nehmen, Personal für Kindergärten, Schulen, Polizei und so weiter mehren und auch in allen Bereichen unseres Lebens alles, was uns lieb und teuer geworden ist, in gleicher Weise sicherstellen. Nur wenn wir es schaffen, ausreichende Deutschkenntnisse zu vermitteln, Ausbildung zu ermöglichen und Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren kann Integration gelingen. All das könnten wir mit einer deutlich geringeren Anzahl an Flüchtlingen sicher leichter realisieren.