Fix und fertig dank Foxi
Autor: Ralf Dieter
Haidt, Freitag, 23. Oktober 2020
Simone Schellhorn hat vor etwa vier Wochen einen kleinen Siebenschläfer gerettet. Es folgten durchwachte Nächte, aber auch viele schöne Stunden
Foxi ist müde. Er rollt sich gemütlich in seinem kleinen Nest ein und blinzelt noch einmal mit seinen schwarzen Knopfaugen. Ein bisschen dösen tut dem kleinen Siebenschläfer gut – in wenigen Tagen wird er in die Garage umsiedeln. Und dann steht der große Winterschlaf an.
Simone Schellhorn ist eine Tierfreundin. Igel und Vögel hat sie schon als Kind gerettet und groß gezogen, Katzen sowieso. Mit Foxi ist ihr vor rund vier Wochen allerdings ein ganz besonderes Tierchen zugefallen – im wahrsten Sinn des Wortes.
Viele Informationen eingeholt
Simone Schellhorn und ihr Mann Uwe arbeiten in einer kleinen Gießerei in Röttingen. Eines Tages lagen zwei winzige Tierchen auf dem Boden der Halle. „Die müssen aus ihrem Nest gefallen sein“, vermutet Simone Schellhorn. Wo genau sich das Nest befand, konnten die beiden nicht herausfinden. „Vermutlich in der Dämmung.“ Zum Glück liegt gegenüber der Gießerei eine Tierarztpraxis. Doch der Arzt wollte die kleinen Siebenschläfer nicht aufnehmen. „Es sind ja auch Wildtiere“, zeigt Simone Schellhorn Verständnis.
Sehr klein und sehr schwach kamen ihr die beiden Tierbabys, die sie Fix und Foxi taufte, vor. Und tatsächlich: eines starb schon nach kurzer Zeit. Und die Siebenschläfer-Mutter tauchte einfach nicht mehr auf. Also steckte Simone Schellhorn den kleinen Foxi in eine Transportbox mit ganz vielen Blättern und nahm ihn mit nach Hause. Ihre Kinder Leni und Erik freuten sich. Für die Familie begann eine schöne, aber auch sehr anstrengende Zeit.
Bei Tierarztpraxen, in einer Zoohandlung und im Internet informierte sich Simone Schellhorn, was kleine Siebenschläfer so alles zum (Über)Leben brauchen. Sie legte den kleinen Foxi auf eine Waage und errechnete dank seiner zehn Gramm Gewicht den wahrscheinlichen Geburtstermin: Anfang September. Die Haidterin kaufte Insulinspritzen und spezielle Aufzuchtfläschchen, die sie in den ersten Tagen mit Katzenaufzuchtsmilch füllte. Das Pulver musste sie jeweils frisch anrühren. Foxi saugte die Nahrung förmlich in sich auf. Alle zwei Stunden hatte der kleine Siebenschläfer Hunger – für Simone Schellhorn bedeutete das ein paar unruhige Nächte. „War ich von meinen Kindern ja gewohnt“, sagt sie mit einem Lächeln. Nach und nach fraß sich Foxi einen kleinen Siebenschläfer-Bauch an und wuchs bis auf die Größe eines Smartphones heran. Rund 60 Gramm wiegt er mittlerweile. Die Nahrung haben die Schellhorns mit der Zeit umgestellt. Anfangs bekam Foxi Babybrei aus Fruchtgläsern, später gab es artgerechtere Nahrung: Apfelstücke, Erdbeeren, Haselnüsse, Eicheln und Bucheckern. „Sammeln die Kinder hier in der Gegend ein“, freut sich die zweifache Mutter. Auch Tomaten und Kiwi liebt der kleine Mitbewohner. „Eigentlich alles mit Kernen.“ Längst ist Foxi aus seiner Transportbox umgezogen, hat jetzt in einem ehemaligen Kleingehege für Streifenhörnchen genug Platz zum Klettern und Toben. In den Wachphasen ist sein Bewegungsdrang enorm, da kann er auch mal – sprichwörtlich – die Wand hinaufklettern. „Die Fußballen haben sich nach und nach ausgebildet“, berichtet Simone Schellhorn. An deren Ende befinden sich winzige Saugnäpfe, dank derer Foxi an jeder Wand Halt findet.
Winterschlaf in der Garage
Auch das Fell hat sich mit der Zeit verändert, ist jetzt ganz dicht. „In den letzten Tagen ist auch sein Schwanz richtig buschig geworden“, berichtet die Haidterin, die sich an den kleinen Kerl längst gewöhnt hat – was auch umgekehrt zu gelten scheint. „Foxi erkennt mich wohl an meinem Geruch“, sagt die zweifache Mutter. Mit dem Geruch assoziiert er offenbar Sicherheit und Nahrung. Fremde kann er schon mal beißen.
An diesem Wochenende steht für Foxi der nächste Umzug an. In der Garage ist es etwas kühler, aber doch geschützt genug für ihn. Dort steht eine Nisthöhle, in der der kleine Siebenschläfer bis Mai schlafen soll. Wenn alles gut geht, wird er nur zwei- bis dreimal aufwachen, sein Herzschlag wird auf acht Schläge pro Minute runtergefahren.