Fitness ist Freizeit, kein Sport
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Freitag, 14. Mai 2021
Warum sich die Fitnessstudiobetreiber im Landkreis Kitzingen über die Definition ihres Angebotes in Corona-Zeiten ärgern. Und wer trotzdem Gäste begrüßen kann.
Die Unsicherheit war groß. Jetzt herrscht Klarheit. Die dürfte den meisten Betreibern der Fitnessstudios im Landkreis aber auch nicht gefallen – und deren Kunden ebenso wenig.
Seit dem 2. November sind die Fitnessstudios in Bayern geschlossen. Und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Am Mittwoch kam eine lang ersehnte Klarstellung aus München. Demnach ist indoor auch weiterhin kein Betrieb in den Fitnessstudios erlaubt. Die werden in der Zwölften Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung nämlich nicht als Sportstätten, sondern als Freizeiteinrichtungen betrachtet. Und für die gelten andere Regelungen.
Während beispielsweise Gruppen von bis zu 20 Kindern unter 14 Jahren wieder im Freien Sport treiben können und einige Fußballvereine tatsächlich überlegen, wieder ihren Trainingsbetrieb in Kleingruppen aufzunehmen, müssen Fitnessstudios geschlossen bleiben – oder kreative Lösungen finden. Unter freiem Himmel sind im Rahmen der geltenden Kontaktbeschränkungen Trainingseinheiten möglich. Maximal fünf Personen über 14 Jahren aus zwei Haushalten dürften draußen trainieren.
In Nürnberg hat ein Anbieter daraufhin ein Parkdeck gemietet und seine Gerätschaften dort aufgestellt. Auch in Würzburg hatten Studios eröffnet. Kerstin Hirschleb von der Fitnesslounge Balance in Kitzingen empfängt mit ihren Mitarbeitern seit ein paar Tagen auch wieder Kunden. Ein Trainer kommt dabei auf einen Hausstand. Doppelt Geimpfte werden nicht mitgezählt. 60 Minuten dauert eine Einheit in einem der überdachten Bereiche des Studios. Die Nachfrage ist groß. „Wir sind von Montag bis Sonntag ausgebucht“, sagt Hirschleb.
Für Franziska Hack, Leiterin des „clever fit“ in Kitzingen, ist dieses Ungleichgewicht besonders ärgerlich. Sie spricht von einer Grauzone. „Unsere Kunden verstehen nicht, warum manche Studios in Würzburg öffnen und wir geschlossen haben müssen“, sagt sie. Ein Outdoor-Angebot komme bei ihr nicht in Frage, der Aufwand sei viel zu groß, die Gerätschaften müssten jeden Tag ins Freie und wieder hineingeräumt werden. „Eigentlich sind uns die Hände gebunden“, bedauert sie. Dass viele Kunden kein Verständnis für das Hin und Her haben, kann sie gut nachvollziehen. Etliche Kunden hätten ihren Vertrag deshalb gekündigt. „Aber die meisten wollen wieder kommen, sobald wir öffnen dürfen.“ Diese Erfahrung hat auch Diana Schmidt von BodyPower in Kitzingen gemacht. Außer Reha-Sport und medizinisch verordneten Einheiten ging in den letzten Monaten nichts. Diana Schmidt wünscht sich vor allem eine Gleichbehandlung mit den großen Ketten. Einige hätten in den letzten Tagen in den größeren Städten wieder geöffnet, es habe unterschiedliche Regelungen der Kreisbehörden gegeben. „Wir in Kitzingen durften nicht öffnen.“
„Fit +“ ist so eine größere Kette mit derzeit 130 Studios in Deutschland – Tendenz steigend, trotz Corona. 30 neue Studio sollen nach der Pandemie eröffnet werden, alleine sieben davon in Nordbayern. PR-Beauftragte Julia Pawelczyk bestätigt, dass es regionale Unterschiede gegeben hat. In Brandenburg und Hessen sind beispielsweise stundenweise Vermietungen erlaubt worden – in Bayern nicht. Ein Kunde darf bei dem Konzept eine Stunde lang ganz alleine das Studio nutzen. „Völlig Corona-konform“, wie Julia Pawelczyk versichert. Warum das in Bayern kategorisch abgelehnt wurde, sei nicht nachvollziehbar. „In Bayern ist alles irgendwie undurchschaubar“, bedauert Felix Teichmann, der ein „fit + Studio“ in Wiesentheid betreibt. Derzeit gebe es keine Öffnungsperspektive.
Ganz anders stellt sich die Situation bei den Studios der „EMS-Einrichtungen“ dar. EMS steht für Elektro Muskel Stimulation. Ein Training mit einem ärztlichen Attest ist dort erlaubt. Die Betreuung erfolgt 1:1. Ein Trainer steht einem Kunden zur Verfügung. Die Einrichtungen gelten damit nicht als klassische Fitnessstudios.