Filmpremiere in der Heimat
Autor: Nina Grötsch
Kitzingen, Montag, 20. November 2017
Der Kitzinger Oliver Kienle stellt seinen zweiten Kinofilm „Die Vierhändige“ persönlich im Cineworld im Mainfrankenpark vor.
Meistens geht man ins Kino, weil der Lieblingsschauspieler die Hauptrolle spielt, weil der Trailer schon seit Wochen auf den Film neugierig macht oder weil man einfach mal wieder einen netten Kinoabend mit Freunden verbringen möchte. Morgen kann das genauso sein – doch gibt es für alle Kitzinger an diesem Abend einen Grund mehr: Der Regisseur der Kinofilmpremiere „Die Vierhändige“ im Cineworld ist Oliver Kienle. Der 35-Jährige stammt selbst aus Kitzingen, hat seine ersten Filme hier in der Stadt gedreht. Vor Ort im Kinosaal und vorab im Interview verrät er, was er heute macht – und was man noch von ihm erwarten darf.
Frage: In Kitzingen hast Du vor knapp 20 Jahren deine ersten Filme gedreht – mit einer ganz einfachen Videokamera und deinen Kumpels in der Hauptrolle. Jetzt kommst Du als einer der gefragtesten Jungregisseure Deutschlands zurück in die Heimat, um im Cineworld deinen zweiten Kinofilm vorzustellen. Wie fühlt sich das an?
Oliver Kienle: Also erst mal ist das erst gut 15 Jahre her, machen wir uns mal nicht älter als wir sind! (lacht) Komischerweise fühlt sich das aber noch genauso an wie damals. Das ist ja das Schöne an der Heimat und warum ich noch so gerne hier bin: Alles fühlt sich noch genauso an wie früher.
Wenn man dem Trailer glauben kann, ist „Die Vierhändige“ nichts für schwache Nerven. Wie bist Du auf die Idee zu dem Film gekommen?
Oliver Kienle: Der Film ist ja ab 16, also nicht sooo schlimm. Aber wer schon beim Tatort Angstzustände bekommt, sollte sich auf einen richtigen Thriller gefasst machen. Wir haben mehrere Jahre an dem Drehbuch gefeilt. Die Idee dafür rührt aus der Recherche zum Thema Trauma und Verarbeitung, und wie die Seele eines Menschen durch ein Trauma gespalten wird.
Schon bald darf man sich auf noch ein Projekt von Dir freuen: In der Finanz-Thriller Serie „Bad Banks“ warst Du Headautor. Was war die Herausforderung, mal eine Serie anstatt einen Film zu schreiben? Und das Wichtigste: Wann und wo läuft die Staffel an?
Oliver Kienle: Bei einem Film hat man ungefähr 90 Seiten Drehbuch, in denen man sich sehr gut auskennen muss. Bei der Serie hatte ich über 300 Seiten. Das ist schon mal der entscheidendste Unterschied. Jede Änderung, die vor, aber auch noch während des Drehs vorgenommen wird, wirkt sich auf die gesamte Staffel aus. Wenn beim Dreh etwas schiefgeht, also zum Beispiel eine Szene in der zweiten Folge anders gedreht werden muss als geplant, kann es sein, dass du weitere Szenen in Folge vier und Folge sechs umschreiben musst, damit es wieder funktioniert. Da man komplett achronologisch dreht, also nicht Folge für Folge, sondern total durcheinander, wird das eine sehr komplexe Angelegenheit. Wir haben vier Monate in Frankfurt, Luxemburg, Berlin, Leipzig, London und Bahrain gedreht, und ich musste bis zum letzten Drehtag parallel die Drehbücher umschreiben. Das war schon sehr anstrengend und verwirrend. Aber das Ergebnis, das Anfang März auf ZDF und arte laufen wird, war die Mühe definitiv wert!