Feingefühl für Joghurt, Kraft für die Butter
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Montag, 01. Oktober 2018
Am Schulmilchtag werden die Drittklässler der Grundschule Kitzingen Siedlung zu kleinen Laboranten.
Was man selber zubereitet, schmeckt besonders gut. Einen Beweis für diese These lieferten die Drittklässler der Grundschule Siedlung beim Schulmilchtag. Gemeinsam mit Agnes Fleischmann bereiteten sie Butter und Joghurt zu und aßen danach ratzfatz alles auf. Satt und um viel Wissen reicher ging es dann zurück in die Schule.
Agnes Fleischmann ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, ist milchwirtschaftliche Labormeisterin und Hauswirtschaftsmeisterin. Die Fachfrau schlechthin also rund um das Thema Milch. Anlässlich des Schulmilchtages hat sie die Lehrküche im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten kurzerhand in ein kleines Milchlabor umfunktioniert und Schüler der 3a der Grundschule Kitzingen Siedlung und ihre Lehrerin Anja Bank eingeladen zu erforschen, woher die Milch kommt, was sie enthält, was man daraus machen kann und wie das geht.
Dass die Milch aus dem Euter am Bauch der Kuh kommt und dass man an den vier Dingern ziehen muss, um sie rauszuholen, das wussten die Kinder schon. Auch probiert hatten einige Frischmilch schon mal. „Die schmeckt komisch“, fand ein Junge. Die aus dem Supermarkt, die nach Vanille, Banane oder Erdbeere schmeckt, findet er besser.
Zunächst mal lernten die Kinder, woraus Milch überhaupt besteht. Der größte Anteil ist Wasser – darum ist sie flüssig. Das Milchfett ist in kleinsten Tröpfchen darin verteilt. „Das ist auch ein Grund, warum Milch weiß ist“, verriet Agnes Fleischmann. Dazu kommen Vitamine, so winzig, dass man sie nicht sehen kann, Eiweiß zum Muskelaufbau, Mineralstoffe wie Kalzium für die Knochen und Zähne. Außerdem Milchzucker, was der Milch den leicht süßlichen Geschmack gibt.
Bevor es an die praktische Arbeit ging, wurden zunächst die Regeln aufgestellt: Gut Hände waschen, die Haare unter einem Netz verbergen, damit sie nicht im Joghurt oder der Butter landen, die Finger nicht abschlecken und nicht in der Nase bohren. „Es sollen ja keine Bakterien in das Produkt rein“, erklärte die Labormeisterin.
Obwohl das so eine Sache ist mit den Bakterien. Es gibt nämlich nicht nur schlechte, sondern auch gute, wie die Kinder bei der Joghurt-Produktion erfuhren. Dazu braucht man zunächst mal Milch. Entweder die von der Kuh, die vor der Weiterverarbeitung unbedingt auf 85 bis 90 Grad erhitzt werden muss, um die unerwünschten Bakterien abzutöten. Bei der Milch aus dem Tetrapak ist das schon gemacht, mit der kann es gleich los gehen. Die Milch wird auf 40 Grad erhitzt und dann kommen – da staunten die Kinder nicht schlecht – doch tatsächlich Bakterien rein. Gute Milchsäurebakterien nämlich. „Die Milch wird beimpft“, erklärte Agnes Fleischmann. Nicht mit der Spritze, sondern mit einem fertigen Joghurt. Einfach in die warme Milch geben, gut umrühren, das Ganze in Gläser füllen und dann für mindestens sechs Stunden 40 Grad warm halten. Dazu stellten die Kinder die Gläser in den Ofen. „Je länger die Bakterien arbeiten, desto saurer wird der Joghurt“, erfuhren sie, denn die Bakterien wandeln den Milchzucker in Milchsäure um.
Während die Bakterien im warmen Ofen ihre Arbeit verrichteten, war bei der anderen Schülergruppe Muskelkraft gefragt. Ihre Aufgabe war es, Butter herzustellen. Dazu gaben die Mädchen und Jungen Schlagsahne in Schraubgläser und schüttelten so lange, bis sich Klümpchen bildeten. Agnes Fleischmann erklärte, warum das so ist: Durch das Schütteln platzt die Haut um die Fettkügelchen in der Milch auf, das Milchfett kommt raus und pappt sich zu Butterflöckchen zusammen, die immer größer werden. Zum Schluss schwimmt ein ganzer „Batzen“ in einer Flüssigkeit herum – das ist die Buttermilch. Ein Kind probierte eine andere Herstellungsmethode aus, die so mancher daheim schon aus Versehen entdeckt hat: Wenn man Sahne mit dem Handrührgerät zu lange schlägt, wird auch Butter daraus. Wobei die Kinder mit den Schüttel-Gläsern überraschenderweise schneller fertig waren als der Mixer.