Es ist angerichtet
Autor: ktlrd
Kitzingen, Montag, 27. Januar 2020
Restaurant- und Hotelfachkräfte werden gesucht. In der Berufsschule Kitzingen lernen sie ihr Handwerk
Mit Argusaugen werden sie beobachtet. Jeder Griff, jede Geste, jedes Lächeln muss sitzen. Kein Wunder, dass die vier Prüflinge in den Berufen Hotelfachmann/frau beziehungsweise Restaurantfachmann/frau aufgeregt sind. Nach eineinhalb Stunden können sie durchatmen. Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Jetzt steht ihnen die Welt offen.
Zweieinhalb Jahre hat Benjamin gelernt. Im Maritim-Hotel in Würzburg hat er einen Ausbildungsplatz als Hotelfachmann bekommen. Eine Zeit lang will er dort noch bleiben, sich weiter fortbilden. Dann soll es auf große Reise gehen. Ein paar Jahre Arbeiten auf einem Hotelschiff. Das kann er sich vorstellen. „Am liebsten im asiatischen Raum“, sagt er.
Benjamin ist keine Ausnahme. Immer wieder zieht es Absolventen aus der Kitzinger Berufsschule hinaus in die weite Welt. „Dieser Beruf bietet das förmlich an“, weiß Prüfungsvorsitzende Elke Reuß. Zusammen mit der Fachbereichsleiterin für Nahrung/Gastronomie an der Schule, Christina Schlieper, und drei weiteren Prüfern hat sie die Absolventen bei ihrer praktischen Abschlussprüfung genau unter die Lupe genommen.
Stimmen die Laufwege?
Wie wird der Tisch eingedeckt? Wie ist das Verhalten am Gast? Passt das äußere Erscheinungsbild? Liegt das Fleisch auf dem Teller unten, das Gemüse rechts und die Beilagen links? Es gibt vieles zu beachten für die Prüflinge. Wie bei den Profi-Fußballern müssen auch bei ihnen die Laufwege passen. Bloß keine Zusammenstöße, auf jeden Fall zur richtigen Zeit in der Küche sein, um die angerichteten Speisen rechtzeitig auf den Tischen zu platzieren.
Die Prüfer machen sich permanent Notizen auf ihren Bewertungsbögen. Am Ende des Prüfungsessens werden die einzelnen Kennzahlen zu einem Gesamtergebnis addiert. Die Note 4 sollte dann auf jeden Fall herausspringen. Denn damit heißt es: bestanden.
Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Hotel- beziehungsweise Restaurantfachkraft in der Regel. Die große Abschlussprüfung findet dann im Sommer statt. Wer die Lehrzeit abkürzen kann – oder eine Warteschleife drehen muss – der ist schon im Januar an der Reihe. Christoph hat zweieinhalb Jahre Theorie hinter sich. Er hat Marketingaufgaben gelöst, Veranstaltungspläne geschrieben und gelernt, wie man Beratungsgespräche führt. Jetzt kredenzt er den Gästen am Tisch einen Weißwein. Wie es nach der Prüfung weitergeht, ist ihm klar. Eine Zeit lang will er noch in seinem Ausbildungsbetrieb, dem Hotel Leicht in Biebelried, bleiben. Dann möchte er ebenfalls auf Reisen gehen. In der Schweiz, aber auch in England und den USA will er sich fortbilden.
Ein Schritt, den Robert Finster gut nachvollziehen kann. Zusammen mit rund 15 anderen Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben in Stadt und Landkreis Kitzingen war er zum Prüfungsessen geladen und übernahm im Anschluss die Aufgabe, sich im Namen der Gäste zu bedanken. „Wenn irgend möglich, kommen Sie bitte wieder zurück“, appellierte er an die Prüflinge. „Damit Sie Ihre Erfahrungen hier in der Genussregion Mainfranken verwerten.“